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Kobels Kunstwoche

Miami; Foto Stephan Zilkens
Miami; Foto Stephan Zilkens
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 50 2018

Von "robust sales" zur Eröffnung der Art Basel Miami Beach berichten Annie Armstrong und Sarah Douglas für Artnews. In diesem Reich der Sprechblasen rangiert das immerhin zwei Stufen unter der Bestmarke, nach "frantic" und "buoying". Wenn es überhaupt etwas besagen will. Die komplette Miami-Berichterstattung des Magazins ist hier nachzulesen.

Zeichen einer Marktabkühlung hat Alexander Forbes in Miami für Artsy ausgemacht. Er belegt seine These mit zahlreichen Zitaten von Blue Chip-Galeristen, die dem Abschwung zumeist natürlich auch etwas Gutes abzugewinnen suchen. So seien die Verkäufe zwar schleppender, aber das hieße ja nicht, dass sie nicht trotzdem stattfänden. Es dauere nur länger. Was man halt so sagt, wenn es nicht so gut läuft. Ein Trend scheint allerdings darin zu bestehen, dass vor allem die sehr hochpreisige Handelsware unter der Zurückhaltung leide, während die zwar (in absoluten Zahlen) günstigeren, aber spekulativeren Erstverkäufe sich größerer Beliebtheit erfreuten.

Das, worüber nicht so gerne gesprochen wird, thematisiert auch Gerhard Mack in der NZZ (kostenlose Anmeldung erforderlich): "Natürlich geht es bei einer Kunstmesse auch um Verkäufe. Die Händler, die die Messe tragen, müssen sich refinanzieren. Kerry James Marshall aus Chicago, selbst einer der hochpreisigen Künstler, hat dazu ein Bild mit Auktionsergebnissen geschaffen. Dass dieser Handel immer schwieriger wird, ist seit langem Gesprächsstoff unter Galeristen. Und dass dieses Jahr manche nicht nach Miami gefahren sind, weil die Rechnung für sie nicht mehr aufgeht, unterstreicht die Dringlichkeit des Problems."

In der deutschen Berichterstattung ist ein Hauptthema die abgeschlossene Renovierung des Convention Centers, so für Barbara Kutscher im Handelsblatt vom 7. Dezember: "Die Messe sieht gut aus, ein großzügigeres Layout bietet willkommene Verbesserungen wie breitere Gänge und zusätzliche Verschnaufzonen mit bequemen Sitzgelegenheiten. Und es gibt gute Neuigkeiten für junge Galerien. Um ihnen eine Teilnahme zu erleichtern, wurden die Gebühren für die ersten zwei Jahre ermäßigt. Aber danach müssten sie auf eigenen Füssen stehen können. 'Schwimmen oder Untergehen', so umschreibt es [ABMB-Direktor] Horowitz."

Ein Loblied auf den Neoliberalismus singt Eva Karcher im Tagesspiegel: "Kapital, das in immer größeren Mengen in die Kunst und ihren Markt fließt, ist smart. Es ist humaner und sozialer als viele andere Wertanlagen, denn Sammler und Käufer von Kunst, gerade neue und jüngere, haben häufig den Ehrgeiz, ihre Erwerbungen relativ zeitnah öffentlich zugänglich zu machen. In Privatmuseen, als Schenkungen oder Leihgaben. Sie sammeln auch nicht mehr für die Ewigkeit, sondern schichten immer wieder um, kaufen und verkaufen auf Auktionen und privat, nicht zuletzt auf Messen. Kapital, das in Kunst fließt, ist auf diese Weise auch dynamisch geworden und damit eine immer stabilere Wertanlage. Vor diesem Hintergrund sind Miamis Großsammler, Rubell, Cisneros Fontanals, Mora, Scholl, Martin Margulies, Rosa de la Cruz, Craig Robins und etliche andere mit ihren gigantischen Kollektionen in ehemaligen Industriehallen Pioniere für jene Initiativen, die Immobilien, Städte oder ganze Regionen mit Hilfe von Kunst entwickeln. Sie finden sich überall, von Frankreich über die Emirate bis nach China. Zudem macht Kunst nicht nur die Vermögenden vermögender, sie nährt auch zahlreiche Dienstleister, von den Hoteliers bis hin zu Spediteuren."

Bettina Wolfarth fallen in der FAZ einige Dreckecken auf: "Es gibt allerdings auch Stände, an denen kein weiterer Gedankengang in der Anordnung ablesbar ist - außer, mit etwas möglichst Spektakulärem aufzuwarten. Was keine Überraschung bei Gagosian ist, aber bei Eva Presenhuber, Zürich und New York, doch erstaunt [...]. Das mag der Miami-Effekt sein - einer Schau, für die manche Galerien eben doch eher das Ins-Auge-Springende aufbauen."

Was waren das doch für unbeschwerte Zeit, damals in den 70ern, als sich noch nicht alles ums Geld drehte: Für Artnews hat Judd Tully Heldengeschichten des amerikanischen Sammlers Martin Z. Margulies aus der Frühzeit des Kunstsammelns aufgezeichnet. Den Funken der Leidenschaft habe bei ihm als junger Immobilienentwickler die erste Auktion zeitgenössischer Kunst im Jahr 1973 entfacht, als Sotheby's die Sammlung von Robert C. Scull versteigerte: "Ich sagte zu mir selbst, 'Diese Leute, die da kaufen, das sind schlaue Menschen. Sie sind Geschäftsleute und sie stecken ihr Geld in etwas.'" So sieht wahre Liebe zur Kunst aus!

Wie der Autohändler Norman Braman (unter anderem der größte BMW-Importeur der USA) die Art Basel nach Miami Beach holte, erzählt Nate Freeman bei Artsy.

Worum es in einer bestimmten Gegend der Kunstwelt geht, führt immer wieder eindrücklich The Art Gorgeous vor Augen. Aktuell widmet das Online-Magazin Fotostrecken den bestangezogenen Menschen auf der Art Basel Miami Beach, den besten Anmach-Sprüchen auf der Art Basel Miami Beach sowie die aktuell zwölf spannendsten Galerien. Das ist doch genau das Umfeld, in dem man sich ernstgenommen fühlt.

Ist das Wissenschaft oder Marktforschung? Die meistinstagrammierten Kunstwerke der Art Basel und der Frieze haben Ahmed Elgammal und Doug Woodham für Artsy aus 66.000 Bildern herausgefiltert. Herausgekommen ist eine beeindruckende Sammlung des Immergleichen. Das erinnert an die Milliarden Fliegen, die einem Sinnspruch zufolge nicht irren können.

Online kommt! Eine Mehrheit der 175 von der UBS befragten Kunstsammler und High Net Worth Individuals (HNWI) würde Kunst kaufen, die sie nur aus Abbildungen im Internet kennen, berichtet Alex Greenberger bei Artnews. Das seien doppelt so viele wie im letzten Jahr.

Die Fetischisierung von Gegenständen stecke letztlich auch hinter den abgehobenen Preisen, die für Kunst gezahlt werden, vermutet Philipp Meier in der NZZ: "Was bei Markenobjekten der Kult um die Exklusivität ist, die auf ihren Konsumenten übergehen soll, stellt im Falle der Kunst der Geniekult dar, der auf den Besitzer eines Werks abstrahlt. Wir überhöhen da Vinci, van Gogh, Cézanne oder Rothko zu Kunst-Göttern, die wir verehren können. Und wir stilisieren Louis Vuitton oder Patek Philippe zu Kunst-Ikonen, die allein magisch aufgeladene Objekte hervorzubringen vermögen. Um Kunst zu verklären und zu überhöhen, wird kein Aufwand gescheut, wie ein Blick auf Kunstmarkt und Museen zeigt."

Die Kölnmesse betreibt mittlerweile drei Kunstmessen. Für das Handelsblatt habe ich mit dem Messechef Gerald Böse und dem Art Cologne-Direktor Daniel Hug gesprochen, der seiner Veranstaltung eine Schrumpfkur verordnet hat: "Die kritische Mindestgröße für international aufgestellte zeitgenössische Kunstmesse sieht Hug bei mindestens 120 Galerien. Die nächste Ausgabe der Art Cologne erreicht im zeitgenössischen Teil ungefähr diese Zielgröße. Hinzu kommt die Klassische Moderne. Für internationales Publikum sei Köln aus einem weiteren Grund interessant: 'Für ausländische Sammler ist die Art Cologne unter anderem deshalb interessant, weil sie hier nicht Schlange stehen müssen, um einen Gerhard Richter zu kaufen.'"

Die Garage in Moskau ist eine der letzten Orte für abweichende Meinung und Kreativität in der "gelenkten Demokratie" Russland. Den nunmehr zehn Jahre währenden Drahtseilakt würdigt Kerstin Holm in der FAZ: "Es scheint nur paradox: In Russland, das sich konservativ positioniert und kritische Künstler ins Gefängnis wirft, geht es dem modernen Kunstpalast, wo internationale Stars, aber auch abgestrafte Landsleute gewürdigt werden, prächtig. Das Museum Garage im retro-verschönerten Gorki-Park ist Glamour-Treffpunkt, Bildungsinstitut und Freiheitsoase in einem. Der sowohl putintreue als auch wohlweislich im Ausland lebende Oligarch Roman Abramowitsch, der das Haus mit seiner in Amerika aufgewachsenen Ex-Frau Darja Schukowa vor zehn Jahren gründete, hat mit dem weitläufigen Bau von Rem Koolhaas einen Raum geschaffen, in dem die Interessen der Kreativen und der Macht sich überschneiden."

Die ausgerechnet in der Klassischen Moderne mittelprächtig verlaufene Auktionswoche der Villa Grisebach fasst Christian Herchenröder im Handelsblatt vom 7. Dezember zusammen: "Mit brutto 22,5 Millionen Euro wurden anderthalb Millionen weniger als im Herbst 2017 eingenommen. Darin ist die vorab versteigerte Zeichnungensammlung des Grisebach-Gründers Bernd Schultz enthalten. Das 'Orangerie'-Programm fehlte diesmal, aber es soll ebenso wie das 19. Jahrhundert, das der zum Verlagsleiter mutierte Florian Illies mit Erfolg betreute, auch in Zukunft gepflegt werden. Eine neue Gesellschafterin ist mit der 30-jährigen Diandra Donecker seit dieser Woche benannt. Donecker betreute bislang die Fotografie-Auktionen."

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung