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Kobels Kunstwoche

Gabriel von Max - Die Kunstexperten
Gabriel von Max - Die Kunstexperten
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 8 2017

Wenn im Zusammenhang mit dem Kunstmarkt von Experten die Rede ist, scheint es sich häufig um jene aus dem Kinderlied "Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt..." zu handeln. Gleich in zwei Beiträgen ist dieser Tage zu lesen, nach Expertenmeinung wären auf dem Kunstmarkt 30 Prozent Fälschungen unterwegs. Geht Thomasz Kurianowicz in DIE WELT immerhin noch von "bis zu 30 Prozent aller historischen Meisterwerke auf dem Kunstmarkt" aus, ist der SWR da viel großzügiger. Im Interview mit dem Kunsthistoriker Henry Keazor weiß Tobias Frei: "Fast jedes dritte Kunstwerk auf dem Markt ist laut Experten gefälscht." Die pauschale Behauptung schließt den Primärmarkt mit ein und führt sich so selbst ad absurdum. Der anonyme Experte ist das journalistische Äquivalent zum Trumpschen "ask anybody".

Wer glaube, Deutschland verleidete seinen Kunstsammeln ihre Leidenschaft, dem empfiehlt Annegret Erhard in DIE WELT einen Blick nach Russland: "Schwer macht der Kreml den Sammlern das Leben mit einer vor einem Jahr in Kraft getretenen Novelle, die das neue deutsche Kulturgutschutzgesetz geradezu verblassen lässt: Kunst, egal welcher Herkunft, die älter als 100 Jahre ist, darf, wenn sie einmal eingeführt wurde, das Land nicht mehr verlassen."

Die Sammlung Essl geht als auf 25 Jahre befristete "Dauerleihgabe" an die Albertina. Warum eine alle Medien umfassende Sammlung zeitgenössischer Kunst an eine auf Kunst auf Papier spezialisierte Institution geht, kann wohl nur mit lokalpolitischen Gegebenheiten erklärt werden. Die Kommentatoren Almuth Spiegler (Presse), Ute Baumhackl (Kleine Zeitung) und Stefan Weiss (Standard) sind nicht nur begeistert von dem Deal.

Dem Kunstmarkt widmet sich mit dem Forum Kunst und Markt/ Center for Art Market Studies der TU Berlin jetzt auch in Deutschland die institutionelle Forschung. Susanne Schreiber stellt im Handelsblatt dessen erste Publikation aus der Reihe "Journal for Art Market Studies" (Jams) vor.

Stefan Simchowitz wehrt sich gegen die Forderung einer Schwarzen Liste für Art Flipper und dreht im Gespräch mit Anny Shaw für Artsy den Spieß um: "Viele Galeristen wünschen sich, die Spekulanten kämen zurück".

Eine Karriere in der Kunstwelt sei vorwiegend den Kindern Besserverdienender vorbehalten, schließt Anna Louie Sussman aus der Auswertung einiger US-Studien auf Artsy. Ursächlich dafür seien die hohen Ausbildungskosten und die geringen Einstiegsgehälter.

Die Umsätze scheinen zu steigen, jedoch mit der Zahl der neu eröffnenden Galerien in San Francisco nicht mithalten zu können, berichtet Jori Finkel im Art Newspaper.

Jedes Jahr aufs Neue müssen die Berichterstatter neue Wendungen für die Kritereinlosigkeit der Art Karlsruhe finden, die nicht allzu negativ klingen. Susanne Schreiber löst das Problem im Handelsblatt vom 17. Februar so: "Die Offenheit für heterogene Haltungen ist Programm in Karlsruhe." Felicitas Rhan urteilt für die FAZ: "Diesmal hat man etwas anders gemacht: Zwar sind 211 Aussteller auf der Art Karlsruhe vertreten, aber sie driften in der Qualität deutlich weniger auseinander als in früheren Ausgaben. Entstanden ist eine Mischung aus Bewährtem - Expressionismus und Zero-Kunst sind gut vertreten - und ansprechenden zeitgenössischen Arbeiten. Es gibt viel weniger Fotografie als 2016, nur vereinzelt finden sich attraktive Angebote. Das Kraftzentrum der Art Karlsruhe bleibt die Halle 3, mit Klassischer Moderne und Gegenwart". Britta Wirtz, die Geschäftsführerin der Messegesellschaft verkauft ihre Messe im dpa-Interview, nachzulesen unter anderem bei Monopol als Familienausflug: "Wir konzentrieren uns ganz klar auf private Sammler und solche, die es noch werden wollen, bei denen die Liebe zur Kunst im Vordergrund steht. Unsere Messe sehen wir als Gegenentwurf zum elitären Kunstbetrieb und zur Kunst als Investitionsgut. Wir bieten eine Plattform für Kunstvermittlung und Kunsthandel, auf der die Besucher den Galeristen und Künstlern auf Augenhöhe begegnen."

Da war Hauser & Wirth wohl etwas vorschnell, als die Galerie die Repräsentanz des Nachlasses von August Sander verkündete. Monopol veröffentlicht eine Stellungnahme der Kölner SK Stiftung Kultur, laut der die Sparkassenstiftung bereits 1992 den physischen Nachlass sowie die Nutzungsrechte erworben habe: "Verkäufer des Nachlasses war Gerd Sander, der Enkel des Photographen und Vater von Julian Sander, der in Köln eine Galerie betreibt." Vielleicht ist alles auch nur ein Missverständnis: "Auf Nachfrage von Monopol stellte Julian Sander, Urenkel von August Sander, klar: Es gehe hier um Werke, die noch im Familienbesitz seien, und um deren Verkauf auf dem Kunstmarkt - wo die SK Stiftung als gemeinnützige Organisation nicht agiert."

Wegen des Verkaufs gefälschter Werke von De Kooning, Kline und Mitchell für 1,45 Millionen Dollar ist der US-amerikanische Kunsthändler Eric Spoutz zu 41 Monaten Haft veruteilt worden, meldet Dan Duray im Art Newspaper. Ein Blick auf seine Internetpräsenz spricht Bände.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung