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Schlägt jetzt das Pendel in die andere Richtung aus? Die Mega-Galerien Pace, Gagosian und Acquavella haben die Auktionshäuser Christie's, Sotheby's und Phillips bei der auf 450 Millionen US-Dollar geschätzten Sammlung mit rund 300 Kunstwerken des im Dezember 2019 gestorbenen Donald B. Marron ausgestochen, berichtet Art Market Monitor via Artnews. Die Auktionshäuser hätten höchstens etwas mehr als 300 Millionen Dollar garantieren wollen. Wie die Kunsthändler untereinander aufgeteilt haben, werde ab 24. April in den jeweiligen Ausstellungen zu sehen sein.
Die India Art Fair ist für Payal Attam bei Artsy ein Beispiel für die Erholung des südasiatischen Markts.
Als neuen Stern am Kunstmessenhimmel hat Dagihld Bartels für das Handelsblatt die Investec Cape Town Art Fair ausgemacht, die sie in höchsten Tönen preist: „Selten sah man so viele zufriedene Galeristen auf einer Messe. Unter den Fittichen der weltweit agierenden Messe Fiera Milano und der Messedirektorin Laura Vincenti verfestigte die Schau am Kap ihren Ruf, die wichtigste Plattform für afrikanische Gegenwartskunst zu sein. Das zunehmende Interesse europäischer und amerikanischer Museen, endlich ihre monothematischen, westlichen Sammlungen um Kunst aus anderen Kontinenten zu erweitern, befördert massiv die Aufmerksamkeit einer internationalen Sammlerschaft. 3.000 Museumsdirektoren, Kuratoren, Sammler und Kunstfreunde aus Europa und den USA, darunter auch der Freundeskreis der Münchener Pinakothek, reisten ans Kap.“
Wie Kunstmessen und Galerien in Asien mit der Corona-Situation umgehen, erklären Anna Brady und Lisa Movius im Art Newspaper.
Die Übernahme der Sammlung des Abraaj Group Art Prize durch die saudi-arabische Kunststiftung Art Jameel meldet Melissa Gronlund bei The National. Mit dem Zusammenbruch der Private Equity-Firma aus Dubai drohte der Sammlung mit Werken der Preisträger des jährlich auf der Art Dubai vergebenen Preises die Zerschlagung.
Bei seinem Rundgang durch Charlottenburger Galerien für das Handelsblatt hat Christian Herchenröder den Schwerpunkt auf die Neuzugänge gelegt, um einem alten Berlin-Klischee zu widersprechen: „Wie bei den meisten Jungen bei Grunenberg liegen die Preise unter 10.000 Euro, bei Zöller bis 15.000 Euro. Sammler aus der Schweiz, Belgien und Russland sind Kunden. Aber die meisten Arbeiten erwarben Berliner, womit der zumindest in dieser Galerie alte Spruch widerlegt ist, dass es in Berlin keine Sammler gäbe. Stammkäufer sind junge Wohlhabende aus der Start-up-Szene, aber auch alte Charlottenburger haben hier schon gekauft.“
Wie sehr sich Künstlerinnen an der Ignoranz männlicher Kuratoren und Galeristen die Zähne ausgebissen haben, zeigt eine Ausstellung über frühe Konzeptkünstlerinnen in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW, die Regine Müller für das Handelsblatt besucht hat: „In Fischers archivierter Korrespondenz finden sich Briefwechsel mit Konzeptkünstlerinnen, die auf sein Interesse hin Vorschläge für Ausstellungen und Ankäufe machten. Doch die Angebote versickerten. Man kam nicht ins Geschäft, Fischer bevorzugte die männlichen Künstler. Auch der Titel der Ausstellung 'I’m not a nice girl!' verdankt sich einer Episode, die ein Licht wirft auf die gönnerhafte Haltung männlicher Kunstmacher zur weiblichen Kunst. In den 1960er-Jahren traf die in der Schau vertretene Lee Lozano auf den mächtigen Kurator und Museumsmann Kasper König, der ihr bescheinigte: 'Sie sind eine gute Malerin und ein nettes Mädchen', woraufhin Lozano entgegnete: 'In beiden Fällen liegen Sie falsch. Ich bin eine sehr gute Malerin und kein nettes Mädchen!'“
Wer Kunst nicht aus Spekulationsgründen kauft, sollte auch Konzeptkunst in seine Erwägungen einbeziehen, regt Astrid Mania in der Süddeutschen Zeitung an. Denn gegenüber traditionellen Kunstobjekten hätte sie einige Vorteile: „Die Konzeptkunst hat sich bisher nicht wirklich als Verkaufsschlager erwiesen. Sie gilt als spröde, wenig dekorativ und entsprechend wertsteigerungsunwillig. Nach wie vor hat die Malerei den Ruf einer sicheren Bank, wenn nicht gar einer super Investition. Dabei spricht einiges für das konzeptuelle Werk, vor allem unter konservatorischen Aspekten, wie jüngst auf der Kunstmesse Art Basel Miami Beach zu beobachten war. Denn eine Kunst, bei der die Idee im Vordergrund steht, die prinzipiell immer wieder und beliebig oft reproduziert werden kann, ist im Grunde unzerstörbar.“
Die schwierige Gemengelage, die sich für in Public Private Partnership betriebene Museen bei Restitutionsfragen ergibt, beleuchtet Christiane Fricke im Handelsblatt am Beispiel des Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, das sich weigert, 20 eindeutig als Raubkunst erkannte Werke zu restituieren: „Anders als Museen in öffentlicher Hand müssen sich Privateigentümer nicht den Washingtoner Prinzipien unterwerfen. Sie sind weder verpflichtet, aktiv nach Raubkunst in ihrem Bestand zu suchen, noch sind sie angehalten, eine faire und gerechte Lösung zu finden. Sie können sich auf einen gutgläubigen, mindestens zehn Jahre zurückliegenden Erwerb berufen. Eine Regelung, die sich in den meisten europäischen Rechtsordnungen wiederfindet. […] In Schweinfurt ist die Gemengelage allerdings komplizierter. Denn hier sind im Museum Georg Schäfer Stadt und Land mit involviert. Es fließen Steuergelder für den Betrieb durch die Stadt, die auch die Provenienzforscherin beauftragte und 80 Prozent der Kosten übernahm. Der Freistaat Bayern finanzierte den Bau des Museums und ist sein Eigentümer. Da stellt sich die Frage, ob die öffentliche Hand nicht eine Mitverantwortung trägt.“
Die Rückgabe der Elgin Marbles an Athen könnte ein Preis sein, den Großbritannien für seinen Austritt aus der EU bezahlen muss, hat Zachary Small für Artnews herausgefunden.
Die praktische Bedeutung der spanischen und portugiesischen Gesetze zum Schutz von Kulturgut erläutert Clementine Kügler in der FAZ vom 22. Februar: „Ein Vorkaufsrecht besitzt der Staat auch bei Auktionen. Es ist ein gefürchteter Moment, wenn der Hammer fällt und dann in der ersten Reihe der Beamte des Kulturministeriums diskret die Hand hebt: um ein Werk, das gerade von seinem vermeintlich neuen Besitzer ersteigert wurde, für die Allgemeinheit zu sichern. Der Staat muss die erzielte Summe bezahlen, hat dafür aber zwei Jahre Zeit, was weder den Verkäufer noch das Auktionshaus glücklich macht. Seine Hand auf Privatbesitz legt der spanische Staat bei Kunstwerken, die älter als hundert Jahre sind, in Ausnahmefällen sind es nur fünfzig Jahre. Das Kulturministerium wird von dem Ausschuss, der für Einschätzung, Export und Wertfestlegung von historischem spanischen Kulturgut zuständig ist, informiert. Dieser Ausschuss studiert alle Auktionskataloge und registriert die Anträge und Verkaufsmeldungen von Privatleuten. Der Staat hat dabei einen großen Ermessensspielraum“.
Der diesjährige Art Cologne-Preis geht an Gaby und Wilhelm Schürmann, und man könnte sich fragen, warum das erst jetzt geschieht. Denn das Aachener Sammlerpaar gilt nicht nur als eines der versiertesten im deutschsprachige Raum, sondern dient nicht wenigen Vertretern einer jüngeren Generation als erklärtes Vorbild. In der FAZ vom 22. Februar lobt Freddy Langer: „Mit dem Sammeln haben die beiden früh begonnen, vor fast einem halben Jahrhundert, und was Wilhelm Schürmann jungen Sammlern mit auf den Weg gibt, galt damals wohl auch für ihn. Dass man keinen Fehler machen könne, solange man nicht als Investor unterwegs und früh genug dabei sei: 'Die Preise sind klein, die Entdeckerfreude groß, die Ungewissheit gewiss.'“ Herzlichen Glückwunsch!
Zum Schluss noch zwei Fernseh-Tips: Im Rahmen des Formats Kulturdoku portraitiert 3sat zur Zeit berühmte Kunsthändler, in der letzten Sendung vom Sonntag Larry Gagosian. In einem kurzen Beitrag von Westart im WDR zerlegt der Kunsthistoriker Raimund Stecker das vorgebliche Wunderkind-Phänomen in der Malerei. Der redaktionelle Hinweis im Internetauftritt des WDR atmet jedoch den Geist des Boulevards: „Kritiker vergleichen ihn mit Picasso oder Richter“. Das ist ziemlicher Blödsinn. Kunstexperten, die Mikail Akar ernsthaft mit den beiden genannten Künstlern vergleichen, mögen sich bitte melden.