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Kobels Kunstwoche

Ins Auge des Betrachters: Messestand von Todd Merril Studio, New York auf der PAD Geneva; Foto Stefan Kobel
Ins Auge des Betrachters: Messestand von Todd Merril Studio, New York auf der PAD Geneva; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 6 2019

Äpfel, Birnen und Zylinderkopfdichtungen wirft Geraldine Oetken vom Redaktionsnetzwerk Deutschland munter durcheinander, um daraus eine Geschichte von Frauen auf dem Kunstmarkt zu konstruieren. Anlass ist ein Auftritt Victoria Beckhams (die bekanntlich seit letztem Jahr als Werbebotschafterin für Sotheby's arbeitet) während der Vorbesichtigung einer "The Female Triumphant" betitelten Altmeister-Auktion in New York. Von dort geht es zur ungleichen Bezahlung zeitgenössischer Künstlerinnen im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen und wieder zurück zu den Auktionsergebnissen, bei denen Artemisia Gentileschi mit einem Heiligen Sebastian schlechter abgeschnitten hat als ihr Vater Orazio mit dem Portrait einer jungen Frau. Nachzulesen ist das Potpourri unter anderem in der Neuen Presse aus Hannover.

Die Art Genève scheint sich tatsächlich zu einer Art Klein-Basel zu entwickeln, denn diese Forumlierung finde nicht nur ich in meinem Bericht für Artmagazine von der Eröffnung, sondern auch Susanne Koeberle in der NZZ zum Wochenende. Die PR-Story vom Salon d'Art (so der Untertitel der Messe), der mit seinen anfänglich rund 30 Ausstellern vom Erfolg überrascht gewesen sei und fast schon widerwillig auf 80 bis 90 Aussteller expandiert habe, gibt Christof Habres in der Wiener Zeitung weiter.`

Die India Art Fair gehört zu den Beteiligungen, von denen sich Messe Schweiz trennen will. Minh An Szabó de Bucs scheint das in der NZZ für einen Fehler zu halten: "Es bleibt festzuhalten, dass diese 11. Ausgabe der Messe noch unter voller Beteiligung der MCH-Gruppe stattfindet, obwohl alle schon vom Ausstieg reden. Frank Lasry, Managing Director of Regional Fairs der MCH Group, ist vor Ort und steht Rede und Antwort. Ohne Zweifel sei die India Art Fair eine starke Eigenmarke mit hochklassigen Galerien. Die Messe habe alle Zutaten zum Erfolg. Warum also dann der Rückzug? Offenbar eine rein strategische Entscheidung. [...] Es verfestigt sich der Eindruck, dass nicht die India Art Fair einen starken Partner verliert, vielmehr büsst die Schweizer Gruppe eine erfolgreiche, lebendige Messe mit gewaltigem Wachstumspotenzial ein."

Der Umgang mit Kunst auf Super-Yachten scheint sich zu einem Thema entwickelt zu haben, das unbedingt größere Aufmerksamkeit verdient. Wie lassen sich die Crews der Luxus-Boote für die Problematik von Müsli auf einem Basquiat sensibilisieren? Warum sollte man keine Sitzkissen durch den Salon werfen? Rupert Neate lässt die Kunsthsitorikerin und Konservatorin Pandora Mather-Lees im Guardian aus dem Nähkästchen plaudern.

Wie es um den österreichischen Kunstmarkt bestellt ist, lasse sich mangels zuverlässiger Daten nur schwer einschätzen, urteilt Olga Kronsteiner im Standard. Den einschlägigen Kunstmarktreports schenkt sie dabei wenig Glauben und verlässt sich lieber auf den indirekten Indikator der Außenhandelsstatistiken: Demnach wurden in diesem Zeitraum Kunstgegenstände, Sammlungsstücke und Antiquitäten im Wert von 123,19 Millionen Euro importiert (2017: 158,86 Mio.) sowie im Wert von 160,06 Millionen exportiert (2017: 129,13 Mio.). Innerhalb der EU belief sich das Handelsvolumen bei Einfuhren auf 73,39 Millionen Euro (2017: 91,56 Mio.) und bei Ausfuhren auf 47,96 Millionen Euro (2017: 26,93 Mio.). Daraus resultiert eine negative Handelsbilanz mit EU-Ländern, jedoch eine positive mit Drittstaaten."

Einen kurzen Abriss der Aufs und Abs des Marktes für chinesische Kunst bietet Olga Kronsteiner im Standard.

Christie's erhöhe über den Umweg der Bemessungsgrenzen das Aufgeld in den unteren Preiskategorien (bis 3 Mio. Pfund bzw 4 Mio. Dollar), meldet Nate Freeman bei Artsy.

Phillips, die ewige Nummer Drei der westlichen Auktionshäuser nach Christie's und Sotheby's, sei im vergangenen Jahr um 29 Prozent gewachsen, berichtet ebenfalls Nate Freeman bei Artsy. Gelungen sei das nicht durch eine Ausweitung des Angebots, sondern im Gegenteil durch die Fokussierung auf das gewinnträchtige Segment der Kunst der letzten 100 Jahre.

Ob die aktuellen Avantgarde-Galerien wohl auch so beständig sein werden? Peter Kropmans blickt in der FAZ vom 2. Februar anlässlich der Schließung der Pariser Galerie Bernheim-Jeune & Cie zurück auf ihre Geschichte: "Jetzt hat die Galerie Bernheim-Jeune & Cie an ihrer letzten Adresse, einem Haus an der Ecke Avenue Matignon und Rue du Faubourg Saint-Honoré, ihre Pforten für immer geschlossen. Michel Dauberville starb 2012 mit 79 Jahren; sein wesentlich jüngerer Cousin Guy-Patrice, Jahrgang 1949, hat sich unlängst entschlossen, die Räume aufzugeben, um am Boulevard Haussmann als Experte für Bonnard und Renoir tätig zu bleiben. Seine Blütezeit hatte das Kunsthaus vor dem Ersten Weltkrieg. Damals waren die Räume am Boulevard de la Madeleine Ecke Rue Richepanse (heute Rue du Chevalier-de-Saint-Georges) jedem Kunstsammler in Budapest, London oder New York vertraut."

Der Direktor des British Museum Hartwig Fischer hat mit seiner Äußerung in der griechischen Zeitung Ta Nea, bei der Entfernung der Elgin Marbles und ihrer Aufstellung in London hätte es sich um einen "kreativen Akt" gehandelt, besonders in Griechenland für Wirbel gesorgt. Naomi Rea rekapituliert die Geschichte bei Artnet.

Offenbar hat nicht nur Axel Haubroks Fahrbereitschaft Ärger mit dem Bezirksamt Berlin-Lichtenberg. Jetzt solle bei der Kulturbotschaft ehemaliger Tacheles-Künstler das Licht ausgehen, berichtet Leonard Laurig in der taz: "Nachdem das legendäre Kunsthaus in der Oranienburger Straße 2012 geräumt wurde und Böttcher mit seinen Kolleg*innen gehen musste, haben sie vor fast einem Jahr eine neue Initiative gegründet: die Kulturbotschaft Lichtenberg in der Herzbergstraße 53. Es sollte, wie damals in Mitte, ein kreativer Freiraum entstehen, den Künstler*innen aus aller Welt nutzen können, um ein genreübergreifendes und begehbares Gesamtkunstwerk zu schaffen. In gewisser Weise ist das bis dahin auch gelungen. Doch jetzt stehen sie wieder kurz davor, ihre Sachen packen zu müssen. Denn die im April 2018 beantragte Nutzungsänderung in eine Produktionsstätte wurde vom Stadtentwicklungsamt abgelehnt. Damit aber wäre die Kulturbotschaft eine Kunstwerkstatt, in der keine Kunst produziert werden darf."

Ist das Kunst oder muss das weg? In Köln muss sich ein Mann wegen Diebstahls vor Gericht verantworten, der aus Gerhard Richters Altpapiertonne vier vom Künstler verworfene Zeichnungen gefischt und zum Kauf angeboten hat. Die Geschichte ist gar nicht so banal, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Hariett Drack erklärt den Fall im Kölner Stadt-Anzeiger (kostenlose Registrierung). Der erste Prozesstermin sei jedoch wegen Erkrankung des Künstlers vertagt worden, meldet die Autorin im selben Medium.

Eine ehemalige Geliebte Sigmar Polkes ist von einem Kölner Gericht wegen Betrugs zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil sie eine Fälschung verkauft haben soll, berichten Hendrik Pusch im Express und Berngard Krebs in der Kölnischen Rundschau. Das Gericht berufe sich dabei auf den Umstand, dass die Verkäuferin dem Käufer Bedenken bezüglich der Echtheit "aus dem Dunstkreis der Erbengemeinschaft von Polke" (Krebs) verschwiegen habe. Zum Polke Estate empfiehlt sich unter anderem ein Artikel von Michael Kohler im Kölner Stadt-Anzeiger vom letzten Jahr.

In juristisches Neuland führt eine Klagewelle, mit der sich laut Carey Dunne bei Hyperallergic mehr als 75 New Yorker Galerien konfrontiert sehen, weil ihre Internet-Auftritte nicht behindertengerecht seien. Der "Americans with Disabilities Act" mache es möglich.

Diandra Donecker, die erst 30-jährige Nachfolgerin von Florian Illies als Geschäftsführerin bei Villa Grisebach in Berlin, portraitiert Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Die Kunsthändlerin ruht ganz in sich, lässt sich von einem falschen Namen oder fehlendem Wissen beim Kunden nicht irritieren. Was sie gut kann und fortgesetzt tut, ist, Menschen für Kunst zu begeistern. Nicht akademisch trocken, sondern lebendig und ganz frei. Ihr Ziel ist das gute Gespräch, gern auch über das Lieblingsbuch des potenziellen Verkäufers, das beide das Geschäftliche einen Moment vergessen lässt. Sie versteht es, sich einzufühlen, und weiß, dass die finanzielle Transaktion auch eine emotionale Seite hat."

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung