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Kobels Kunstwoche

Art Genève 2025; Foto privat
Art Genève 2025; Foto privat
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 6 2025

Etwas zu sehr um Witzischkeit bemüht ist Matthias Sander bei seinem ansonsten durchaus kritischen Messebericht über die Art Genève für die NZZ: „Die einen wären also lieber woanders. Lokale Künstler freuen sich über die Art Genève als grosse Bühne. Und Dritte – ein paar namhafte Galerien – werfen mit ihrer Abwesenheit diese Frage auf: Was macht die Art Genève aus, was ist ihre Daseinsberechtigung, ihre Identität? Die Vielfalt des Angebots ist gross, aber damit einher geht auch eine gewisse Beliebigkeit. Gut achtzig Galerien sind anwesend, viele aus Genf, einige aus der Romandie, auch aus Zürich, andere aus Paris und London, ein paar aussereuropäische sind ebenfalls mit von der Partie. Gezeigt werden viel Malerei, ein paar Skulpturen, wenig Fotografie, und viel Design, oder genauer: 'tragbare Kunst' – nämlich bunte Gürtel.“ Die sechs besten Stände der Messe kürt Lisa-Marie Berndt bei Monopol. Gürtel in großer Zahl sind mir bei meinem Besuch der Messe für Handelsblatt und Tagesspiegel nicht aufgefallen.

Voll des Lobes für die 1-54 in Marrakesch ist Maximilíano Durón von Artnews: „Die Messe, die sich über zwei Veranstaltungsorte erstreckt, wurde an einem regnerischen Donnerstagmorgen eröffnet. Von den ersten Minuten an war der intime Saal des Fünf-Sterne-Hotels La Mamounia, in dem 22 der 30 Stände der Messe untergebracht sind, überfüllt, und die Gänge waren voll mit Sammlern, Kuratoren, Kritikern und vielen mehr. [...] Die Messe zieht ein internationales Publikum an, wobei ein erheblicher Teil der Besucher aus frankophonen Ländern stammt, was auf die frühere Kolonisierung Marokkos durch Frankreich und die weite Verbreitung des Französischen in Marokko zurückzuführen ist.“

So schlecht, wie von Mei & Moses behauptet, gehe es dem Kunstmarkt laut Clare McAndrew gar nicht, schreibt George Nelson bei Artnews. Michael Moses und Jianping Mei verfolgen seit Jahrzehnten Kunstwerke auf dem Auktionsmarkt und messen bei erneuten Verkäufen deren Performance. Dieser Index seit letztes Jahr erstmals in diesem Jahrhundert negativ. McAndrew wirft ihnen Stichprobenverzerrung vor, weil sie andere Vermarktungskanäle außer Acht ließen. Wie das oft so ist, wenn sich zwei Spezialexperten eines Fachgebiets, haben beide Parteien ein bisschen Recht. Da Mei & Moses seit Jahrzehnten die einzigen einigermaßen beherrschbaren Quellen heranziehen (die Großen Drei der Auktionswelt), bilden sie tatsächlich nicht den gesamten Markt ab. Das sie innerhalb ihrer Methodik jedoch konsistent sind, können ihre Ergebnisse durchaus als valide gelten.

Gute Nachrichten vom Auktionsmarkt hat dpa: „Ein seltener 'Silberpfeil'-Rennwagen von Mercedes-Benz aus dem Jahr 1954 ist in Stuttgart für 46,5 Millionen Euro versteigert worden. Bei der Versteigerung des Auktionshauses RM Sotheby's im Mercedes-Benz Museum ging der Zuschlag an einen Bieter, der telefonisch an der Auktion teilnahm, wie in einem Livestream des Auktionshauses zu sehen war.“

Der Rückblick Clementine Küglers auf das abgelaufene Auktionsjahr in Spanien für die FAZ vermittelt Tristeza: „Die einzigen lebenden Künstler, von denen Werke im sechsstelligen Bereich in Spanien versteigert wurden, waren 2024 der Brite David Hockney und der Amerikaner George Condo, ein Freund Keith Harings. Im Januar erreichte beim Auktionshaus Segre Hockneys „Lithographic Water Made of Lines, Crayon and Two Blue Washes“ von 1978/80 stolze 105.000 Euro (86.000). Alcalá vermittelte im Oktober das Ölbild „Abstract child“ aus dem Jahr 1990 von Condo für 100.000 Euro (60.000). So beginnt und schließt die spanische Bilanz mit angelsächsischen Stars.“

Im Rahmen der Neuordnung seiner Unternehmensstruktur werde der Sohn von Sotheby's-Eigner Patrick Drahi, Nathan, von Hong Kong nach New York wechseln, berichtet Vivienne Chow bei Artnet: „Die Gerüchte über den Umzug von Nathan Drahi nach New York begannen über die Feiertage. In den fünf Jahren, in denen er Sotheby's Asia leitete, eröffnete das Haus im Mai 2023 einen neuen Hauptsitz in Schanghai und baute ein 'Sofortkauf'-Programm auf seiner chinesischen Website und der Super-App WeChat aus. [...] Im November verkaufte das Haus ein berühmtes Gemälde von Mark Rothko, das erste große Werk des Künstlers, das in Asien versteigert wurde, aber der Preis entsprach nicht den Erwartungen des Vorverkaufs. In den vergangenen fünf Jahren verließen nacheinander die wichtigsten Entscheidungsträger des Hauses in Asien das Haus“. Vielleicht möchte man in New York einfach lieber noch ein paar Kündigungen entgegennehmen, als welche auszusprechen – das ist billiger.

Der Altmeistermarkt sei durchaus lebendig, verlagere sich jedoch, beobachtet der Kunsthistoriker Brendor Grosvenor im Art Newspaper: „Was ist hier los? Mein Freund, der den Markt beobachtet, macht die Abwanderung reicher 'Non-Doms' nach der Änderung der britischen Steuervorschriften dafür verantwortlich. Der Kunstmarkt braucht sicherlich Leute, die kein Problem haben, 100.000 Pfund für ein Gemälde auszugeben. Aber ich glaube, dass es seit 2019 größere Veränderungen gegeben hat: Covid und Brexit. Covid hat zu mehr Online-Verkäufen geführt, die im Zentrum Londons wenig Aufsehen erregen. Und der Brexit hat dazu geführt, dass weniger Kunst nach London kommt. Bei höherwertigen Objekten bietet London immer noch genügend Zugang zu Sammlern, um neue Zollkomplikationen in Kauf zu nehmen, aber bei Bildern der mittleren Preisklasse ist das eine andere Frage. Jeder, der die Auktionen in Paris beobachtet, wird sehen, wo sich der Markt zu verschieben beginnt.“

Die möglichen Auswirkungen von Trumps Zollorgie auf den Kunstmarkt erörtert Margaret Carrigan bei Artnet (evtl. Paywall): „Edouard Gouin, der das Kunsttransport- und Logistikunternehmen Convelio leitet, sagte, dass die langfristigen Auswirkungen der Zölle die Kunstbranche angesichts des übergroßen Marktanteils der USA 'übermäßig beeinträchtigen' könnten. 'Zölle würden im Allgemeinen die Kosten erhöhen, und ich denke, dass Galerien am stärksten betroffen wären', sagte er. In Bezug auf den Kunsttransport könnten die Zölle 'Brexit-ähnliche Auswirkungen' auf den US-Handel haben, so Gouin, da die Transportkosten, die seit der Pandemie in die Höhe geschnellt sind, weiter ansteigen würden.“

Die erneute Auflösung des Beratungskomitees für Kunst und Geisteswissenschaften durch die Person, die dessen Dienste dringen gerbauchen könnte, meldet Benjamin Sutton im Art Newspaper: US-Präsident Donald Trump hat den Ausschuss für Kunst und Geisteswissenschaften (President's Committee on the Arts and the Humanities - PCAH) abgeschafft, der den Präsidenten bei politischen Entscheidungen und der Zusammenarbeit mit dem philanthropischen und privaten Sektor berät. Außerdem bemüht er sich um eine stärkere Unterstützung der Künste, der Geisteswissenschaften und der Museums- und Bibliotheksdienste auf Bundesebene. [...] Der PCAH wurde 1982 unter Präsident Ronald Reagan eingerichtet und kann bis zu 25 Personen umfassen, darunter den Direktor des Institute of Museum and Library Services (IMLS) und die Vorsitzenden des National Endowment for the Arts (NEA) und des National Endowment for the Humanities (NEH).“

Eine Regelung (PDF), drei unterschiedliche Interpretationen: „Künstliche Intelligenz, die mit Texteingaben generiert wird, kann nicht urheberrechtlich geschützt werden, entscheiden die USA“ titelt Adam Schrader bei Artnet. „Laut US-Beamten kann KI-Kunst ohne 'menschlichen Ausdruck' nicht urheberrechtlich geschützt werden“ , schreibt Tessa Salomon bei Artnews. Und bei Benjamin Suttons Artikel für das Art Newspaper heißt es: „Künstler können Werke, die mit KI als 'Hilfsmittel' erstellt wurden, urheberrechtlich schützen, so das US-amerikanische Copyright Office“. Deshalb ist Pressevielfalt so wichtig.

Bei aller Aufregung im Bundestag letzte Woche war in einem Punkt dann doch fraktionsübergreifend Verständigung möglich, meldet dpa: „Der Bundestag beschloss ein Gesetz zur Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Mitten in der Nacht stimmten SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP für das Vorhaben. Die Institutionen der Stiftung sollen mit der Reform deutlich gestärkt werden und mehr Eigenständigkeit bekommen, zum Beispiel durch eigene Budgets für die Museen.“

Das Bank-Austria-Kunstforum in Wien erhält eine Gnadenfrist für die Suche nach neuen Sponsoren, meldet APA: „Die Unicredit Bank Austria wird zwar ihr Engagement mit dem Jahr 2025 beenden, doch 'für das zweite Halbjahr 2025 wird mit Unterstützung des Beirats und unter Berücksichtigung des neuen Eigentümers der Immobilie auf der Freyung 8 an neuen Finanzierungsmodellen gearbeitet'“.

Einen erneuten Wechsel an der Spitze des britischen Kunsthandelsverbands meldet Anny Shaw im Art Newspaper: „Tom Christopherson, Anwalt und Rechtsberater von Bonhams, wurde zum Vorsitzenden der British Art Market Federation (BAMF) ernannt. Er tritt die Nachfolge von Martin Wilson an, der nach nur sechs Monaten zurücktrat, nachdem er im Dezember überraschend bekannt gegeben hatte, dass er neuer Geschäftsführer des Auktionshauses Phillips werden würde.“

Festnahmen im Fall eines spektakulären Museumsdiebstahls in den Niederlanden meldet dpa: „Wenige Tage nach dem spektakulären Kunstraub aus einem niederländischen Museum hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen. Von den geraubten Kunstschätzen fehle aber noch jede Spur, teilte die Polizei mit. Die Verdächtigen seien in Heerhugowaard etwa 50 Kilometer im Norden von Amsterdam festgenommen worden.“ Bei dem Einbruch Museum von Manchning im Jahr 2022 sind mehrere – nun ja – unglückliche Umstände zusammengekommen, geht aus einer dpa-Meldung hervor: „Vor dem nächtlichen Einbruch war die Videoüberwachungsanlage des Hauses laut Zeugen monatelang außer Betrieb. […] Zudem hatte das Museum keine direkte Alarmleitung zur Polizei mehr. Die Alarmschaltung zur Polizei sei früher einmal vorhanden gewesen, dann aber aus Kostengründen abgeschaltet worden“.

Über den aktuellen Stand im Fall der Insolvenz der Galerie Thomas berichte ich bei Monopol (Paywall).



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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung