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Kobels Kunstwoche

Angesagt in der Kunstszene: Die App Clubhouse
Angesagt in der Kunstszene: Die App Clubhouse
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 6 2021

Mit der Verschriftlichung ihrer Beziehungsgrundlage haben es Galerien und Künstler bekanntlich nicht so, was bei einer Trennung oft zu Auseinandersetzungen führt. Daniel Völzke umreißt das sensible Thema für Monopol: „Eine Liste der Dinge, die von Galerien mit ihren Künstlerinnen und Künstlern besprochen werden müssen, gibt es beim Bundesverband Deutscher Galerien, der seinen Mitgliedern empfiehlt, Verträge aufzusetzen. Wobei für den 'ehrbaren Kaufmann' auch schon der Handschlag gelte, so der Vorsitzende Kristian Jarmuschek. 'Jedoch kann man Künstlerinnen und Künstler zu nichts zwingen', gibt er anderseits zu bedenken. Was habe die Galerie schließlich davon, wenn ein Künstler oder eine Künstlerin zwar zu einer Ausstellung verpflichtet sei, aber keine Lust mehr dazu hat. Stattdessen solle man von Anfang an offen besprechen, wie man sich eine Zusammenarbeit vorstellt und was man voneinander erwarten kann.“

Über den Kulturbetrieb in Corona-Zeiten, Kunst und den eigenen Umgang mit der Krise spricht der Berliner Sammler Peter Raue mit Rüdiger Schaper im Tagesspiegel. Zum bisher friedlichen Verhalten der Kulturszene meint er: „Auch diese Menschen wissen: Es ist immer noch besser, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, auf Kontakte zu verzichten, als auf Lesbos frierend auf Rettung zu warten. Wir machen eine schwierige Zeit durch, aber es gibt viel Schlimmeres.“

Der Artsy Gallery Insights Report 2021 (PDF-Download) hat völlig überraschenderweise herausgefunden, dass im letzten Jahr Social Media die Messen ersetzt haben und dass Galerien immer mehr über das Internet verkaufen.

Ungeahnten Rückenwind habe in der Corona-Krise eine abgehängt geglaubte Sparte erhalten, erklärt Christian Herchenröder im Handelsblatt: „Dabei sind es doch Altmeistergemälde, Altmeisterzeichnungen und Altmeisterskulpturen, die seit dem Beginn der Pandemie eine ungewohnt starke Anziehungskraft und Marktpräsenz entwickeln. Das gilt nicht nur für die in Live-Auktionen ausgebotenen Toplose, sondern selbst für digital offerierte Mittelware. Auch bei Spitzenstücken der Grafik und Islamika zeigt sich, dass der Kunstmarkt in Corona-Zeiten eine Bandbreite wiedergewonnen hat, die der Mainstream allzu lange verdrängt hatte. Blicken wir auf Altmeistergemälde, ist der jüngste Geschmackswandel prägend: Bestimmte Motive wie etwa das Bauerngenre, Seestücke und Flusslandschaften sind ins Abseits gedrängt. Aber auch hier gibt es inzwischen Ausnahmen, wenn die angebotenen Werke eine strahlende Provenienz oder Bilderbuch-Charakter haben.“

2020 sei ein erfreuliches Jahr für die Buchversteigerer gewesen, resümiert Bernt Ture von zur Mühlen in der WELTKUNST (kostenlose Anmeldung) : „Clemens Reiss sprach sogar von einem sehr guten Jahr, konnte er insgesamt doch nahezu 100 Prozent der Schätzpreissumme realisieren. Man darf diesen Erfolg auch als schöne Belohnung für die aufwendig erstellten und hervorragend bearbeiteten vier Printkataloge ansehen. Auch Christoph Calaminus, bei Ketterer für die Buchabteilung verantwortlich, war mit einer Verkaufsquote von 95 Prozent (der Schätzpreissumme) sehr zufrieden. Die Exportzahlen unterstreichen die weltweit führende Stellung der deutschen Häuser. Markus Brandis meldet für Bassenge eine Quote von 55 Prozent. Abnehmer waren nicht nur Sammler und Händler aus dem europäischen Ausland – 40 Prozent des Exports gingen nämlich in die USA, nach Kanada, Mexiko und sogar nach China und Indien. Clemens Reiss nannte eine Exportquote von 60 Prozent, bei Ketterer waren es sogar 65 Prozent.“

Sogar das Metropolitan Museum unter seinem Direktor Max Hollein erwäge den Verkauf von Kunstwerken aus dem eigenen Bestand, berichtet Robin Progrebin in der New York Times: „'Es ist eine Zeit in der wir unsere Optionen offen halten müssen', sagte Max Hollein, der Direktor des Met, in einem Interview. 'Keiner von uns hat eine vollständige Perspektive, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Es wäre unangemessen, wenn wir das nicht berücksichtigen würden, solange wir uns noch in dieser nebulösen Situation befinden.' Wie viele Institutionen möchte das Met ein zweijähriges Zeitfenster nutzen, in dem die Association of Art Museum Directors die Richtlinien gelockert hat, die regeln, wie Erlöse aus dem Verkauf von Werken einer Sammlung (bekannt als Deaccessioning) verwendet werden können.“ Nachschub komme aber in Form einer Schenkung von Georg Baselitz, der seine aus Empörung über das Kulturgutschutzgesetz aus Dresden abgezogenen Werke dorthin gebe, meldet Marcus Woeller in der WeLT.

Dass und warum die Erben jüdischer Kunsthändler nach einer Entscheidung des des Supreme Court nicht vor US-amerikanischen Gerichten auf Restitution des Welfenschatzes klagen können, klären Willi Korte und Anja Reinhardt in einem Gespräch im Deutschlandfunk.

Nach ihrem Ex-Mann Helge hat nun auch Dorothee Achenbach gegen die Aldi-Erben bei Gericht verloren und muss 980.000 Euro Schadenersatz leisten, wie Ute Neubauer bei Report-D berichtet: „Nach Auffassung des Gerichts hätte die Kunsthistorikerin Anlass gehabt, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erkundigen, ob es sich bei den ihr geschenkten Figuren tatsächlich um Originale oder autorisierte Exemplare handelte. Weil sie diese Erkundigungspflicht verletzte und dies nicht offenlegte, muss sie für den Sachmangel der Skulpturen einstehen und der Erbengemeinschaft die Differenz zwischen Kaufpreis und Wert als Schaden ersetzen.“ Derweil findet Helge immer wieder jemanden, der ihm und seiner Selbstbeweihräucherung eine Plattform bietet, aktuell in einer vierteiligen Gesprächsreihe bei der angesagten Gesprächsplattform Clubhouse (nur für Iphone und nur auf Einladung durch bestehende Mitglieder).

Aus dem Wildenstein-Stoff könnte Netflix eine Serie machen. Bettina Wolfarth fasst den Plot in der FAZ vom 6. Februar zusammen: „Das Bild, das die Familie Wildenstein heute abgibt, steht in scharfem Kontrast zur Qualität ihrer Sammlung, zu der Gemälde von Tintoretto, Caravaggio, Rubens und Rembrandt, Renoir oder van Gogh gehören. Seit dem Tod Daniel Wildensteins werden dessen Söhne Alec (1940 bis 2008) und Guy (geboren 1945) vornehmlich im Zusammenhang mit Prozessen um Hehlerei, Erbschaftsbetrug und Steuerhinterziehung genannt oder sind in der Regenbogenpresse zu finden.“

Auf den im Alter von 91 Jahren an Covid 19 verstorbenen Altmeister-Händler Richard Feigen sind zahlreiche Nachrufe erschienen, unter anderem von seinen Kollegen Wolfgang Wittrock in der WELTKUNST und Konrad O. Bernheimer in der WeLT. Christian Herchenröder schreibt im Handelsblatt: „Als großer Entdecker und Stratege bleibt Feigen aber im Altmeistersektor in Erinnerung. 'Ich bin ein Sammler im Händlergewand' bekannte er in seinem 2000 erschienenen Buch 'Tales from the Art Crypt'. Dem ist nichts hinzuzufügen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung