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Nichts Neues unter der Pfälzer badischen Sonne anscheinend. Die Art Karlsruhe will sich wohl einfach nicht zu ihrer Verantwortung für die Qualität der auf ihr feilgebotenen Ware bekennen. Brita Sachs pickt für die FAZ die attraktiveren Angebote heraus, bemerkt aber zugleich: "Echte Trouvaillen bietet das Gefüge dieser Messe, aber auch schwankende Qualität. Wiederholt daran geäußerte Kritik versucht die Geschäftsführerin Britta Wirtz abzufedern: 'Wir verstehen uns als die vielleicht demokratischste, sozialste Kunstmesse im deutschsprachigen Raum.' Das klingt doch arg nach einem Klischee, demzufolge Sozialdemokraten Masse vor Klasse geht.
Mit rosaroter Brille wandelt hingegen Michaela Nolte für den Tagesspiegel durch die Messehallen: "Wie überhaupt die Käuferlaune beeindruckt. Jede Menge rote Punkte, und Menschen mit Luftpolsterpaketen strömen durch die Hallen. In dieser Hinsicht scheint das Konzept der Art Karlsruhe aufzugehen. Schönheit und Erkenntnis vor Rendite und Spekulation. Das mag ein Grund dafür sein, dass global player in Karlsruhe weiterhin rar sind." Eine bessere Werbung kann der Veranstalter sich gar nicht wünschen.
Seinen zunächst recht wohlwollend beginnenden Rundgang über die Messe beendet Hans-Joachim Müller für die WELT mit einer grauenhaften Entdeckung, die zugleich vernichtendes Urteil ist: "Und spätestens ganz hinten bei Geuer & Geuer aus Düsseldorf ist es zu Ende. Dort hat Leon Löwentraut seine Bühne. Das ist so eine Art Lars Windhorst der selbst ernannten Zeitkunst. Mit schrecklichen Bildern. Aber schon im schnöseligen Alter zu Medienruhm und Geld gekommen - und diesmal auch in Karlsruhe mit dabei."
Dass die unzweifelhaft hochkarätigere Messe Frieze Los Angeles in deutschen Medien so wenig Berücksichtigung findet, könnte daran liegen, dass die Veranstalter keine Pressereise organisieren und deutsche Verlage für Reisekosten ihrer Autoren - der freien zumal - kaum noch aufkommen wollen. Vielleicht ist die Messe aber auch tatsächlich so oberflächlich und von Promi-Spotting geprägt, wie Nate Freeman sie ganz ichbesoffen bei Artnet beschreibt. Dann müsste man tatsächlich nicht viele Worte über sie verlieren. Für alle Interessierten bietet das Art Newspaper als Medienpartner der Veranstaltung in gewohnter Manier ein materialreiches Tagebuch an.
Nicht erst mit dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden habe sich die katastrophale Sicherheitslage deutscher Museen offenbart, erklärt Tobais Timm in der ZEIT. Auch der gerade begonnene Prozess gegen die Verdächtigen des Diebstahls einer 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum im Jahr 2017 zeichne ein haarsträubendes Bild. Einerseits sei durch das Outsourcing des Wachschutzes ein Unsicherheitsfaktor eingekauft worden. Andererseits habe die Vernachlässigung der Technik dazu geführt, dass speziell im Berliner Fall die Versicherung des Museums dem Leihgeber nur einen Bruchteil des Münzwertes ersetzt habe, was wiederum für das Museum teuer werden könnte - und damit für den Steuerzahler. Wie kommt es eigentlich, dass der Staat hartnäckig, gegen alle Erfahrung und immer wieder für Bauprojekte im neun- und zehnstelligen Euro-Bereich zu haben ist, die am Ende den ursprünglichen Kostenrahmen regelmäßig um ein Vielfaches überschreiten, aber nicht einmal für die grundlegendsten Erhaltungsmaßnahmen des Bestandes sorgen kann?
Einen fruchtbaren Umgang mit kolonialem Erbe hat Hubert Spiegel beim Besuch der Ausstellung "Fiktion Kongo. Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart" in Zürich erlebt. In der FAZ vom 15. Februar lobt er den Umgang des Rietberg Museums mit der Sammlung des Ethnologen und Kunsthändlers Hans Himmelheber. Auch beschreibt er den Mann selbst als eine Ausnahmeerscheinung: "Akribisch hielt er Art, Ort und Zeitpunkt seiner Erwerbungen fest, notierte den Preis, den er bezahlt hatte, vermerkte mitunter im Reisetagebuch die besonderen Umstände eines Kaufs und hielt als einer der ersten Europäer die Namen der Künstler und Kunsthandwerker, deren Werke er erworben hatte, für erwähnenswert. [...] Himmelheber machte Geschäfte im Namen vom Kuns, Kultur und Wissenschaft. Gewissensbisse, dass er auf seine Weise an der Plünderung eines Kontinents beteiligt war, scheint er nicht gehabt zu haben."
Skeptischer ist Maria Becker in der NZZ: "Sicher, Himmelheber hat die artifiziellen Masken, die wunderbaren Stoffe und hieratischen Kultfiguren der kongolesischen Stämme immer bezahlt. Geraubt wurde bei ihm nichts. Er hat Handwerke und Namen überliefert, auf die die Forschung bis heute zurückgreift. Offenbar hatte er auch einen Ruf bei den Chiefs und ihren Gefolgsleuten. Aber welche Summen hat er für ein Objekt bezahlt, und wie viel bekam er von den Museen? Die Nachfrage war gross, und er brauchte finanzielle Mittel für seine Reisen und für seine eigene Sammlung. Dazu verrät die Ausstellung nichts."
Jetzt ist doch Schluss für Blain|Southern. Wie sich mit dem Abgang Graham Southerns Ende letzten Jahres schon angekündigt hatte, ist die Galerie mit Standorten in London, Berlin und New York am Ende. Daniel Völzke rekapituliert die Geschichte für Monopol: "Künstler wie Mat Collishaw, Jake & Dinos Chapman, Rachel Howard, Henning Strassburger und Sean Scully hatten in den letzten Monaten die Galerie verlassen, teilweise in Streit, wie 'Artnet News' berichtet. Die Galerie soll in eine finanzielle Schieflage geraten sein."
Auf Protokoll statt Analyse beschränkt sich Anne Reimers in ihrer zäh zu lesenden Zusammenfassung der Londoner Auktionswoche für die FAZ vom 15. Februar. Dass Auktionsberichte durchaus Einsichten vermitteln und kurzweilig zu lesen sein können, beweist Angelica Villa bei Artnews, die bei denselben Veranstaltungen eine Tendenz ausgemacht hat: "Insgesamt shcreiben die Ergebnisse dieser Woche den Trend fort, dass sich die Höchstpreise des Zeitgenossen-Marktes in Richtung des Mittelmarktes unterhalb der 5 Millionen Dollar-Grenze verschieben. Diese Bewegung hat verschiedene Konsequenzen. Vor allem bedeutet es, dass die Auktionshäuser gezwungen sind, sich auf die Kultivierung eines Kernpublikums von Sammlern mit weniger langer Erfahrung zu konzentrieren." Stephanie Dieckvoss hat für das Handelsblatt ebenfalls etwas genauer hingeschaut: "Der Drang, immer frischere Ware anzubieten, bringt Probleme mit sich. Zum einen stimmt die Akzeptanz der Auktionshäuser bedenklich, dass hier Spekulanten und sogenannte Flipper, die Kunst nur kaufen, um sie schnell gewinnbringend weiterzuverkaufen. Zum anderen aber stellt sich die Frage, wie langfristig eine solche Aufwertung ist, und ob die Karrieren der Künstler damit gefördert werden. Und für Sammler stellt sich natürlich die Frage, ob sie nicht überzogene Preise für Eintagsfliegen zahlen. Eine Arbeit des vor kurzem noch hochgepriesenen Kerry James Marshall 'Draw Me' von 2012, wurde erst letztes Jahr für 1,7 Millionen US-Dollar angekauft. Diesmal schaffte sie es bei Sotheby's nicht, die 1,5 Millionen Pfund der unteren Taxe zu erreichen. Sie ging unverkauft zurück. Oft sind die Stars von gestern schnell wieder vom Podest verschwunden."
Von der Gründung einer Service-Agentur für das Top-Segment des Kunstmarktes, unter anderem durch Anwälte, die vorher in den Führungsetagen großer Auktionshäuser gearbeitet haben, berichtet Marion Maneker bei Artnews.
Donald Trump versuche zum vierten Mal in Folge, das staatliche Kunstförderprogramm National Enwowments for the Arts abzuschaffen, meldet Eileen Kinsella bei Artnet. Als Begründung werde die Streichung überflüssiger Ausgaben genannt.
Die Wiener Journalistin Olga Kronsteiner erhält den Leon Zelman-Preis für Dialog und Verständigung. In einer Pressemitteilung heißt es: "Sie thematisiert Fragen der Provenienzforschung und Restitution, porträtiert vertriebene wie ermordete Sammler und berücksichtigt dabei nicht nur öffentliche Museen, sondern auch den privaten Kunsthandel, Auktionshäuser und Galerien. Mit akribischer journalistischer wie historischer Recherche trägt sie dazu bei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Bezug auf die Shoah und deren Folgen zu schärfen." Herzlichen Glückwunsch!