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Kobels Kunstwoche

Enes Secilmis & Melis Cantürk Enes Secilmis & Melis Cantürk, It's not a Show; frei via creativesforukraine.com
Enes Secilmis & Melis Cantürk Enes Secilmis & Melis Cantürk, It's not a Show; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 50 2022

Die Lokalpolitikerhoffnungen, Miami könnte sich zur Hauptstadt der NFTs aufschwingen, dürfte erst einmal dahin sein, bemerkt Georgina Adam im Art Newspaper: „Und der Markt für NFTs ist ebenso dramatisch eingebrochen - laut Non-Fungible.com lag das Verkaufsvolumen im November bei 9 Millionen Dollar, verglichen mit 93 Millionen Dollar nur sechs Monate zuvor. [Zu dem Zeitpunkt herrschte schon längst der Kryptowinter.] Übrigens scheint all dies die viel gepriesene Theorie, dass es eine umgekehrte Korrelation zwischen NFTs und Kryptowährungen gibt, zunichte gemacht zu haben. Dieses Jahr wurden die NFT-Initiativen in Miami stark zurückgeschraubt. Zugegeben, es gab einige Veranstaltungen wie die Eröffnungspartys für Moonbirds und Pudgy Penguins, und einige Galerien wie Pace Verso setzten ihre Initiativen fort. Aber im Vergleich zum letzten Jahr war die Luft definitv raus. [...] Aber es gibt ein noch größeres Problem. Ein weiteres potenzielles Opfer der [Krypto-]Kernschmelze ist die gesamte Bewegung des Effektiven Altruismus (EA). Dieser ermutigt, kurz gesagt, die Menschen, riesige Geldsummen zu verdienen, um sie dann für gute Zwecke zu spenden, insbesondere für 'effiziente' Wohltätigkeitsorganisationen.“ Letzteres klingt wie eine aufgehübschte Trickle Down-Theorievariante aus der Mottenkiste der Reagonomics.

Wenn eine Gestalt wie der Comedian, Life- und Finanzcoach Mike Hager, der schon so bahnbrechende Bücher wie „Geld allein ist auch eine Lösung: Erstaunlich einfache Wahrheiten über Wohlstand und Reichtum – Wie du wirklich finanziell frei wirst “ publiziert hat, „NFT – Das Magazin“ lanciert, weiß man, dass allerspätestens jetzt der Zeitpunkt zum Aussteigen gekommen ist.

Im Rahmen einer ansonsten erfolgreichen Auktionswoche floppte bei Van Ham in Köln wenig überraschend eine Sparte, hat Christiane Fricke für das Handelsblatt herausgefunden: „Was mit Herzblut beworben und allen nur erdenklichen Mitteln – dazu gehörte auch ein Workshop – erklärt wurde, erzielte das am wenigsten erfreuliche Ergebnis: die „digitale Kunst“ mit NFT-Zertifikat. Von den 15 eigens und exklusiv für die Auktion bei Van Ham produzierten Werken, die am 30. November ausgeboten worden waren, konnten nur fünf zugeschlagen werden, darunter Arbeiten von Banz & Bowinkel und Tim Berresheim. Und zwar zu Euro-Preisen um die Taxen herum. Das ist ein herber, angesichts der Entwicklungen auf dem Kryptomarkt jedoch fast erwartbarer Rückschlag, der indes zunächst nicht kommuniziert wurde. Ursprünglich waren weder die Ergebnisse in den einschlägigen Listen vermerkt, noch verlor Markus Eisenbeis im soeben fertiggestellten Jahresbericht 2022 dazu ein Wort. Zu Unrecht. Denn den nicht gerade innovationsscheuen und investitionsbereiten Unternehmer zeichnet es aus, neue Wege auszuprobieren, auch wenn sich dies zunächst nicht auszuzahlen scheint.“

Währenddessen meldet Ketterer aus München Rekordzahlen. In einer Pressemitteilung heißt es: „Mit dem Erlös von € 59 Millionen im zweiten Halbjahr 2022 erzielt das Unternehmen zum neunten Mal in Folge das beste Saisonergebnis der Branche in Deutschland. Gleichzeitig überspringt das Auktionshaus souverän mit seinem Jahreserlös erstmals die € 100-Millionen-Marke und bestätigt mit der Summe von € 103 Millionen nicht nur zum wiederholten Mal Platz 1 im deutschen Kunstversteigerer-Ranking, sondern festigt auch seine Top-Position unter den internationalen Häusern. Insgesamt 13 Erlöse über der Millionen-Euro-Marke sowie zusätzliche 163 Ergebnisse im sechsstelligen Bereich runden das sensationelle Gesamtbild ab.“ Die Gesamtsumme setze sich aus Saal- und Online Only-Auktionen sowie Private Sales zusammen.

Licht am Ende des Tunnels des Altmeistermarkts hat Stephanie Dieckvoss bei den Auktionen in London für das Handelsblatt gesehen: „Die Auktionen mit Alten Meistern in London stellen wieder Rekorde auf. Das hat es schon länger nicht mehr gegeben. Vor allem marktfrische Stillleben und Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert kommen bei Sammlern an – wenn die Provenienz stimmt. Arbeiten mit Motiven, die nicht den Zeitgeist treffen, wie Porträts, frühe Italiener oder Skulptur, haben es aber immer noch schwer, Käufer zu finden. Die Käufer kommen vor allem aus den USA, asiatische Käufer halten sich weitgehend zurück. Das erklärt auch, warum die Highlights der Saison in London zwar ausgestellt wurden, aber erst im Januar in New York unter den Hammer kommen. London muss sich trotz der jahrhundertealten Tradition des Altmeisterhandels mit kleineren Arbeiten begnügen.“

Frieze und Art Basel haben Maßnahmen ergriffen, um ihren CO2-Fußabrdruck zu messen und zu verringern. Dabei seien allerdings nicht die Kunstmessen das größte Problem, erklären Anny Shaw und Scott Reyburn im Art Newspaper: „Wohlhabende Sammler neigen nicht dazu, billig zu reisen, und diejenigen, die in der Ersten Klasse fliegen, haben Berichten zufolge einen mehr als neunmal größeren CO2-Fußabdruck als diejenigen, die in Economy reisen. Das Global Carbon Project schätzt, dass die CO2-Emissionen der USA im Jahr 2022 um 1,5 % steigen werden, wofür vor allem der Anstieg der Flugreisen verantwortlich ist. Internationale Messen scheinen dazu bestimmt zu sein, ein unverzichtbarer Bestandteil des luxuriösen Lebensstils wohlhabender Kunstsammler zu bleiben. Organisatoren und Aussteller ergreifen weiterhin lobenswerte Maßnahmen, um den CO2-Fußabdruck dieser Veranstaltungen zu verringern, aber es gibt immer noch einen Elefanten im Raum, und der hat sehr große, sehr umweltschädliche Flügel.“

