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Kobels Kunstwoche

Die Zukunft der Kunstmessen auf Clubhouse
Die Zukunft der Kunstmessen auf Clubhouse
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 8 2021

Die Iphone-App Clubhouse hat sich innerhalb weniger Wochen zur bevorzugten Plattform der Kunstszene entwickelt. Juliane Rohr hat mit einigen Protagonisten für ntv gesprochen: „Seit fünf Wochen treffen sich Menschen aus der Kunst nun im virtuellen Clubhaus, um sich intensiv zu unterhalten. Der Erfolg ist die Unmittelbarkeit. Alles ist ungezwungen und im Fluss, es wird live gesprochen. Clubhouse kann sich zum Zeitfresser entwickeln, auch weil 'es nur für den Moment ist', erklärt [die Berliner Galeristin] Anne Schwanz. 'In den vergangene[n] Monaten wurden viele neue digitale Sehmöglichkeiten geschaffen, aber es gab zu wenig Raum für einen Diskurs. In den Clubhouse-Räumen kann ein Thema intensiv besprochen werden.'"

Im ersten Talk von Artmagazine.cc haben wir mit den drei Messedirektoren Anne Vierstraete (Art Brussels), Daniel Hug (Art Cologne), Renger van den Heuvel (Spark Art Fair Vienna) und Nutzern diskutiert. Werner Remm fasst die Ergebnisse im Artmagazine zusammen: „Der Galerist Christian Nagel betonte nachdrücklich die Bedeutung der Entwicklung neuer, jüngerer Kunstsammler*innen. Daniel Hug sieht dabei aber die aktuelle Preispolitik als Hinderungsgund, die Kunst sei zum Teil einfach zu teuer geworden. Anne Viertraete wies jedoch darauf hin, dass die Online Viewing Rooms immerhin eine gewisse Preistransparenz in die Szene gebracht haben, was auch Johann König im Lauf der Diskussion noch betonte und für seine Messe in St. Agnes als einen der Erfolgsfaktoren anführte.“ Am heutigen Montag sprechen auf Clubhouse ab 21 Uhr Johann König (Galerist), Lena Winter (Messe in St. Agnes), Rüdiger K. Weng (Weng Fine Art AG und ArtXX AG), Diandra Donecker (Villa Grisebach) und Walter M. Gehlen (Art Düsseldorf) über „Die Zukunft des Kunstmarkts“.

Es gibt nicht Neues unter der Sonne, wie Anne Reimers in der FAZ vom 20. Februar mit ihrem Blick auf den Kunstmarkt eindrücklich vor Augen führt: „'Die Lage am Kunstmarkt ist außerordentlich ernst, wenn auch nicht hoffnungslos. Ausstellungen sind stets unrentabel gewesen, heute aber derart unerschwinglich, dass bei der Knappheit der Mittel sich bedauerlicherweise die Pionierarbeit des deutschen Kunsthandels – die großen Optimismus charakterisiert – nicht fortsetzen lässt. Die Sorge um Löhne und Steuern drücken den Kunsthändler genau wie jeden Kunstfreund außerordentlich schwer.' So äußerte sich der Direktor der 1818 in Dresden gegründeten Galerie Ernst Arnold gegenüber der angesehenen Zeitschrift 'Das Kunstblatt' im Herbst 1923.“

Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes hat eine Studie (PDF) vorgestellt, deren Horrorzahlen eine dpa-Meldung anscheinend unhinterfragt weitertrompetet, nachzulesen unter anderem bei Monopol: „Je nach Szenario werden die Umsatzverluste für 2021 mit zwischen 11,5 und 31,8 Milliarden Euro beziffert. Damit könnten sich die Rückgänge auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 bewegen, hieß es. Im vergangenen Jahr lag das Minus den Angaben zufolge bei 22,4 Milliarden Euro.“ Ein Blick in die Details fördert jedoch Haarsträubendes zutage. So wird für alle drei dort entwickelten Lockdown-Szenarien für Januar und Februar des Jahres 2021 für „bspw. den Einzelhandel mit Musikinstrumenten, Büchern, Zeitschriften, bespielten Ton-/Bildträgern oder Antiquitäten“ mal eben ein Umsatzverlust von 100 Prozent prognostiziert. Das ist schlicht unseriös. Der Kunstmarkt sei laut der Studie im letzten Jahr um 51 Prozent eingebrochen.

Die aktuelle Lage auf dem Kunstmarkt versuche ich anhand von Stimmungsbildern aus vor- und nachgelagerten Branchen für den Tagesspiegel vom 20. Februar zu ergründen: „Dass der erste Lockdown einen wesentlich härteren Einschnitt darstellt als der aktuelle, bestätigt etwa Malte Seibt. Zusammen mit Thomas Skiba betreibt er seit 1999 das Berliner Unternehmen fine art service, eine renommierte Werkstatt für Rahmungen. Nahezu jedes Bild braucht einen Rahmen, Seibts Kunden sind Institutionen, Galerien, Künstler und einige Sammler. Die Geschäftsentwicklung der Werkstatt lässt Rückschlüsse auf den Kunstbetrieb zu. Der Umsatz sei tatsächlich rückläufig, aber nicht so schlimm wie befürchtet, erklärt Seibt: 'Im ersten Lockdown ist das Geschäft mit neuen Aufträgen komplett eingebrochen.' Im zweiten laufe es weitgehend normal. Über das Jahr gerechnet betrage das Minus rund 20 Prozent.“

Was die Wahl des Künstlerberufs heute in der Praxis bedeutet, beleuchtet Stefan Trinks in der FAZ vom 20. Februar: „In ihrer finalen Leistungsschau, der Meisterschüler-Ausstellung, warten junge Künstler dann bei lauwarmem Prosecco auf die Entdeckung durch die herumschweifenden Galeristen. Anschließend oder nach erfolgreicher Bewerbung in einer Galerie mit klassischer Künstlermappe folgt im Idealfall die erste Ausstellung, mit der für viele Jungkünstler ein doppelt unsanftes Erwachen verbunden ist: Erstens verkaufen sich bei Newcomern nur selten auf Anhieb Werke in größerer Zahl, so dass viele der mit Herzblut geschaffenen Kunststücke an den Wänden 'verwelken', wie es im Galerie-Sprech unsentimental heißt.“

Im zweiten Teil seiner Serie „The Future is female“ für die Weltkunst zeichnet Sebastian C. Sprenger acht Preisbilder von Mid career artists: „Da diese Positionen bereits sichere Fahrwasser erreicht haben, gehen Sammler hier im Vergleich zu Newcomern im Grunde nur das halbe Risiko ein. Im Gegensatz zu anderen Künstlerinnen ihrer Generation wie Tacita Dean (*1965), Pipilotti Rist (*1962) und Julie Mehretu (*1970), die sich bereits im preislichen Olymp befinden, haben die im Folgenden vorgestellten Midcareer-Künstlerinnen ihr Preispotenzial aber noch nicht entfacht. Die aktuelle Diskussion um den Frauenanteil in Museen und Sammlungen – vor allem aber das neugewonnene Verständnis für die Relevanz weiblicher Positionen – dürfte ihren Erfolg befördern. Jeder entschlussfreudige Sammler kann davon profitieren.“

Museen müssten sich dem gesellschaftlichen Wandel stellen, ohne sich einem schnelllebigen Zeitgeist anzubiedern, fordert Gerhard Mack in der NZZ vom 21. Februar: „Dabei geht es weniger um Erlebnisse im Sinne unserer Beschäftigungskultur als um Versuche, das Subjekt mit Kunst in Beziehung zu bringen. Sie können eingebettet sein in ein Selbstverständnis der Museen als Kulturzentren wie das Centre Pompidou in Paris oder die Tate Modern in London. Das wäre eine Entwicklung des Museums hin zu einer sozialen Institution. Denkbar ist aber auch ein gegenteiliges Konzept, das Museen als Orte spiritueller Erfahrung profiliert, die gerade aus der Distanz zur gesellschaftlichen Verwertbarkeit ihre Kraft gewinnen. Welchen Weg sie auch wählen, Museen werden ihr Wirtschaftsmodell anpassen müssen“.

Seine umstrittenen Vorschläge zum Deaccessioning von Werken aus dem Metropolitan-Bestand verteidigt dessen Direktor Max Hollein auf der Internetseite des Museums www.metmuseum.org/blogs/now-at-the-met/2021/building-and-caring-for-the-met-collection und im Gespräch mit Brian Boucher bei Artnet.

Die Munich Highlights trete die Flucht nach vorn an und ziehe vom überfüllten September in den Sommer, meldet Susanne Schreiber im Handelsblatt: „Statt in der zweiten Oktoberhälfte findet die stets schön anzusehende Boutique-Messe bereits zwischen dem 29. Juni und dem 4. Juli 2021 statt. Dann kann die Verkaufsschau in der Residenz parallel zu den Münchener Opernfestspielen laufen. Das dürfte nicht zuletzt für auswärtige Besucher attraktiv sein.“

Die Auswirkungen neuer Regularien und Sanktionen der USA auf den Kunstmarkt erläutern Marie Elena Angulo und Nicole Chepi im Art Newspaper.

Christie's verkauft das erste mit einem NFT (Non Fungible Token) in der Blockchain hinterlegte digitale Kunstwerk. Die Auktion läuft vom 25. Februar bis zum 11. März. Anny Shaw klärt auch Nichteingeweihte im Artnewspaper auf. Der Künstler heißt übrigens Beeple.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung