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Fiac und Paris Photo werden demnächst von einer Direktorin geführt. Und die heißt nicht Jennifer Flay, wie Bettina Wohlfarth in der FAZ berichtet: „Das unterlegene niederländisch-britische Messeunternehmen RX bündelt die Kräfte und macht Florence Bourgeois zur neuen Leiterin der FIAC. Damit folgt sie auf Jennifer Flay, die seit 2003 Chefin der Kunstmesse war und nun „eine Pause“ einlege, wie RX verlauten ließ – wohl auch um Spekulationen entgegenzutreten, Flay könne zur Schweizer Messegesellschaft MCH wechseln, die hinter der Art Basel steht. Bourgeois wiederum wurde 2015 Leiterin der gleichfalls von RX ausgerichteten Paris Photo, die ihre Position im Grand Palais behaupten konnte. Nun soll sie beiden Messen vorstehen.“
Die Art Basel hat Anna Brady vom Art Newspaper gegenüber auf die Kritik des Art Cologne-Direktors Danile Hug von letzter Woche reagiert: „Heute [31. Januar] erklärte ein Sprecher der Art Basel gegenüber The Art Newspaper, dass diese Gerüchte über eine Preiserhöhung unwahr sind und die Messegesellschaft 'nicht die Absicht hat, den Quadratmeterpreis [für die Pariser Messe] auf diese Weise zu erhöhen'. Die Sprecherin fügt hinzu: 'Wir haben die Absicht, in beide Messen [Paris und Basel] gleichermaßen zu investieren und glauben, dass es für beide Messen genügend Raum gibt, um zu gedeihen.'“
Die Kunsthandelsbranche kann aufatmen, zumindest in den USA. Einem Bericht des dortigen Finanzministeriums zufolge seien schärfere Maßnahmen zur Geldwäschekontrolle aktuell nicht dringend erforderlich, fassen Graham Bowley und Zachary Small in der New York Times die Ergebnisse der Untersuchung zusammen: „Die Studie kam jedoch zu dem Schluss, dass in der Branche nur ein geringes Risiko der Terrorfinanzierung oder des Verkaufs von Beutekunst aus Ländern wie Syrien zur Unterstützung terroristischer Aktivitäten besteht. Demnach werden teure Kunstwerke nur selten bar bezahlt, was sie wahrscheinlich zu einem unattraktiven Vehikel für die Wäsche illegaler Gelder macht. Darüber hinaus stellten die Autoren fest, dass Auktionshäuser und große Galerien im Rahmen ihrer Bemühungen, ihren Ruf und ihre Geschäfte zu schützen, bereits eine Due-Diligence-Prüfung ihrer Kunden durchführen, die freiwillige Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch bietet.“
Andererseits sind da die Pandora Papers, auf die Riah Pryor im Art Newspaper hinweist: „Mehr als 1.600 Kunstwerke von über 400 Künstlern sollen nach den jüngsten Enthüllungen der Pandora Papers über Briefkastenfirmen und Steuerparadiese "heimlich gehandelt" worden sein. Die Daten wurden vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) aufgedeckt, das mit Medien auf der ganzen Welt zusammenarbeitet, um 11,9 Millionen Finanzdokumente zu sichten, die im Jahr 2021 von einer nicht identifizierten Quelle veröffentlicht wurden.“
Können Maschinen Kunstpreise ermitteln? Diese Frage hat sich eine Forschergruppe um Roman Kräussl von der Uni Luxemburg gestellt. Wie der Informationsdienst Wissenschaft iwd berichtet, fütterte sie einen Computer mit historischen Auktionsdaten, um diesen anschließend Schätzungen für ihm unbekannte Werke anstellen zu lassen. Menschliche Experten seien wegen größeren Detailwissens zu den einzelnen Objekten treffsicherer. Gleichwohl gebe es Anwendungen für die Künstliche Intelligenz: „Beispielsweise könnte mithilfe eines solchen Algorithmus festgestellt werden, ob die Vorverkaufsbewertungen eines Auktionators zu pessimistisch oder zu optimistisch sind, was wiederum eine genauere Vorhersage von Schätzfehlern der Auktionatoren ermöglichen würde. Letztlich könnten diese Informationen genutzt werden, um solche vom Menschen verursachten Marktineffizienzen zu korrigieren.
NFT sind wohl eher etwas für Amateure, hat Christiaan Hetzner für Fortune von berufener Stelle gelernt: "Während es schnell zu einem Goldrausch kam unter Kleinanlegern, die hofften, durch Spekulieren auf das richtige NFT-Collectible über Nacht reich zu werden, sagt der weltweit führende Vermögensverwalter für Superreiche, dass seine anspruchsvollen Kunden nicht so bald auf den Zug aufspringen werden. 'Echte institutionelle Nachfrage nach NFTs? Nein, die sehen wir nicht', sagte UBS-Chef Ralph Hamers am Dienstag in einer Bilanzpressekonferenz vor Journalisten."
Yuga Labs soll mit Andreessen Horowitz in Verhandlungen über einen Einstieg der Wagniskapitalfirma bei der Firma sein, die den Bored Ape Yacht Club herausgebracht hat, eine Sammlung von Affenbildern, deren NFTs für Millionenbeträge gehandelt werden. Der Deal soll das Unternehmen laut Shanti Escalante De Mattei bei Artnews mit 4 bis 5 Millionen Milliarden Dollar bewerten. Da wächst zusammen, was zusammengehört.
Ihr Anteil ist vergleichsweise gering, kann jedoch dem Image der Branche gewaltig schaden: sogenannte Wash Trades, mit denen Preise von NFTs durch fingierte Verkäufe in die Höhe getrieben werden sollen. Der Branchendienst Chainalysis hat verdächtige Aktivitäten untersucht: „Die 110 profitablen Wash-Trader haben zusammen fast 8,9 Millionen Dollar Gewinn aus dieser Aktivität gemacht und damit die Verluste von 416.984 Dollar der 152 unprofitablen Wash-Trader in den Schatten gestellt. Noch schlimmer ist, dass diese 8,9 Millionen Dollar höchstwahrscheinlich aus Verkäufen an ahnungslose Käufer stammen, die glauben, dass die von ihnen gekauften NFT im Wert gestiegen sind und von einem bestimmten Sammler an einen anderen verkauft wurden. Der Handel mit NFTs bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Während Wash-Trading bei konventionellen Wertpapieren und Termingeschäften verboten ist, war Wash-Trading bei NFTs bisher noch nicht im Fokus der Behörden.“
Ein bekannter Kunsthändler verklagt den anderen, um den Vorbesitzer eines sehr teuren Gemäldes in Erfahrung zu bringen, damit das Werk besser oder überhaupt verkäuflich wird, meldet Daniel Cassidy im Art Newspaper. Provenienzprobleme soll es mit NFTs ja nicht mehr geben.
Doch weit gefehlt. Denn Sotheby's und der Digitalkünstler Kevin McCoy sehen sich aktuell mit einer Klage konfrontiert, die die Legitimität des Verkaufs des frühen NFTs „Quantum“ infrage stellt. Das Fachmedium Ledger Insights versucht, den Streit auch Außenstehenden verständlich zu machen. Im Kern geht es darum, dass die ursprünglich 2014 auf der Bitcoin-basierten Blockchain NameCoin verifiziert wurde, der Künstler es aber versäumt hatte, seinen Anspruch regelmäßig zu erneuern, wie es dieser Coin erfordert. Mit dem Umzug sieben Jahre später zu Ethereum handele es sich daher um ein neues Werk, behauptet der anonyme Kläger EarlyNFT, der die originale Adresse kurz vor der Sotheby's-Auktion, die knapp 1,5 Millionen Dollar brachte, selbst registriert hatte.
Der bisher bestenfalls durch wohlfeile Appropriation bekannter Pop Art aufgefallene deutsche Künstler Niclas Castello (im richtigen Leben Norbert Zerbs) hat einen knapp 100 Kilogramm schweren Kubus aus purem Gold im New Yorker Central Park gedropped. Am treffendsten bringt die Aktion Will Heinrich in der New York Times auf den Punkt: „Was der 'Castello-Würfel' wirklich zum Ausdruck bringt, ist die sich selbst erhaltende Macht des Kapitals. Wenn man die Mittel hat, Gold im Wert von 10 oder 11 Millionen Dollar von einer UBS-Bank in der Schweiz zu bekommen - wie es Castello getan hat - und dann eine jahrhundertealte Glockengießerei dafür zu bezahlen, es zu einem Würfel zu formen, und diesen Würfel schließlich in den sichtbarsten Park der Finanzhauptstadt der westlichen Welt zu verschiffen, kann man die Leute dazu bringen, ihn anzuschauen, darüber zu sprechen und ihn zu bewerten - und dann, was sich als neuer Goldstandard abzeichnet, die ganze Erfahrung als NFT zu verkaufen.“ Wer jetzt gehofft hat, mit dem Kauf des NFTs auch Anteile an dem realen Gold zu erwerben, wird allerdings enttäuscht. „Während der Castello Coin zwar nicht mit dem Kunstwerk unterlegt ist oder irgendwelche Rechte auf das Kunstwerk oder Ausgeber beinhaltetet, wird das Kunstwerk als Brand Ambassador für den Coin agieren“ heißt es etwas ungelenk im Whitepaper zum ICO. Das Reklamevideo zum Castello Coin wirkt wie eine Parodie, ist aber wohl keine. Die ausgebende HoGA Capital AG mit einem Stammkapital von 100.000 Franken hat ihren Sitz in Zug in der Schweiz. Laut businessmonitor sind an derselben Adresse noch 96 weitere Firmen registriert.
In einer Reihe von lesenswerten Interviews unternimmt Tim Ackermann für die WELTKUNST (kostenlose Registrierung) eine Annäherung an das Thema NFT.
In Berlin flammt ein Streit um die berühmten Paris Bar-Gemälde wieder auf, nachdem der Anwalt Peter Raue anlässlich einer Ausstellung im Haus am Lützowplatz, die eine neue dritte Version des seinerzeit ausführenden Plakatmalers Götz Valien zeigt, Martin Kippenberger die Urheberschaft an den beiden ersten Werken abspricht. Im Plauderton dröselt Peter Richter die Affäre in der Süddeutschen Zeitung vom 5. Februar auf: „ Es klingt gar nicht so, als würde er besonders viel für sich fordern, außer ein bisschen Anerkennung. Schließlich war am Ende er es, der nicht nur in augentäuscherischer Technik das halbe Restaurant überzeugend auf die Leinwand gebracht hat, sondern auch Kopien der Werke einer ganzen Reihe völlig unterschiedlicher Maler. Die Diskussion, die damals kurz aufbrandete, berührte letztlich auch die Frage nach der Rolle der vielen namenlosen Assistenten, die in den Ateliers erfolgreicher Künstler arbeiten, oder der „Werkstatt“, wie das bei Altmeistern wie Rembrandt immer so schön heißt, wobei das bei denen eben immer dazugeschrieben wird, wenn die Kunsthistoriker glauben, dass ein Künstler nicht gänzlich allein den Pinsel geführt hat. Im Licht des Markterfolgs, der Kippenberger posthum zu einem der teuersten deutschen Künstler machte, ist damit schlicht die Frage in der Welt, ob nicht dem ausführenden Maler auch ein Teil der Urheberschaft zukommt. Oder gar die ganze?“ Christian Herchenröder ist da im Handelsblatt weniger gnädig: „Zwei Millionenbilder stehen Pate für eine als 'Variante 3' bezeichnete Fassung, die dem Markt als 'Triplicat' zugeführt werden könnte. Es bleibt ein weltweit bekanntes, von Kippenberger gewähltes und mit seinem Namen untrennbar verbundenes Motiv gleichwohl. Zugespitzt könnte man sagen: Hier bedient sich ein notorisch Unterbewerteter des Weltruhms eines Blue chip-Künstlers.“ Am 9. 16. Februar findet im Haus am Lützowplatz eine Podiumsdiskussion unter Beteiligung von Gutachter und Gegengutachterin statt.
Der Streit um die vermeintliche Berliner Kunsthalle hält an. Christiane Meixner formuliert im Tagesspiegel Gründe für die Kritik: „Wenn Smerling in seiner vielfachen Funktion – nicht zuletzt als Vertreter einer mächtigen Privatsammlung, die die Bestände des Museums Küppersmühle bildet – nun auch als Kurator der Ausstellung von Venet auftritt; eines Künstlers, den die Mega-Galerie König in St. Agnes inzwischen unter Vertrag hat, die bald ebenfalls eine Soloschau eröffnet. Wenn Immobilienentwickler Christoph Gröner als Hauptsponsor der Veranstaltung auftritt, den Neujahrsempfang seines Unternehmens noch vor der offiziellen Eröffnung in der Ausstellung stattfinden lässt und dem ZDF vor der Kulisse der maroden Hangars ein Interview gibt, in dem er von der 'Kunst als Türöffner' spricht – dann bekommt man eine leise Vorstellung von der Dimension, in der sich die Retrospektive als Instrument für alles Mögliche erweist. Als eine Melange aus privaten, wirtschaftlichen und repräsentativen Interessen, an der sich zu Recht Kritik entzündet.“
Einige Künstler hätten bereits Konsequenzen gezogen, erklärt Saskia Trebing bei Monopol: „Inzwischen haben die beiden Künstlerinnen Agnieszka Polska und Martina Vacheva ihre Werke aus der Wanderausstellung 'Diversity United' zurückgezogen, die ebenfalls von der Stiftung des Kulturmanagers Walter Smerling veranstaltet wird und im vergangenen Jahr in zwei Hangars des stillgelegten Berliner Flughafens gastierte.“
Niklas Maak, der die Diskussion ins Rollen gebracht hat, legt in der FAZ (Paywall) nach und wirft dem Senat vor, die private Ausstellung entgegen früherer Beteuerungen, sehr wohl mit Steuergeldern zu subventionieren: „Es ist nicht so, dass ein Mäzen hier einem öffentlichen Kunsthallenprojekt private Mittel zur Verfügung stellt und so zum Erfolg verhilft, ohne ins Programm einzugreifen. Smerling bekommt Geld vom Staat und macht dafür, was sein Verein für richtig hält – etwa eine Venet-Ausstellung. Der Fall zeigt die Abgründe, die sich unter den in Zeiten klammer Kassen viel gefeierten Public-Private-Partnerships auftun: Manchmal bedeuten sie eben nur, dass 'Public' die Interessen von 'Private' finanzieren darf.“
eiskellerberg.tv versucht sich an einer differenzierten Betrachtung des Disputs: „In nur drei Monaten eine derartige Ausstellung auf die Beine zu stellen, ist wohl einmalig, ein Par-Force-Akt, der auch halsbrecherisch enden könnte. Smerling, der Aufsteiger ist in Berlin gelandet. Die erste Retrospektive dieses außergewöhnlichen Künstlers konnte über die neue Kunsthallenbühne gehen. Venets Werk wird von 1961 bis heute über 60 Jahre in voller Breite und Güte ausgebreitet. Doch stößt der Pragmatismus des Machers SmerIing hier an Grenzen. Mit einer Einzelausstellung eines 80jährigen, weltbekannten Großkünstlers die Kunsthalle Berlin zu eröffnen, erfüllt nicht eben die Erwartungen an eine Kunsthalle. Retrospektiven sind Sache der Museen. Doch zeigt sich hier nicht eine Schwäche öffentlicher Institutionen, die weder über entsprechende Etats noch entsprechende Risikofreudigkeit verfügen? Vernet mag ein sympathischer, sogar unters[c]hätzter Künstler aus Südfrankreich sein, ein alter weißer Mann bleibt er doch.“
Den spektakulären Fall der Knoedler Galleries gibt es jetzt als Podcast in acht Folgen, gesprochen von Alec Baldwin. Michael Shnayersons Story basiert laut Peter White bei Deadline auf dessen eigenem Artikel aus dem Jahr 2012 für Vanity Fair. Die ersten beiden Episoden können bei iHeart angehört werden.
Das wahrscheinliche Ende der Interessengemeinschaft Frankfurter Galerien meldet Christoph Schütte in der FAZ: „Als im vergangenen Jahr der letzte Newsletter mitteilte, die IG stelle die regelmäßigen Informationen über Ausstellungen und Messebeteiligungen ihrer Mitglieder ein, war im Grunde klar: Es steht nicht gut um den Zusammenhalt. Womöglich hat sich die Form der IG nach gut und gerne 35 Jahren des gemeinsamen Auftritts überlebt. Sind doch die Interessen und das Profil von regional, national oder international agierenden Galerien, auch der verbliebenen gut 30 unter dem Dach der IG vertretenen, durchaus unterschiedlich. Und nun sind sie durch die Pandemie alle stark gefordert.“