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Hitler! Kunstfälschung! Skandal! Die sonst nicht gerade für ausgesprochene Betriebsamkeit bekannten Berliner Behörden können anscheinend durchaus in Aktionismus ausartende Aktivität entwickeln, wenn die richtigen Reizworte im Spiel sind. Und die Medien machen mit. Ausgelöst durch einen Tweet der Berliner Polizei, entwickelten zuerst die Boulevardmedien der Stadt einen Überbietungswettbewerb der Skandalisierung, in den sich bald die vermeintlich seriöseren Medien einschalteten. Ein kleines Berliner Auktionshaus hatte drei mit "A. Hitler" signierte Aquarelle im Angebot. Am Morgen der Auktion erschienen Beamte des LKA, um die Werke zu beschlagnahmen - aufgrund einer Anzeige im Online-Portal Internetwache. Wegen des Fehlens eines richterlichen Beschlusses mussten die Beamten zunächst wieder abziehen. In der Berliner Zeitung gibt es ein Video der Aktion. Erst im zweiten Anlauf waren sie erfolgreich.
In DIE WELT betätigt sich Sven-Felix Kellerhoff, Leitender Redakteur Geschichte, als Kunstmarktexperte und diskutiert unter anderem mit Verweis auf die Hitler-Fälscher Hanisch und Kujau auf die fragwürdige Authentizität der drei Blätter, um zu dem sinnfreien Fazit zu gelangen: "Wer Adolf Hitler zugeschriebene Bilder kauft, muss daher stets mit dem Verdacht leben, sein Geld verschleudert zu haben. Künstlerisch und zeithistorisch haben diese Werke ohnehin keinen Wert. Insofern war die Beschlagnahme der auf jeweils 4000 bis 5000 Euro Mindestpreis geschätzten Bilder konsequent."
Für den Tagesspiegel habe ich versucht, die ganze Angelegenheit mit etwas Abstand zu betrachten.
Über die Arbeit des Graphologen Frank P. Garo aus Pennsylvania, der die Signaturen auf den Aquarellen für echt befunden hatte, hat Ryan Dailey bereist vor einem Jahr im Tallahassee Democrat berichtet.
Die Brafa in Brüssel schafft trotz terminlicher und geographischer Nähe zur Maastrichter Tefaf, was in Deutschland und Frankreich einfach nicht gelingen will: Die Etablierung einer Messe für Kunst und Antiquitäten, die alle Sparten des Kunsthandels unter einem Dach vereint und auch im 21. Jahrhundert funktioniert. Bettina Wolfarth hat sie für die FAZ besucht: "Ihre Ausstellungsstücke umspannen wirklich Jahrtausende, gezeigt wird Kunst, Kunsthandwerk und Design aller Kulturen, von der Prähistorie bis zur Gegenwart. Seit 2013 leitet der Brüsseler Kunsthändler Harold t'Kint de Roodenbeke die Messe und setzt auf eine behutsame, aber stetige Weiterentwicklung. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Besucher, zuletzt 2018 waren es 65000, wobei mit gut 130 Händlern ein optimales Maß noch überschaubarer Vielfalt erreicht worden ist. Für ihre 64. Ausgabe kann die Brafa auch ganz gelassen von den Turbulenzen der Pariser Biennale profitieren und rückt im Spitzenfeld um eine Position nach vorn."
Das herausragende Merkmal der Messe - den Stilmix über Stile und Epochen hinweg - sieht Olga Grimm-Weissert im Handelsblatt vom 25. Januar kritisch, wenn ihn einzelne Händler an ihren Ständen pflegen: "Eine irritierende Tendenz des 'Cross-Collecting' beobachtet man bei Antikenhändlern, deren Objektspektrum quer durch Geschichte und Geografie reicht, wie David Aaron (London) oder Grusenmeyer - Woliner (Brüssel). Letztere bieten auch afrikanische Skulpturen an, was sie besser den Spezialisten überlassen sollten."
Dem Handel mit der in Brüssel omnipräsenten Stammeskunst widmet sich Jan Bykowsky in seinem Beitrag für DIE WELT: "Aber wegen der kolonialen Vergangenheit heute auf das Sammeln von afrikanischen Artefakten verzichten? Nicht nur Yann Ferradin ist dagegen. Natürlich müsse manches restituiert werden, aber: 'Macron hat zu viel versprochen und dabei manche verärgert, die eine differenziertere Lösung suchen.' Besser sei ohnehin, wohlhabende Afrikaner und afrikanische Staaten würden jetzt Kunst kaufen. Und nicht nur die in der Diskussion befindliche afrikanische, sondern auch europäische Kunst. Das sieht auch Inès de Spa von der Galerie Bernard de Grunne Tribal Fine Arts (Brüssel) so. Sie fände es schade, wenn die gesamte afrikanische Kunst aus europäischen Sammlungen verschwände. Ihr Vorschlag: Ein Tausch, sodass auf beiden Kontinenten sowohl afrikanische als auch europäische Kunst zu finden sei. Von möglichen Restitutionsforderungen sieht sie das Angebot ihrer Galerie nicht bedroht. Mit Kunst der Dinka, einer Ethnie im Südsudan, bearbeitet sie ein kaum bekanntes Feld, das durch die Galerie erst erforscht wird."
Für das Artmagazine war ich in Brüssel.
Hauser & Wirth gehört zu den Galerieimperien, in deren Reich die Sonne nie untergeht. Als neunter Standort kommt jetzt St. Moritz dazu. Marcus Woeller hat sich für DIE WELT dort umgesehen. Immerhin zeigt Matriarchin Ursula Hauser in der Somerset-Filiale jetzt ihre Sammlung feministischer Kunst, wie Javier Pes bei Artnet berichtet.
Wie Start-ups den Kunstmarkt verändern, versucht Anne Waak in Monopol anhand einiger Beispiele zu erklären. Dabei ist vielleicht tatsächlich nicht alles Irgendwas-mit-Kunst-im-Internet. AucArt, New Blood Art und Singulart heißen die Plattformern, die versuchen, etablierten Playern wie Artnet oder Artsy mit mehr oder wenigen orignellen Geschäftsmodellen (Akademieabgänger!) Marktanteile streitig zu machen. Besonders hübsch auf der Webseite von Artland, das originellerweise Galerien und Sammler zusammenbringen will: Im 15-köpfigen Team des dänischen Unternehmens findet sich eine Frau, die - wie sollte es anders sein - für Kommunikation zuständig ist. Different different but same. Einen etwas anderen Weg geht die im Text nicht erwähnte Berliner Sammlerin Gudrun Wurlitzer, deren neue Seite Artcrater vor allem Sammlern eine Plattform für den diskreten Handel untereinander bieten soll. Auch ausgewählte Händler sollen nach den Worten der Gründerin zugelassen werden.
Zwei Drittel der britischen Künstler verdienten laut Frieze mit ihrer Kunst weniger als 5.000 Pfund im Jahr, habe eine neue Studie des Arts Council England (PDF Download) herausgefunden.
Vor Altersarmut warnt derweil der Düsseldorfer Rat der Künste, mit deren Vertretern Inge Hufschlag ein Interview für die Westdeutsche Zeitung geführt hat.
Die erfolgreiche und gütliche Einigung über die Restitution eines Gemäldes von Egon Schiele beschreibt Olga Kronsteiner ausführlich im Handelsblatt vom 25. Januar: "Um den Schatten seiner Vergangenheit bereinigt, wechselte es für umgerechnet rund 22 Millionen Euro den Besitzer. Der Erlös wurde unter den Erbengemeinschaften aufgeteilt. Für Auktionshäuser mag die Vermittlung solcher Einigungen mittlerweile zum Geschäft gehören. Dennoch sind Privatrestitutionen in den vergangenen Jahren die große Ausnahme geblieben. Bekanntlich haben Eigentümer von Kunstwerken mit problematischer NS-Vergangenheit das Recht auf ihrer Seite. Nur wenige sind willens, sich mit Erben jüdischer Vorbesitzer zu einigen. Das benötigt Zeit, weniger Monate als Jahre, weiß Andrea Jungmann [Sotheby's Geschäftsführerin Österreich] aus Erfahrung. Und auch, dass das Vererben eines Problems an die nächste Generation niemals eine Lösung sein wird."
Der des Diebstahls eines Gemäldes von Auguste Renoir aus der Dorotheums-Vorbesichtigung Ende letzten Jahres Verdächtige 59-jährige Ukrainer ist laut einer ORF-Meldung von den Niederlanden an Österreich ausgeliefert worden. Die beiden Mittäter sowie das Bild selbst seinen weiterhin verschwunden.