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Kobels Kunstwoche

Endlich wieder Kunstmesse: Art Basel; Foto Stefan Kobel
Endlich wieder Kunstmesse: Art Basel; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 52 2021

So unübersichtlich war der Messekalender noch nie. Immerhin haben wieder Kunstmessen stattgefunden, wenn auch gefühlt alle auf einmal. Der zweite Teil unseres Saisonrückblicks versucht, das Durcheinander zu sortieren.

Nach der Art Basel habe mit Rebecca Ann Siegel jetzt auch die Frieze ihre amerikanische Führung verloren, meldetAnfang August Maximilíano Durón bei Artnews.

Der dritte Auftritt von Johann Königs „Messe in St. Agnes“ warte mit einigen Veränderungen auf, erklärt Kevin Hanschke in der FAZ vom 14. August: „Doch die dritte Ausgabe will einen anderen Weg gehen: den der Transparenz. Jetzt sind weniger Partner-Galerien als zuvor beteiligt, dafür mehr Händler des Sekundärmarkts. Und im Mittelpunkt sollen die Sammler stehen, die ihre Objekte auf der Messe über die Vermittlung der Galerie anbieten. Die Transparenz soll vor allem über das Angebot auf der digitalen Plattform hergestellt werden.“

Als letzte Kunstmesse ist in Berlin die Positions verblieben, deren aktuelle "Paper"-Veranstaltung Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung vom 18. August lobt: "Sie hat sich seit fünf Ausgaben stabil gehalten und ihren guten Ruf ausgebaut, derweil die Kunstmesse Art Berlin schon 2018 sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand." Christiane Meixner verweist in der WELTKUNST in diesem Zusammenhang auf das staatliche Konjunkturprogramm: "Nach dem 'Neustart'-Programm zur Förderung künstlerischer Galerieprojekte startet kurzfristig eine zweite, vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler angestoßene Initiative für die deutschen Kunstmessen von 'internationaler Strahlkraft'. Wer von ihnen einen Zuschuss für die Realisierung einer Messe beantragt, reicht ihn weiter in Form 'substanzieller Rabbattierungen der Standkosten'. Jarmuschek spricht von bis zu 70 Prozent und ist sicher, dass so auch der Neustart der Messen gelingt." "Insgesamt ist auf dieser Messe ein Faible der jüngeren Künstler für einen eher unaufdringlichen Farbeinsatz zu spüren", resümiert Christian Herchenröder im Handelsblatt.

An der Rumpfausgabe der Viennacontemporary Anfang September lässt Christof Habres in der Wiener Zeitung kaum ein gutes Haar: „Beim künstlerischen Schnellschuss-Konzept, das sich wie eine Erstsemester-Seminararbeit für einen Kuratoren-Kurs liest, kann einem Quereinsteiger Boris Ondreićka leidtun. Im Zuge der Präsentation gewann man den Eindruck, dass sich im Programm kaum Höhepunkte finden lassen […] Die Messe erreicht, bis auf ein paar Ausnahmen […] nicht das künstlerische Niveau vorheriger Ausgaben. Im günstigen Fall gleicht die Viennacontemporary künftig einer kreativen Baustelle, die aktuelle Ausgabe ist jedoch nicht mehr als eine Kunstmessen-Havarie.“ Das Offensichtliche konstatiert Katharina Rustler im Standard: „Experiment schön und gut, aber eines ist klar: Die nächste Ausgabe kann nur besser werden.“ Ich habe mir die Messe und die Galerieausstellungen von curated by für das Handelsblatt und Artmagazine angesehen.

Eine pralle Kunstwoche hat die Branche Anfang September hinter sich gebracht, hin und hergerissen zwischen eigenem Nachholbedarf und der immer noch übermächtigen Art Basel, die sich in den ohnehin dichten September gedrängelt hat. Michaela Nolte erklärt die ungewohnte Terminwahl der Berliner Positions im Tagesspiegel: „Die Positions Art Fair ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Berlin Art Week eine Woche zuvor als 'Ouvertüre'? Das lässt stutzen. Doch wenn die weltweit größte und mächtige Art Basel einen Flügelschlag macht, löst das auch in Berlin, wennschon kein Chaos, so doch Bewegung aus. Ein zu nahes Timing mit der pandemiebedingt in den Herbst verschobenen Art Basel hätte Ausstellende wie Sammler:innen in Konflikte gebracht.“

So voll ist der Messekalender schon, dass sich keine maßgebliche deutschsprachige Publikation für die Armory Show interessiert, daher hier Eileen Kinsellas rosarote Einschätzung für Artnet: „Die VIP-Eröffnung der Armory Show war am Donnerstag an ihrem neuen Veranstaltungsort im Javits Center auf der West Side von Manhattan von einem Gefühl neuer Energie erfüllt. [...] Trotz der Tatsache, dass mehr als 50 überwiegend europäische Galerien beschlossen, ihre Teilnahme auf eine virtuelle Ausstellung zu beschränken und ihre Präsenz auf das nächste Jahr zu verschieben, kamen mehr als 40 internationale Galerien, darunter solche aus Großbritannien, Iran, Mexiko, Deutschland und Italien.“

„Schaumgebremst“ - so beschreibt Christof Habres in der Wiener Zeitung keine Poolparty, sondern die verhaltene Stimmung auf der Art Basel Mitte September: „Euphorie ist anders. Nach den Eröffnungstagen der renommierten Kunstmesse, die nach einem Jahr an Absagen wieder an ihren Heimatort zurückgekehrt ist, beschreibt ein Wort die Stimmung am besten: schaumgebremst. Auf der einen Seite sind Galeristen und Sammler erfreut darüber, dass die Art Basel stattfinden kann, auf der anderen Seite vermissen Kunstinteressierte die Euphorie, die für die ersten Stunden der Messe charakteristisch war. Unter dem Motto: Wer ergattert einen Bacon, Basquiat, eine Mehretu oder doch einen Picasso? Nun, der Wettlauf nach den exklusivsten Stücken ist vorerst einmal vorbei.“

Die Zurückhaltung bei Ausstellern wie Käufern erklärt Scott Reyburn in der New York Times: „Die Schweizer Ausgabe der Art Basel hat seit langem den Ruf, die wichtigste Kunstmesse zu sein, auf der Top-Händler Trophäen in Museumsqualität anbieten. Doch in diesem Jahr, in dem reiche Sammler aus Amerika und Asien abwesend waren, waren Meisterwerke rar gesät. 'Die Galerien waren vorsichtig', sagt Marta Gnyp, Kunstberaterin und Händlerin in Berlin. 'Sie haben nicht viele umwerfende Werke mitgebracht. Man hebt sie für Momente auf, in denen man sich 100-prozentig sicher ist, sie zu verkaufen - im Moment gibt es zu viel Unsicherheit.'“

Den Rückfall in alte Gewohnheiten beklagt Kito Nedo in der Süddeutschen Zeitung: „Dass der Markt auf das bewährte Medium der Malerei zurückfällt, wenn die Zeiten unsicherer werden, wird in der 'Unlimited'-Halle mustergültig vorgeführt. Dass aber in der großen Überzahl Kunst von Männern ausgewählt wurde, verleiht dieser von Giovanni Carmine kuratierten Sektion trotz Ausnahmen dann doch den Frischegrad von altem Brot.“

Zusammen mit Susanne Schreiber habe ich Art Basel-Direktor Marc Spiegler für das Handelsblatt zur aktuellen Ausgabe der Messe befragt. Die Art Basel habe ich für Artmagazine besucht, einige Nebenmessen ebenfalls für Artmagazine und Handelsblatt.

