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Rechnen müsste man können. Auf der FAZ-Kunstkonferenz "Public Private Partnership - Beförderung und Schutz von Kulturgut?" verteidigte Kulturstaatsministerin Monika Grütters das Kulturgutschutzgesetz mit teilweise eigenwilligen Argumenten. Zum Für und Wider eines in Deutschland nicht vorgesehenen Vorkaufsrechts des Staates erklärte sie mit Blick auf Großbritannien: "Mit der britischen Regelung, dass ein privater inländischer Käufer innerhalb von sechs Monaten ein konkretes Angebot abgeben muss, scheitert nämlich regelmäßig der Ankauf im Inland. Die Abwanderung muss dann genehmigt werden. Den 'fair market value' legt - in Deutschland undenkbar! - der Minister fest...! Großbritannien hat 2012 und 2013 Kunst für 11,3 Millionen Pfund angekauft, aber Kunst im Wert von rund 340 Millionen Pfund ziehen lassen. Günstiges bleibt, Teures geht. Ein für die Museen und für die Bürger trauriges Ergebnis... In Deutschland dagegen hat die Kulturstiftung der Länder, 1988 zur 'Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur nationalen Ranges' gegründet, bisher rund 170 Millionen Euro eigene Mittel ausgegeben, aber unter Beteiligung des Bundes und privater Geldgeber für 625 Millionen Euro angekauft." Die Beherrschung des Dreisatzes genügt, um darauf zu kommen, dass die Kulturstiftung der Länder damit im Schnitt ungefähr genau so viel ausgegeben hat wie Großbritannien. Das ist tatsächlich traurig, wenn man Großbritannien als Negativbeispiel darstellt. Der Bitte um Nachweis des Zahlenmaterials wollte die Referentin der Ministerin auf Nachfrage nicht nachkommen.
Das Fazit einer um die Praxis des Gesetzes zentrierten Diskussion, die von dem Münchener Auktionshaus Karl & Faber und BLAU veranstaltet wurde, zieht Marcus Woeller in DIE WELT: "Am Ende blieben Fragen stehen: Können sich die Händler und Sammler überhaupt rechtmäßig verhalten? Und kann vom Bürger gefordert werden, die Sorgfaltspflichten zu erfüllen, obgleich der Bund seiner Verpflichtung noch nicht nachgekommen ist?"
Ihre Besuche auf der Tefaf in New York und der Cofa in Köln haben Susanne Schreiber im Handelsblatt vom 25. November über den Umbruch im Markt für Alte Kunst nachdenken lassen: "Alles ist erlaubt nur keine Langweile. Der Leitspruch für Journalisten gilt auch für Antiquitätenhändler. Sexy müssen die Zeugen zurückliegender Epochen sein, wenn neue Käufergruppen erschlossen werden sollen. Was - nebenbei gesagt - dringend erforderlich ist, da sich der Markt für Alte Kunst im Umbruch befindet. Kunstwerke müssen heute Geschichten erzählen und sollten den Betrachter verblüffen. Das wird in Zukunft für den Sammlernachwuchs noch wichtiger sein als eine museale Erhaltung oder die berühmte Provenienz. Denn Kunst ist Kommunikation. Wer in privaten oder geschäftlichen Räumen einen originellen Alten Meister, ein auffälliges Möbelstück oder gar ein Wunderkammer-Objekt präsentiert, ist nie um einen Gesprächseinstieg verlegen."
Russische Käufer von Alter Kunst und Kunsthandwerk haben Christian Herchenröder bei Lempertz und Christiane Fricke bei Van Ham in Köln für das Handelsblatt vom 25. November ausgemacht.
Die FAZ vom 26. November gönnt sich eine ganze Kunstmarkt-Ausgabe nur mit Auktionsberichten, die Vorschau auf die Jubiläums-Veranstaltung bei Villa Grisebach von Brita Sachs ist kostenlos online: "Vom 30. November bis zum 3. Dezember geht mit exakt 1517 Kunstwerken die umfangreichste und mit einem mittleren Schätzwert von rund 29 Millionen Euro auch ehrgeizigste Offerte in der Geschichte des Berliner Hauses übers Pult."
In der Berliner Morgenpost halten Bernd Schultz und Florian Illies als Interview mit Gabriela Walde und Jan Draeger getarnte Elogen aufeinander. Quasi nebenbei erklärt Illies zur mittelfristigen Strategie des Hauses: "in der Perspektive von fünf Jahren muss die Kunst nach 1945 bei uns genau so ein Gewicht haben wie die Klassische Moderne. So dass man die beiden Sammlergenerationen hier einladen kann und beide sich hier aufgehoben fühlen."
Marcus Woeller erklärt die neue Aufgabenverteilung in DIE WELT: "Das 19. Jahrhundert betreut Florian Illies als Experte. Mit dem kommenden Jahr übernimmt er zusätzlich die Verantwortung für die zeitgenössische Kunst. Außerdem tritt er die Nachfolge von Bernd Schultz an und wird gemeinsam mit Micaela Kapitzky (die bereits seit 2005 in leitender Funktion ist) die Geschäfte von Grisebach führen und als Sprecher nach außen vertreten. Schultz wird sich als Mehrheitsgesellschafter aber weiterhin Gehör verschaffen."
Warum sich Sotheby's und Christie's untypisch für Duopolisten verhalten und sich hartnäckig einen ruinösen Wettkampf um prestigeträchtige Einlieferungen liefern, untersucht Don Thompson für Artsy. Bei Sotheby's hat er zaghafte Versuche ausgemacht, dieses Rad zurückzudrehen, auf die Christie's aber offensichtlich nicht eingehe. Daher sei Sotheby's dazu übergegangen, seine Dienstleistungspalette zu erweitern. Während Finanzdienstleistungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien, setze man mit der Akquise von Amy Cappellazzos Firma Art Agency, Partners und des Mei Moses Index mehr auf Beratung.
40 Jahre nach der Veröffentlichung des Sex Pistols-Songs "Anarchy in the UK" hat der Sohn von Malcolm McLaren und Vivienne Westwood, Joe Corré, ein Schiff voll mit geerbten Memorabilia abgefackelt. Nachzulesen in einer dpa-Meldung, unter anderem bei Monopol.
Die Pariser Zunft der Kunst- und Antiquitätenhändler zerfleischt sich weiter munter selber. Laut einer Pressemitteilung ersetzt Mathias Ary Jan den bisherigen Präsidenten des Syndicat national des Antiquaires Dominique Chevalier, der selbst den vor nicht allzu langer Zeit aus dem Amt geworfenen Chistian Deydier abgelöst hatte. Teilaspekte der Geschichte hat Beatrice de Rochebouet für den Figaro zusammengetragen. Allerdings fehlt hier wie in der Pressemitteilung ein Hinweis auf Jean-Daniel Compain, der gerade erst im Frühjahr von Reed Expositions gekommen war, die für einige Monate mit der Organisation der Biennale des Antiquaires betraut waren. Nach der plötzlichen Trennung blieb Compain, ist jetzt aber auch nicht mehr dabei. Eine Anfrage, ob die Personalwechsel geplant waren und nach dem Verbleib Compains blieben unbeantwortet.
Miami dürfte der einzige Ort auf der Welt sein, an dem so etwas denkbar ist: Eine über 20 Meter breite Butzenscheibe mit heroischen Sozialismus-Motiven von Richard Otfried Wilhelm soll dort zeitgleich zur Art Basel Miami Beach in einem angemieteten Gebäude gezeigt und zum Verkauf angeboten werden. Das Glasbild sei im Auftrag Erich Mielkes für das Ministerium für Staatssicherheit angefertigt worden, berichtet Nina Siegal in der New York Times. Geforderter Preis: 21,4 Millionen US-Dollar.
Welch immensen Kostenblock die Teilnahme an Kunstmessen für Galeristen darstellen, hat Astrid Mania für die Süddeutsche Zeitung vom 26. November recherchiert. So koste ein Quadratmeter eines regulären (nicht vergünstigten) Standes auf der Art Basel Miami Beach 840 US-Dollar, auf der Art Basel Basel 790 Franken, auf der Art Cologne 340 Euro und auf der Art Karlsruhe ab 150 Euro.
Angeblich kürzlich entdeckte Zeichnungen Vincent van Goghs werden gerade in einem weltweit veröffentlichten Buch vermarktet. Herbert Pfortmüller erörtert in der NZZ mögliche Konsequenzen, sollten sich die Skizzen als echt oder falsch herausstellen: "Es ist ein Kampf der Interessen, und der Preis ist Geld. Viel Geld. Sollten die fraglichen Blätter echt sein, stehen die Interessen derer, die den Schatz bisher gehütet haben, auf dem Spiel. Dann natürlich die Interessen der prominenten Van-Gogh-Experten (pro) sowie des Van-Gogh-Museums (contra), diejenigen der Herausgeber und schliesslich die Interessen der Verlage, allesamt letzten Endes, von etwas Ehre und Prestige abgesehen, ausschliesslich geldwerte Interessen. Juristisch hat dabei niemand etwas zu befürchten, schon gar nicht etwa aus urheberrechtlicher Sicht, denn Vincent van Gogh ist schon länger als siebzig Jahre tot, und damit sind die Urheberrechte an seinen Werken längst erloschen."
Stefan Koldehoff stellt in der ZEIT vom 24. November eine ganze Reihe Fragen an die Blätter, während andere schon zu einem viel früheren Zeitpunkt die Recherchen eingestellt hätten: "Einige der nun als Neuentdeckung vermarkteten Zeichnungen wurden bereits vor fünf Jahren über eBay zum Kauf angeboten - Einstiegspreis: 80 Dollar."
Über ein Experiment belgischer Wissenschaftler dazu, wie bereitwillig Kunstexperten auf Fälschungen hereinfallen, berichtet Simon Oxenham im New York Magazine.
Rafael Horzon scheint den Kunstmarkt in einem Interview mit Florian Siebeck in der FAZ nicht ganz ernst zu nehmen.