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Waren die ersten beiden Monate eines Jahres früher eine weitgehend messelose Zeit, drängen sich die Veranstaltungen mittlerweile besonders um die letzte Januar und die ersten beiden Februarwochen. Die einzelnen Kunstmessen müssen daher um mediale Aufmerksamkeit buhlen. Maximilíano Durón hält für die Leser von Artnews die seiner Meinung nach zehn besten Stände der Zona Maco in Mexiko-Stadt sowie die Information bereit, dass das Messezentrum schwer zu erreichen gewesen sei. Etwas erhellender ist sein Interview mit dem Gründer der Satellitenmesse Material Art Fair. Natürlich kürt er auch hier die zehn besten Stände.
Zur Abwechslung die sieben besten Stände hat Sarah Belmont auf der 1-54 in Marrakesch ebenfalls für Artnews ausgewählt. Einen zusammenhängenden Text bietet Chinma Johnson-Nwosu im Art Newspaper: "Viele Neulinge auf der Messe schienen von dem internationalen Publikum überrascht zu sein, zumal einige Erstaussteller ihre Stände mit Blick auf ein hauptsächlich marokkanisches oder nordafrikanisches Publikum kuratiert hatten. Die Galeristinnen Pratiti Shah und Gabriella Abia Biteo-Talon vom African Art Hub mit Sitz in London sagen zum Beispiel, dass die Galerie bewusst etwas andere Werke ausgewählt hat als die, die sie zur 1-54 in London mitgebracht hat - weniger Porträts, mehr Abstraktion, wie es scheint -, obwohl sie von der Vielfalt des Publikums der 1-54 Marrakesch angenehm überrascht sind. [...] Aber auch das Land und der Kontinent sind stark vertreten. Touria El Glaoui, die Gründungsdirektorin der Messe, sagt, dass sie ein wachsendes marokkanisches Publikum auf der Messe beobachtet."
Eine Woche nach anderen Medien, dafür fundiert in einen größeren Zusammenhang einbettend, lohnt der Bericht von Gina Thomas über die India Art Fair in der FAZ die Lektüre: "Zwar lässt die rückständige Museumslandschaft Indiens mangels staatlichen Engagements sehr zu wünschen übrig. Dank mehr und mehr Initiativen privater Museen, Stiftungen, Galerien und Unternehmen weitet sich jedoch eine Museums- und Ausstellungskultur aus, die es potentiellen Käufern ermöglicht, das Auge zu schulen, den Geschmack zu verfeinern und, nach dem gewöhnlichen Einstieg über Luxusgüter, allen voran Uhren, auf den Erwerb von Kunst überzugehen. Auf der India Art Fair in Neu Delhi, der größten Messe für die moderne und zeitgenössische Kunst Südasiens, machten hohe Besucherzahlen, reger Verkauf vor allem an indische Sammler und Institutionen und das Rundherum von Empfängen in Galerien, Privathäusern wie aus einem Bollywood-Film nebst einer Clubnacht mit dröhnenden Bass-Beats im Garten der deutschen Botschaft diese Umbruchs- und Aufbruchstimmung greifbar."
Den Versuch, der Affordable Art Fair in Brüssel mit den Mitteln eines Messeberichtsberichts beizukommen, unternimmt Christiane Meixner für die WELTKUNST. Die auf der Webseite direkt darüber platzierte Vorschau auf die Art Karlsruhe ist hingegen als Advertorial gekennzeichnet.
Ob sich der Kunstmarkt in diesem Jahr erholen werde und welche Segmente gewinnen und verlieren könnten, fragt Scott Reyburn im Art Newspaper: "So wird das Sammeln von Kunst zu einem Spiel mit Namen und Zahlen, das anscheinend sehr schwer zu gewinnen ist. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum 78.000 Menschen zu einer Kunstmesse kommen, um Schaufensterbummel zu machen, anstatt tatsächlich einzukaufen, und einer der Hauptgründe, warum der Markt nicht nennenswert wächst. [...] Jedoch weist Douglas Rushkoff, der Autor von Survival of the Richest: Escape Fantasies of the Tech Billionaires im Guardian darauf hin, dass die digitalen Raubritter von heute im Gegensatz zu ihren Vorfahren aus dem Goldenen Zeitalter 'nicht hoffen, das größte Haus in der Stadt zu bauen", sondern eher die größte 'Kolonie auf dem Mond, ein unterirdisches Versteck in Neuseeland oder einen Virtual-Reality-Server in der Cloud'. Das macht das Sammeln von Kunst, geschweige denn den Bau von Museen, im Allgemeinen überflüssig für den Ruf der neuen Generation selbstbewusster, ultra-reicher Unternehmer."
Wenn Außenstehende auf den Kunstmarkt blicken, ist der Eindruck oft verstörend. Für ihr Buch "Get The Picture", das Lauren Mechling im Guardian vorstellt, hat sich die Autorin Bianca Bosker selbst in dessen Untiefen begeben: "In ihrem Buch wagt sie es, die seltsamen Codes und Gepflogenheiten der zeitgenössischen Kunstwelt zu entschlüsseln - warum ist es zum Beispiel völlig unhöflich, etwas als 'schön' zu bezeichnen oder warum müssen Galeristen sagen, dass sie ein Gemälde 'platziert' haben, anstatt zu verkünden, dass sie es 'verkauft' haben? 'Die Kunstsprache ist ein ausgrenzender Code, bei dem jedes Wort größer sein muss, als es sein sollte', erklärt sie. 'Je mehr Silben, desto besser. Es gibt diese unnötig komplexe Art, alles zu besprechen, und das in einer Stimme, die so klingt, als würden einem die Batterien ausgehen.' Wenn du ein Statement eines Künstlers liest und dich fragst, warum es nicht wie normales Englisch klingt, hat Bosker eine Theorie für dich: Sie behauptet, dass Artspeak in den 1970er Jahren entstanden ist, als Kritiker versuchten, die klobig übersetzten Essays französischer Akademiker nachzuahmen."
Dem Kahlschlag bei den deutschen Kulturausgaben scheint die Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz nicht länger ihr Gesicht leihen zu wollen, vermutet Gerrit Barthels im Tagesspiegel: "unter den erschütternden weltpolitischen Umständen, gerade vor dem Hintergrund der angespannten Lage in der Ukraine und dem Nahen Osten, und den Auswirkungen auch auf den Kulturbetrieb (auf 'Spiegel Online' beklagte sie in einem Beitrag die „Einengung der Kunst- und Meinungsfreiheit“ und einen 'moralischen Rigorismus'), scheint Carola Lentz im Verein mit den so euphemistisch als 'Transformation' verkauften Mittelkürzungen und Einsparungen keine Aussicht auf eine erfolgsversprechende zweite Amtszeit gesehen zu haben." Dass das Außenministerium ausgerechnet bei den vergleichsweise geringen Ausgaben für das Aushängeschild der deutschen Kultur im Ausland den Rotstift ansetzt, ist auch wirklich nicht die beste Idee der aktuellen Regierung. Ganz unbeteiligt an der aktuellen Situation sei Lentz selbst jedoch nicht, gibt Stefan Koldehoff im Deutschlandfunk zu bedenken (Audio), und er fordert, dass Ehrenamt in Zukunft ordentlich zu dotieren.
Der Verkauf von Hauptwerken aus der Sammlung Marx sei nur der Anfang, glaubt Hubertus Butin in der FAZ: "Die Familie Marx mag Druck ausgeübt haben, aber Hermann Parzinger trägt für den Verlust der drei Bilder und für den neuen Vertrag die Hauptverantwortung, da er zu beidem seine Einwilligung gegeben hat. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollte endlich Rechenschaft über ihre Entscheidungen ablegen und nicht weiter suggerieren, es sei alles in Ordnung". Das Museum selbst, "Berlin Modern", das diese und weitere Sammlungen in seine Discounter-Architektur aufnehmen soll, stehe - wie viele andere - alles andere als gut da, kritisiert Jörg Häntzschel in der Süddeutschen Zeitung (Paywall): "Wenn man schon überreichlich anämische Museen besitzt, dann sollte das neue wenigstens irgendeine Idee formulieren: von Berlin, von der Moderne, von der Kunst, von unserer Zeit. Doch die ist nicht zu erkennen. Was für aufregende Dinge könnte man mit den 450 Millionen in Berlins Museen machen. Jetzt kommt ein weiteres dazu, in dem das Geld wieder knapp sein wird."
Eine neue private Stiftung in New York werde jeweils zwölf Künstler über zwei Jahre mit 100.000 US-Dollar zur Finanzierung ihrer Arbeit unterstützen, berichtet Angelica Villa bei Artnews: "Trellis hat sich verpflichtet, uneingeschränkte Zuschüsse zu gewähren, bei denen die Verwendung des Geldes durch den Künstler nicht nachvollziehbar ist. [Gründerin Corina] Larkin beschrieb, dass die Gruppe, die sie für die Leitung der Organisation zusammengestellt hat, sich bewusst ist, was nötig ist, um die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Die Auszahlung des Zuschusses über zwei Jahre ist Teil der Bemühungen, ein etwas 'größeres finanzielles Engagement' einzugehen, sagte sie. Sie verzichtet auf einen konventionellen Weg, bei dem Zuschüsse von 5.000 bis 10.000 USD für ein Projekt gewährt werden, das im Rahmen eines Antragsverfahrens genehmigt wird. Dieser Ansatz geht nicht auf die Frage ein, wie man den Lebensunterhalt eines Künstlers sichern kann, sagt sie."
Ein weiteres Auktionshaus habe sich von seinem Chef getrennt, meldet Eileen Kinsella bei Artnet: "Bonhams gab heute bekannt, dass sein CEO, Bruno Vinciguerra, nach mehr als fünf Jahren in dieser Funktion zurücktritt. Hans-Kristian Hoejsgaard, der geschäftsführende Vorsitzende des Auktionshauses, der seit 2020 dem Vorstand angehört, wird das Ruder übergangsweise übernehmen."
Laut Unterlagen des Insolvenzverwalters habe die Londoner Simon Lee Gallery bei insgesamt 154 Gläubigern Schulden in Höhe von rund 10 Millionen Pfund, darunter andere Galerien, Künstler und Messegesellschaften, meldet Kabir Jhala im Art Newspaper.