Alles, was man über die Contemporary Istanbul Anfang Oktober wissen muss, hat Ursula Scheer für die FAZ zusammengetragen: „Trotz des Aplombs ist die Messe kleiner geworden als im Jahr 2019: Damals waren 73 Galerien und kulturelle Institutionen dabei, dieses Mal sind es 57.“

International, aber konservativ hat Stephanie Dieckvoss die Frieze London und die Frieze Masters für das Handelsblatt erlebt: „Zu Gute kommt dem Standort London, dass sich hier Sammler aus ganz unterschiedlichen Ecken der Welt konzentrieren. Amerikaner sind erstaunlich viele vertreten. […] Auf der Frieze Masters geht es wohl leider wie immer ruhiger und langsamer zu; und man muss sich fragen, ob das Konzept einer großen Zweitmesse noch aufgeht. Die Stände mit Alter Kunst und Kunstgewerbe muss man fast suchen. Endlos erscheint die Flut der Blue-Chips von Künstlern aus der ganzen Welt.“

Bild gewordene Fahrstuhlmusik scheint Jonathan Jones vom Guardian vom Messebesuch vor allem im Gedächtnis geblieben zu sein: „Die Kunstwelt hat sich während der Pandemie mit sich selbst beschäftigt. Und sie hat festgestellt, dass Kunst mehr sein muss als nur Spaß und Lärm und Ruhm und Geld ... sie muss nachhaltig sein. Aber wie findet ein Kulturkreis, der jahrzehntelang die Oberflächlichkeit zelebriert hat, plötzlich sein inneres Licht? Auf den ersten Blick ist die Frieze vor Schock wie betäubt. Das erste, was einen begrüßt, ist eine beruhigende Installation abstrakter Gemälde in bonbonfarbenen Tönen, pulsierendem Orange, Lila, Limone. Diese Ruhepakete der Künstlerin Jennifer Guidi aus Los Angeles verbreiten gute Laune. Gagosian hat seine Hauptfläche auf der Frieze für diese positiv denkende Kunst zur Verfügung gestellt. Sie gibt den Ton an. Willkommen im Hotel Frieze, einem so schönen Ort.“

Frieze und 1-54 habe ich für den Tagesspiegel und Artmagazine besucht.

Reed schrumpft seine beiden Prestigemessen Fiac und Paris Photo, meldet Werner Remm bei Artmagazine: "Von den rund 600 Mitarbeiter:innen der beiden Messen sollen mit Jahresende 235 gekündigt werden. Ungeklärt ist vorerst, ob eine der beiden Leiterinnen der Messen, Jennifer Flay für die FIAC und Florence Bourgeois für die Paris Photo, ebenfalls ihres Postens enthoben werden soll."

Licht am Ende des Tunnels sieht Brita Sachs in der FAZ nach ihrem Besuch der Highlights für Alte Kunst und Antiquitäten in München: „Kojen solcher auf dem internationalen Parkett aktiven Händler zählen zu den Stärken der Highlights. Ihre Objekte alter Epochen gehören zum Besten, was der Kunstmarkt zu bieten hat, und sollten den unleugbaren Trend zu Jüngerem nicht fürchten. Es gibt ja auch Revivals, am Porzellanstand Röbbig staunt Alfredo Reyes über exorbitante Auktionsergebnisse der Sammlung Oppenheimer (F.A.Z. vom 18. September) und freut sich über wachsendes Interesse in China an Porzellanen aus Europa, insbesondere dessen ältester Manufaktur Meissen.“

Die Pariser Fiac sieht Bettina Wohlfarth für die FAZ im Aufwind: „Am Eröffnungstag drängten sich die Besucher in den Gängen und Messekojen wie zu guten alten Zeiten. Im Vergleich zur Art Basel konnten amerikanische Sammler und Kunstschaffende problemloser anreisen, während Quarantäne-Auflagen chinesische Besucher und Galerien abgeschreckt haben. Aus Amerika sind 20 Galerien dabei; 2019 waren es 27. […] Insgesamt hat die FIAC diesmal eine stärker europäische Prägung und ist von hoher, unaufgeregter Qualität.“

Den Verdrängungswettbewerb der Messen und die Strategien von Galerien hebt Gareth Harris in seinem Bericht für das Art Newspaper hervor: „Im Kampf um das Survival of the Fittest unter den Messen werden die Hauptakteure überleben, so scheint es. Ellen de Bruijne von der gleichnamigen Galerie in Amsterdam sagt, dass die Art Basel und die Fiac für sie immer noch die wichtigsten sind. Vor der Pandemie nahm sie an etwa sieben Messen pro Jahr teil, jetzt plant sie, vier Messen pro Jahr zu besuchen. 'Wir werden mehr an lokalen Messen teilnehmen', sagt sie und unterstreicht damit den Trend zu lokalen Veranstaltungen anstelle globaler Zusammenkünfte, deren enormer CO2-Fußabdruck zunehmend in die Kritik gerät.“

Die Art Basel verstärkt ihre Aktivitäten in Asien, meldet Lisa Movius Ende Oktober im Art Newspaper: „Die Art Basel hat angekündigt, dass sie ab der nächsten Ausgabe im Januar (15. bis 23. Januar) mit der regionalen Messe S.E.A. Focus in Singapur zusammenarbeiten wird. Wie bei der Partnerschaft mit der Art Week Tokyo im nächsten Monat (4. bis 7. November) wird die Rolle der Art Basel darin bestehen, ihnen zu helfen und 'die Hand zu halten', so Adeline Ooi, Direktorin der Art Basel für Asien. 'Es sind ihre Veranstaltungen, aber wir können unsere Erfahrungen teilen, sie anleiten und beraten'. Ooi betont, dass die neuen Kooperationen in keiner Weise das Engagement der Art Basel für die Art Basel in Hongkong schwächen. 'Nein, wir ziehen nicht um. Es gibt keine Art Basel Singapur' oder Seoul oder Shenzhen in Planung.“

Spätestens mit der Bekanntgabe eines Frieze-Ablegers in Seoul ist die süd-koreanische Hauptstadt Seoul ins Rampenlicht gerückt. Die Entwicklung dort beschreibt Reena Devi im Art Newspaper: „Es gibt unweigerlich Bedenken, dass sich die Ausbreitung internationaler Galerien negativ auf die lokale Galerieszene auswirkt. Der in Hongkong ansässige Kunsthändler Pascal de Sarthe, der seit den 1980er Jahren häufig nach Südkorea reist, sagt: 'Die meisten Galerien, die in verschiedenen Ländern Filialen eröffnen, sind nicht auf die lokale zeitgenössische Kunstszene aus. Vielmehr geht es ihnen darum, ihre eigenen Künstler zu fördern und Zugang zu neuen lokalen Käufern zu bekommen'. [Gladstone-Direktor Heejin] Park ist jedoch der Meinung, dass die internationale Zuwanderung von Vorteil ist, denn 'die lokalen Galerien müssen aufwachen und lernen, mit dem richtigen Leben zurechtzukommen und den Marktwandel zu überleben'.“

Auf die Rolle der Turiner Artissima fürs Networking weist Vivienne Chow bei Artnet hin: „Der Schwerpunkt auf kuratierten Ausstellungen spricht nicht nur Branchenvertreter, sondern auch Sammler an. Während asiatische Käufer aufgrund von Reisebeschränkungen nur spärlich vertreten waren, waren viele prominente europäische Namen anwesend. Die elegant gekleidete italienische Großsammlerin Patrizia Sandretto Re Rebaudengo wurde gesehen, wie sie in den frühen Morgenstunden der Messe begeistert Galeristen und Freunde begrüßte, bevor sie sich auf den Weg machte, um die Vorbesichtigung der neuen Ausstellung ihrer Stiftung und ein Galadinner in ihrem Haus vorzubereiten. Lena Baume aus Paris, Jonathan Cheung aus Hongkong, Safia El Malqui aus Monaco - und aus den USA Laurie Ziegler sowie Tony Podesta - gehörten zu den Besuchern des Eröffnungstages.“

Ich war für Artmagazine und den Tagesspiegel vom 6. November in Turin.

Wer sich fragt, was die nicht nach Turin geflogenen New Yorker Sammler in der Zwischenzeit kaufen, findet Antworten bei Maximilíano Duróns Liste der besten Stände auf der ADAA Art Show bei Artnews.

Same same but different sei die Paris Photo, urteilt Bernhard Schulz im Tagesspiegel: „Alles ist anders. Die Grundsanierung des angestammten Grand Palais hat ein Ausweichquartier notwendig gemacht, das am Ende des Marsfeldes als 'Grand Palais Ephémère' entstanden ist. Dass beim Messebesuch Maske getragen werden muss, versteht sich mittlerweile von selbst, und die Kontrolle des digitalen Impfausweises ist Routine. Und doch ist alles gleich. Die Messe Paris Photo, die nach der Corona-Zwangspause zum 24. Mal stattfindet und das ganz real, ist so überlaufen wie zuvor, die Messestände sind im gleichen Baukastensystem errichtet wie im Grand Palais. Für die neue Messedirektorin Florence Bourgeois ein gelungener Einstand.“

Ob die Messe nicht nur als Spektakel, sondern auch als Verkaufsausstellung funktioniert, fragt sich Freddy Langer in der FAZ: „Den Einfluss des hoffnungslos überfüllten Hauses auf das Geschäft beschreiben Galeristen unterschiedlich, insgesamt herrscht eine positiv verhaltene Stimmung. Dass manche Kojen schon am zweiten Tag ein verändertes Angebot präsentierten, hatte deshalb weniger mit Ausverkäufen zu tun als mit der Absicht, das Käuferinteresse zu erkunden. Das in der Mehrzahl junge Publikum scheint schwer einschätzbar. Unübersehbar ist die Erleichterung nach Zeiten der Lockdowns. Man müsste sich nicht wundern, wenn viele Besucher die Messe eher als Kunst- denn als Kaufhalle betrachteten, in der wie nirgendwo sonst auf der Welt die Bandbreite der Fotografie aufgeblättert wird.“

Messen sind Verkaufsveranstaltungen, daran erinnert Swantje Karich in ihrem Messebericht von der Art Cologne Mitte November in der WeLT: „Die Besucher wollen konsumieren, und die Galerien haben sich angepasst: Eine Flut von marktgängiger abstrakter Malerei hat diese Messe unterspült. Es gibt kaum Skulptur [...], an einer Hand abzählen kann man nicht-abstrakte Fotografie [...], so gut wie keine Videos [...] sind zu sehen. Ab und an tauchen mal irgendwo NFT auf, aber nie so, dass man eine Empfehlung aussprechen würde.“ Ihr Fazit lautet daher: „Diese Spuren gesellschaftlicher Bedingungen, ja künstlerischer Reaktion auf Veränderungen, muss man auf dieser Art Cologne akribisch suchen. Große Entdeckungen sind kaum zu finden. Den Verkaufszahlen hat das sicherlich nicht geschadet.“

In einem guten Sinne regional, sei die Kölner Messe, findet Georg Imdahl in der FAZ: „Eine 'Rheinlandmesse' nennt ein Galerist die laufende Art Cologne und meint das nicht despektierlich, obwohl der Kölner Kunstmarkt diesmal (oder auch schon länger) sogar auf manch gestandenen rheinischen Teilnehmer verzichten muss. Insgesamt stellt eine reduzierte Zahl von 150 Ausstellern die hiesige Nachfrage wohl angemessen dar – sie alle kommen für ihre Standmieten übrigens in den Genuss von Bundesmitteln, Stichwort 'Neustart Kultur'. Auch im Zuge einer gewissen Regionalisierung von Teilnehmerfeld und Käuferklientel wird offenbar verkauft, sogar in höheren Preisregionen“.

Die beiden Frieze-Messen in New York und Los Angeles bekommen mit Christine Messioneo einen neue Direktorin, meldet Ende November Maximilíano Durón bei Artnews. Zuvor war Messineo unter anderem Partner bei der Bortolami Gallery.

Der Boom/Bubble/Bust-Zyklus scheint sich immer schneller zu drehen, zumindest läuft der Markt in den USA gerade wieder heiß, wie sich an den Berichten aus Miami Anfang Dezember ablesen lässt. Barbara Kutscher findet für das Handelsblatt einige schöne Beispiele: "Auch in diesem Jahr prägen große Formate und fröhlich Farbiges das Bild. Diese Kunst findet leicht Abnehmer. Daneben sind Werke Schwarzer Künstler besonders stark vertreten und nachgefragt. Mariane Ibrahim aus Chicago und Paris beweist eine besonders gute Spürnase. Sie vertritt unter anderen den in Ghana geborenen Marktliebling Amoako Boafo. Bisher verkaufte Ibrahim an jedem Tag ihre morgens neu gehängte Auswahl vollständig aus. Geplant sei, gegen Ende der Woche erschwinglichere jüngere Positionen der Galerie zu zeigen, sagt Partner Pierre Lenhardt."

Im Detail unterscheidet sich die Wahrnehmung von Alexander Gutzmers für die WeLT vom 4. Dezember, das Fazit ist jedoch ähnlich: „Um ein diverseres Ausstellerfeld zu erreichen, hatte der Messechef die bisher recht hohen Einstiegshürden für Galerien deutlich gesenkt. Wie viele Jahre lang müssen Galerien jetzt am Markt sein, um in Miami mitmachen zu dürfen? 'Klare Antwort: null. Uns interessiert das Konzept.' Zum ganz großen Run afrikanischer Galerien auf Miami hat das indes noch nicht geführt. Gerade einmal vier der 253 Aussteller kommen von dem Kontinent. So ein Messeauftritt in Miami bedeutet für Galerien aus der Ferne ein großes Risiko: Top oder Flop. Ein Flop allerdings kann schnell existenziell werden. Trotzdem: Die Kunst, die im Convention Center von Miami Beach zu sehen ist, ist in ihrer Herkunft eindeutig vielfältiger als vor einigen Jahren. Entsprechend farbenfroh geht es zu. Viel Malerei, Skulpturales und Collagiertes, häufig Materialien wie Stoff oder Holz, sind zu sehen. Auch die Themensetzung hat sich verändert. Bloße popkulturelle Referenzen, die die Messe in Florida sonst prägte, sind die Ausnahme, Identität, Haltlosigkeit und der Verlust familiärer Strukturendie großen Themen. Rassismus wird eher adressiert als beispielsweise Genderdiskurse oder der Klimawandel. Viele Arbeiten befassen sich kritisch mit der Transformation des Kapitalismus zu einer digitalen Informationsgesellschaft“.

Einen mehr marktorientierten Zugang zur Messeberichterstattung zeigen Katya Kazakina und Eileen Kinsella von Artnet: „Der heißeste Sektor des Marktes ist nach wie vor die junge Kunst, deren Werke auf der gesamten Messe ausverkauft wurden. 'Einige von ihnen werden sich als gute Investition erweisen, andere nicht', sagte [Larry] Gagosian über die jungen Künstler, die inmitten des aktuellen Emerging-Art-Wahns einen Wettbewerb auslösen. 'Aber für viele Leute ist es fast wie ein Spekulationsspiel. Steig früh ein. Kauf günstig. Es ist wie der Kauf eines Lotterieloses. Ich mag es nicht, Kunst auf diese Weise zu verkaufen. Wenn man 1 Million Dollar bezahlt, kauft man sich in einen Konsens ein.'“ Spricht da die Altersweisheit eines weitgereisten Kunstkenners oder die Bauernschläue eines gewieften Kunsthändlers, der weiß, dass der Gewinn im Einkauf liegt?




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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung