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Die Art Rotterdam will mit ihrem nicht ganz freiwilligen Umzug in eine neue Location ab nächsten März auch inhaltlich attraktiver werden. Im Tagesspiegel sehen Nicole Büsing und Heiko Klaas jedoch auch dunkle Wolken am Horizont, die Zukunft der Begleitausstellung "Prospects" des Mondriaan Fund betreffend: "Noch verfügen die Niederlande über ein vorbildliches Fördersystem für junge internationale Künstler. Eelco van der Lingen, der Direktor des Mondriaan Fund, gibt sich aber besorgt. 'Wir durchleben derzeit schwierige Zeiten', sagt er. 'Das politische Klima ist kein Umfeld, das große Freude bereitet. Junge Künstler geben uns Hoffnung, Energie, neue Ideen und helfen uns, uns weiterzuentwickeln. Es ist klar, wie wichtig diese jungen Künstler sind, und welchen Wert sie Veranstaltungen wie der Art Rotterdam verleihen.' Noch wird seine Organisation mit Regierungsgeldern gefördert. Doch angesichts des deutlichen Rechtsrucks nach der Wahl vom November 2023 ist die Zukunft ungewiss." Ich war für Artmagazine in Rotterdam.
Mallorca solle wieder eine internationale Kunstmesse erhalten, habe die Inselpräsidentin anlässlich einer Museumseröffnung verlauten lassen, meldet Clementine Kügler in der FAZ. Dem Vernehmen nach war die Option mehreren Kunstmesseveranstaltern angeboten worden, doch nur einer hat zugegriffen. Ob die Indiskretion der Politikerin bei der Entscheidungsfindung tatsächlich hilft, wird sich zeigen.
Der indische Kunstmarkt scheint nach seiner langen Erholungsphase von der Finanzkrise 2008/9 wieder an Fahrt aufzunehmen, folgt man den Berichten von der India Art Fair, unter anderem von Kabir Jahal im Art Newspaper: "Diese Veränderungen werden von einer Reihe von Kunstmarktexperten in den Messehallen kommentiert. 'Jetzt ist es an der Zeit, ein Werk von [dem Maler des 20. Jahrhunderts] S.H. Raza zu verkaufen - Sie können Ihren Preis nennen. Die jüngeren Künstler werden also teurer', sagt Franck Barthelemy, ein zwischen Bangalore und Paris ansässiger Händler. Eine Messebesucherin, die Kunst für die Firmen- und Privatsammlungen einer 'großen Industriellenfamilie' erwirbt, bestätigt dies. Anonym sagt sie, dass sie einen 'großen Sprung im Vergleich zum letzten Jahr' bei indischen Künstlern der mittleren Laufbahn festgestellt habe."
Dmitry Rybolovlev hat seinen aufsehenerregenden Prozess gegen Sotheby's in New York verloren. Ursula Scheer fasst in der FAZ noch einmal zusammen, worum es ging: "Im Kern ging es bei dem Prozess abermals um den Vorwurf, Bouvier sei gegenüber dem Oligarchen als in dessen Interessen handelnder Kunstberater aufgetreten und habe hinter dem Rücken des Russen als Besitzer der von diesem gekauften Kunstwerke und damit als Händler in die eigene Tasche gewirtschaftet – mit sattem Gewinn. [...] Zuletzt war Rybolowlew mit einer Betrugsklage gegen Bouvier in Genf gescheitert. Die Staatsanwaltschaft dort hatte 'keine Beweise für einen hinreichenden Verdachtsmoment' gegen Bouvier feststellen können. Damit ist Bouvier in der Schweiz freigesprochen. In New York ging es nun nicht mehr um Bouvier, sondern um die Rolle von Sotheby's bei den Transaktionen, die über das Auktionshaus gelaufen waren." Barbara Kutscher lässt in ihrem Bericht für das Handelsblatt beide Seiten zu Wort kommen: "Rybolowlews Anwalt erklärte nach der Bekanntgabe des Urteils: 'Mit diesem Fall haben wir unser Ziel erreicht, ein Licht auf die mangelnde Transparenz zu werfen, die den Kunstmarkt plagt. Diese Heimlichkeit erschwerte den Nachweis einer komplexen Beihilfe zum Betrug. Dieses Urteil unterstreicht lediglich die Notwendigkeit von Reformen, die außerhalb des Gerichtssaals durchgeführt werden müssen.' Das Auktionshaus schreibt in einem Statement: 'Das heutige Urteil bekräftigt das langjährige Engagement von Sotheby’s, die höchsten Standards an Integrität, Ethik und Professionalität in allen Aspekten des Kunstmarktes aufrechtzuerhalten. Wir danken der Jury für ihr Urteil, das Sotheby’s in vollem Umfang von jeglichem mutmaßlichen Fehlverhalten entlastet.'" Juristisch ist Sotheby's fein raus. Was Graham Bowley in der New York Times über die Praktiken des Unternehmens erzählt, die im Laufe des Verfahrens thematisiert wurden, könnte Menschen mit weniger Erfahrung im Kunstmarkt jedoch den Kopf schütteln lassen.
Das Dorotheum hat Möbel aus dem Bestand des ehemaligen Tefaf-Händlers Otto von Mitzlaff versteigert. Das ernüchternde Ergebnis resümiert Sabine Spindler im Handelsblatt: "Die Auktion im Dorotheum bestätigt die momentane Situation: Der Möbelmarkt ist in der Breite ein Käufermarkt. 6500 Euro erzielte die perfekt proportionierte Empire-Bank aus der Zeit um 1800. Das ist für das elegante Mahagonimöbel mit dezenten Messingkanten und schwungvollen Säbelbeinen sehr moderat. Schmerzlicher ist für den Möbelkenner von Mitzlaff, dass die Exemplare mit Meisternamen und möbelgeschichtlichem Gewicht keine neuen Besitzer fanden." Selbst museale Möbel sind mittlerweile mitunter billiger zu haben als Neuware im Möbelhaus.
Aus den durch die Privatisierung nur noch bedingt aussagekräftigen Jahreszahlen von Sotheby's versucht Barbara Kutscher für das Handelsblatt Trends zu lesen: "In einem schwierigen weltpolitisch und –ökonomischen Umfeld hat sich das Haus durch Stabilität behauptet und expandiert sogar. Da trifft wohl die alte Weisheit zu, dass Anleger in Krisenzeiten in handfeste Güter investieren. Die weiterhin ansteigenden neuen Kunden aus Asien und dem mittleren Osten sowie die Scharen von 'Millenials' und 'Generation Z', sprechen zumindest dafür. Vor allem der Appetit am Konsum von Luxusgütern steigt global weiter an. Dafür spricht die relativ junge Abteilung mit Luxusgütern, die das Haus als separate Abteilung aufgebaut hat. Sie erzielt mittlerweile 2,2 Milliarden Dollar Umsatz mit Auktionen und damit mehr als 25 Prozent des Gesamtumsatzes." Zudem seien das Finanzierungsgeschäft und die Privatverkäufe stark gewachsen. Damit diversifiziert sich das Unternehmen immer weiter vom Kunstauktionshaus zum Rundum-Dienstleister für Vermögende. Auch Ursula Scheer hat sich die Zahlen für die FAZ angesehen: "Die Diversifikation des Angebots und Cross-over-Verkaufsplattformen, bei denen Objekte unterschiedlicher Genres zum Verkauf stehen, haben sich [CEO Charles F.] Stuart zufolge als Erfolg erwiesen. Ein Vermögenstransfer sei im Gange, und jüngere Kunden drängten immer stärker auf den Markt. Die Generation X mache bei Sotheby’s schon mehr als 40 Prozent der Bieter auf Objekte im Wert von über einer Million Dollar aus; Millennials seien sowohl in neu etablierten Kategorien als auch bei traditionellen, hochkarätigen Auktionen aktiv und interessierten sich für das kulturell Erbe."
Gleichzeitig eröffnet Sotheby's den Preiskampf bei den Gebühren, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt: "Die bei allen Transaktionen erhobene Verwaltungsgebühr von 1 Prozent entfällt. Der Käufer hat kombiniert bis zum Hammerpreis von 6 Millionen Dollar 20 Prozent, für Werte darüber 10 Prozent zu bezahlen. Der Hammerpreis ist der Nettopreis. Das sei rund ein Viertel günstiger als zuvor, unterstreicht Sotheby‘s".
Dass die Auktionshäuser sich dringend etwas einfallen lassen müssen, bestätigt Judd Tullys Bericht von den New Yorker Altmeister-Auktionen für das Art Newspaper: "Die Christie's Auktion Ols Masters Part One, die am Mittwoch (31. Januar) stattfand, erzielte ein Ergebnis von 10,9 Mio. $ (13,8 Mio. $ mit Gebühren) gegenüber den Erwartungen von 18 bis 27,2 Mio. $. (Alle Vorverkaufsschätzungen verstehen sich ohne Gebühren.) Die entsprechende Auktion im Jahr 2023 erzielte brutto 44,2 Mio. $ und damit etwa das Dreifache der in der diesjährigen Auktion erzielten Summe netto. Sechs der 78 Werke wurden zurückgezogen, bevor die Auktion bei Christie's begann, darunter Niccolo di Pietro Gerinis mehrteiliges Gemälde Szenen aus der Passion Christi, das mit einer Schätzung von 1,2 bis 1,8 Mio. Dollar angesetzt war. Von den 72 Losen, die über den Tisch gingen, wurden 30 nicht verkauft, so dass die Verkaufsquote bei beunruhigenden 58 % lag."
Tips für Einsteiger in die verwirrende Welt der Kunstauktionen bieten in loser Folge im Handelsblatt Susanne Schreiber und Christian Herchenröder: "In deutschen Auktionen haben sich einige dieser Verschleierungsstrategien eingebürgert, die für den Laien undurchsichtig, aber für den Insider offensichtlich sind. In einem Haus wird die Einlieferer-Nummer als fiktive Bieternummer genannt, wenn ein wichtiges Los durchfällt, also kein Gebot erhält. Die Einlieferernummern lassen sich meist hinten im Katalog kleingedruckt finden. Oft unterscheidet sich die Systematik der Bieternummern von der der Einlieferer."
Ein monumentales Wandgemälde im Deutschen Hygiene Museum Dresden wird nach seiner Wiederentdeckung von Gerhard Richter als eigenhändiges Frühwerk anerkannt, meldet dpa: "'Diesmal hat er zugestimmt', sagte der Leiter des Gerhard Richter Archivs, Dietmar Elger. Das habe sicher mit dem Kontext zu tun, 'aber es ist auch eine andere Zeit'. Richter, der am 9. Februar 92 Jahre alt wird, sei gelassener. Er rechnet sein Frühwerk nicht zum eigentlichen Werk, das 1962 beginnt. 'Es hat nicht den kunsthistorischen Stellenwert', erklärte Elger. In den 1990er-Jahren sei es für viele schwierig gewesen, das zu trennen." Dass Künstler selbst die kunsthistorische Deutungshoheit über ihr Werk erhalten, ist einem Kunstmarkt zu danken, der Kommerz über Wissenschaft stellt und einer Politik, die eben diese Wissenschaft und ihre Institutionen in die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Akteuren treibt. Seit Jahren geht übrigens jemand mit einem ganzen Schwung an Frühwerken Richters hausieren, die er aber nicht los wird, weil jener seine Anerkennung verweigert. Am einfachsten wäre es, Richter würde das Konvolut kaufen und vernichten.
Den Rücktritt von Vittorio Sgarbi von seinem Amt als Staatssekretär meldet dpa: "Der studierte Kunsthistoriker steht insbesondere im Verdacht, ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert illegal in seinen Besitz gebracht zu haben. Zudem gibt es Vorwürfe, dass er sich Vorträge teuer bezahlen lassen habe, als er bereits Mitglied der Regierung war." Das würde zu seinem Geschäftsgebaren der letzten Jahrzehnte passen.
Den Mord an dem New Yorker Galeristen Brent Sikkema in Rio de Janeiro soll ein Verdächtiger gestanden haben, berichtet Adam Schrader bei Artnet unter Berufung auf brasilianische Medien: "ein 30-jähriger Kubaner, wurde nur wenige Tage, nachdem der 75-jährige New Yorker Galerist tot in seiner Wohnung in Rios wohlhabendem Viertel Jardim Botânico aufgefunden wurde, verhaftet. Sikkemas Tod schockierte die Kunstwelt und löste tief empfundene Botschaften des Gedenkens aus. Prevez' Anwalt Greg Andrade gab in einem Interview mit der Zeitung O Globo bekannt, dass sein Mandant die Tat gestanden hat und behauptet, dass eine andere Person hinter der Tat steckt. Edna de Castro, eine weitere Anwältin von Prevez, erklärte gegenüber Folha de São Paulo, dass er vor dem Mord möglicherweise unter Drogen gesetzt wurde."