Die Kollateralschäden der Klimaproteste in Museen beträfe nicht nur diese selbst, sondern auch Besucher, Leihgeber, Steuerzahler und Versicherer, erklärt dpa: „Problematisch sei aber nicht nur der künftig wohl erschwerte Zugang zu Kunstwerken durch verschärfte Eingangskontrollen, sondern auch Einschränkungen für Ausstellungen. 'Wir wissen, dass auch Privatpersonen zurückhaltender werden, weil sie Sorge haben, dass das eine unverglaste Objekt, das sie als Leihgabe einliefern, möglicherweise genau das Objekt ist, was den nächsten Angriff erlebt', sagt Wolzenburg [Leiter Allianz Kunstversicherung]. Aus seinen Gesprächen erfahre er, dass die radikalen Aktionen der Klimaschützer sowohl von den Museen, aber auch von allen Kultur- und Kunstliebhabern strikt abgelehnt würden. [...] Die Gruppe 'Letzte Generation' handele zum Schaden der Kunst und nutze diese 'als Katalysator', um ihre Ziele und Botschaften in die Öffentlichkeit zu bringen. 'Da wurde eine Grenze überschritten', sagt Wolzenburg.“ Die Aktivisten sehen das nach wie vor anders: „Ein Sprecher der Klimaprotest-Gruppe 'Letzte Generation' hält die Kritik an den Aktionen angesichts der zu befürchtenden Folgen der Klimakatastrophe für unangemessen. 'Worüber reden wir und empören wir uns – dass etwas auf ein Bild geflogen ist oder darüber, dass uns die Lebensgrundlagen schlicht genommen werden', sagte er.“ Mit diesem mantraartig vorgebrachten Totschlagargument lässt sich allerdings so gut wie jede Aktion rechtfertigen. Auf die Kritik geht der Aktivist hingegen mit keiner Silbe ein.

Die Uni Heidelberg verfügt über eine Sammlung von Kunstfälschungen, damit angehende Kunsthistoriker auch daran ihr Auge schulen können, hat Hubertus Butin für die FAZ vom 10. Dezember erfahren: „Die Studierenden können solche Objekte somit selbst in die Hand und unter die Lupe nehmen, stilkritisch und materialtechnisch untersuchen und die Provenienz recherchieren. auf diese Weise bilden sie ihre eigene Kennerschaft aus, unterstützt von Experten unterschiedlicher Fachbereiche. Die Forschungsergebnisse werden anschließend in einer universitätsinternen Datenbank festgehalten. Von der Initiative des Instituts profitieren nicht nur Wissenschaftler und Sammler, sondern auch der Kunsthandel, ein mögliches späteres Berufsfeld der studierenden.“

Der Streit um die Versteigerung eines Werks von Wassily Kandinsky durch Villa Grisebach sei noch nicht beendet, berichtet Monopol: „Das polnische Kulturministerium hatte die Warschauer Polizei aufgefordert, den Diebstahl bei Interpol zu melden, nachdem das Auktionshaus die Verteigerung des Aquarells bekannt gemacht hatte. Im Kunstdiebstahlreport der international agierenden Organisation IFAR ist er jedoch bereits seit 1985 verzeichnet. Anders als etwa in der Schweiz gilt in Deutschland für gestohlene Kunstwerke die Verjährung des Rückgabeanspruchs nach 30 Jahren. Das ist jedoch nicht der Fall, sollte der Käuferin oder dem Käufer die Unrechtmäßigkeit des Erwerbs bewusst sein, sollten sie also, wie es im BGB heßt 'nicht in gutem Glauben' sein. Ausgeschlossen werden kann dieser Fall, wenn der Verkauf durch ein Auktionshaus durchgeführt wurde. Ein Umstand, auf den sich auch Grisebach bezieht, wenn auf die Londoner Versteigerung 1984 hingewiesen wird. Bis der Fall geklärt ist, wird die weitere Abwicklung durch Grisebach nach Auskunft des Auktionshauses gegenüber Monopol ausgesetzt.“

Köln und Hamburg restituieren jeweils größere Mengen Raubkunst an Nigeria, meldet dpa.

Der 90-jährige Maler Gerhard Richter wechselt von einer Groß- zu einer Megagalerie, meldet Monopol: „Bisher hat Richter eng mit der Galerie Marian Goodman zusammengearbeitet, wird sie nun aber nach 37 Jahren zugunsten von Zwirner verlassen, wie eine Mitarbeiterin von Goodman gegenüber Monopol bestätigte. Auf deren Website ist der Künstler weiterhin gelistet, man biete noch Werke von Richter an, hieß es von der Galerie, und agiere auf dem Sekundärmarkt. 2020 hatte Richter angekündigt, nicht mehr malen zu wollen. Im Frühjahr 2022 waren jedoch bereits neue Bilder in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zu sehen gewesen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung