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Kobels Kunstwoche

Jeff Koons und der Mond
Jeff Koons und der Mond
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 8 2024

Die Investec Cape Town Art Fair baue ihre Position aus, beobachtet Osman Can Yerebakan für Artnews: "Die Vernissage wurde von rund 5.000 Menschen besucht, darunter hauptsächlich einheimische Sammler, die einen ersten Blick auf 400 Werke vor allem von afrikanischen Künstlern und Künstlern aus der Diaspora warfen. [...] Laura Vincenti, die Direktorin der Messe, bezeichnete die letzten zehn Jahre gegenüber ARTnews als 'eine Lernkurve'. In dieser Zeit hat sie sich darauf konzentriert, 'Galerien mit Inhalten zu präsentieren, die mit der lokalen Szene kommunizieren", sagte sie. 'Ich habe gelernt, dass nicht alle Galerien darauf vorbereitet sind, in Kapstadt auszustellen.'" Die Messe in Kapstadt nimmt Leonie March bei RiffReporter (Paywall) zum Anlass für ein Interview mit dem ugandischen Galeristen Daudi Karungi: "Wir wollen hier die besten Ausstellungen zeigen, die uns möglich sind. Der virtuelle Raum ist dazu da, diese Kunst zu teilen, zu verbreiten, zu verkaufen und so weiter. Die Leute aus Uganda, die zu unseren Ausstellungen kommen, können sich diese Kunst oft nicht leisten. Aber sie gefällt ihnen, sie sehen sie gern an und verbringen Zeit mit ihr. Die Leute, die die Werke dann kaufen, haben sie meist nicht in der Galerie gesehen. Sie besitzen diese Kunst dann vielleicht, aber sie haben nicht das Privileg, sie in einer Ausstellung zu erleben. Das ist anders als in Städten wie in New York, wo die Besucher von Ausstellungen auch die Käufer sind. Es bleibt in der Zukunft wichtig, dass afrikanische Kulturschaffende noch mehr Räume schaffen, damit die Kunst auch auf dem Kontinent ausgestellt werden kann."

Lage! Lage! Lage! Die Maxime der Immobilienwirtschaft hat sich die New Yorker Print Fair mit ihrer Rückkehr in die Armory zu Herzen, berichtet John Vincler in der New York Times: "In Gesprächen mit Galeristen und Händlern wurde mir mehr als einmal gesagt, dass einige zahlungskräftige Sammler eher den Stand einer Galerie in Paris oder London besuchen, als das Javits Center in ihrer Stadt aufzusuchen. Mit dem Umzug in die Armory hoffen die Galeristen, dass das Geschäft besser läuft, vor allem unter den hochkarätigen New Yorker Sammlern."

Den Kauf der Untitled Art Fair in Miami durch denselben regionalen Lifestyle/Event-Konzern, der bereits die Art Miami übernommen hat, meldet Carlie Porterfield im Art Newspaper.

Mit der massiven Senkung von Auf- und Abgeld gehe Sotheby's eine riskante Wette ein, erklärt Daniel Cassady bei Artnews: "Die Strategie von Sotheby's scheint darauf abzuzielen, Käufer glücklich zu machen. Zufriedene Käufer sind motivierte Käufer und das wiederum bedeutet zufriedene Verkäufer. Aber wird diese Strategie wie erwartet aufgehen? Das ist fraglich. Einlieferer zu finden, ist wohl der schwierigste Teil des Auktionsgeschäfts. Viele Branchenvertreter sagten ARTnews, dass die neue Gebührenstruktur, die den Provisionssatz des Verkäufers auf 10 Prozent der ersten 500.000 US-Dollar pro Los festlegt, einige potenzielle Kunden abschrecken könnte." Wenn das Kalkül aufgeht, dürfte Sotheby's zumindest in diesem Jahr einen massiven Umsatzschub erleben - bis Christie's und Phillips nachziehen. Ob unter dem Strich dann auch mehr Gewinn übrigbleibt, könnte über das Schicksal der Firmenleitung entscheiden.

Einige Galerien aus deutschsprachigen Ländern haben in den letzten Jahren eine Niederlassung in Paris eröffnet. Aurélie Tanaqui hat sich für ihren ersten Beitrag für das Handelsblatt bei ihnen umgehört: "Galerien, die jüngst in Paris Dependancen eröffneten, profitieren alle von einem neugierigen und informierten Publikum — aus aller Welt. 'Viele internationale Sammler besuchen regelmäßig Paris, was man von keiner anderen europäischen Stadt in diesem Ausmaß sagen kann', bemerkt Peter Kilchmann von der gleichnamigen Galerie aus Zürich und seit kurzem auch aus Paris. [...] Die französische Hauptstadt wird immer mehr zum Gravitationszentrum des Kunstmarkts auf dem europäischen Festland. Eine Rolle, die Paris bis zum 2. Weltkrieg inne hatte. Die Senkung der Mehrwertsteuer von 20 auf 5,5 Prozent vom Gesamtverkaufspreis von Kunst mag kein Auslöser für die Ansiedlung ausländischer Galerien sein. Doch sie trägt zur Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs bei und fördert die Einfuhr von Kunstwerken nach Europa." Auch Bettinna Wohlfarth hat sich für die FAZ vom 17. Februar in der Pariser Galerieszene umgesehen: "Bis zu 600 sollen es in Frankreichs Hauptstadt schätzungsweise sein; an die 300 gehören dem Verband Comité Professionnel des Galeries d’Art an. Zu- und Abgänge sorgen für beständigen Wechsel. So eröffneten im vorigen Jahr die Schweizer Mega-Galerie Hauser&Wirth und Thomas Zander aus Köln Niederlassungen an der Seine, während Traditionsunternehmen wie die 1944 gegründete Galerie Denise René o der die Galerie gb agency schlossen. so mancher kleine bis mittelgroße Kunsthandel kämpft seit der Pandemie um seine Existenz. Oft sind es jedoch gerade diese Galerien, die mit jungen oder engagierten Kunstschaffenden neue Wege bahnen." Wenn ein Familienunternehmen nach knapp 80 Jahren schließt, ist nichts Außergewöhnliches und kann durchaus als Zeichen des stetigen Generationswechsels gesehen werden. Dass mit gb agency eine so genannte mid-tier Gallery kurz nach ihrer Teilnahme an der Paris + aufgibt, ist allerdings kein gutes Signal und bezeugt wieder einmal, dass ein Art Basel-Abo keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg mehr ist.

Kunst und Kultur in Hongkong werden anscheinend finanzielle Daumenschrauben angelegt, ist einer Meldung von Karen K. Ho bei Artnews zu entnehmen: "Die West Kowloon Cultural District Authority (WKCDA), ein Kunstzentrum in Hongkong, das das M+ Museum und das Hong Kong Palace Museum betreibt, wird im März nächsten Jahres keine Mittel mehr haben und möglicherweise zusätzliche Kredite aufnehmen müssen, wenn die Stadtregierung nicht einen neuen Finanzierungsplan genehmigt. So lautete die Warnung von Betty Fung, der Geschäftsführerin der WKCDA, am 14. Februar in Bezug auf den Status der 21,6 Mrd. HK$ (ca. 2,75 Mrd. USD), die das Zentrum im Jahr 2008 vom Stadtparlament erhalten hat."

Selfies stellten ein zunehmendes Risiko für die Kunstversicherung dar, nimmt Artnet-Neuzugang Jamie Valentino den Faden eines Reports von Hiscox auf: "So komisch die ungewollte Bedrohung durch Selfies auch klingen mag, die finanziellen Verluste - und die Schäden an unbezahlbaren Werken - sind nicht zum Lachen. Die Hälfte von Hiscocks Kunstversicherungsgeschäft wird auf versehentliche Schäden zurückgeführt, ein überraschend hoher Prozentsatz davon wird von Selfie-Trägern verursacht. Die Anpassung an die moderne Gesellschaft bedeutet, dass sich Kunstkuratoren an die neuen Technologien anpassen müssen, aber gleichzeitig müssen sie dafür sorgen, dass die Kunst auch die nächste Generation sicher erreicht."

Über Praxis und Bedingungen der Provenienzforschung in Auktionshäusern spricht Ursula Scheer mit Agnes Thum vom Münchener Auktionshau"s Ketterer für die FAZ vom 17. Februar: "Man hat nicht das Gefühl, dass der Handel vom Zentrum Kulturgutverluste als Partner wahrgenommen würde. Es gibt zwar seit einigen Jahren die Möglichkeit, als Privatperson Fördermittel für Einzelfallrecherchen zu beantragen, doch das entsprechende Werk darf in den folgenden zehn Jahren nur verkauft werden, wenn es einer gerechten und fairen Lösung dient. so wird keine ergebnisoffene Forschung gefördert. Stellt sich heraus, dass ein Kunstwerk nicht verfolgungsbedingt entzogen wurde, muss der Eigentümer es behalten oder die Förderung zurückzahlen, wenn er verkaufen will."

Und noch ein staatliches Fass ohne Boden meldet die ZEIT: "Die Sanierung des Pergamonmuseums in Berlin kostet mindestens 121,4 Millionen Euro mehr als bislang bekannt. Das teilte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung auf Nachfrage dem Spiegel mit. Die zuletzt bekannte Kostenschätzung der Behörde beträgt demnach 1,5 Milliarden Euro. Diese Summe beziehe sich jedoch nur auf die Grundinstandsetzung und Ergänzung des Museums."

Keine besonders gute Figur macht das Wiener Dorotheum im Umgang mit einem Fälschungsverdacht nach Recherchen von Olga Kronsteiner für den Standard: "Warum das Dorotheum keine Reklamation zu akzeptieren bereit ist und der Kauf noch nicht rückabgewickelt wurde? Wie auf Anfrage zu erfahren war, befände man sich 'im Prozess der Aufarbeitung', auch sei 'die Recherche noch nicht abgeschlossen'. Jene des STANDARD ist hier schon weiter: Bei dem von Königseder erwähnten 'weiteren Bild' dürfte es sich um das als 'Phantastische Landschaft mit Vogelfreund' bezeichnete handeln, das im September 2023 für 15.600 Euro (inkl. Aufgeld) versteigert wurde. Im Katalog scheint nicht nur die gleiche Provenienz auf ('in den 80er-Jahren direkt vom Künstler erworben'), sondern diente in diesem Fall ein Triptychon Karl Hodinas als Vorlage, das einst ebenfalls in erwähntem Buch veröffentlicht wurde."

Die jüngste Geschäftsidee von Jeff Koons zur Vermüllung des Mondes geißelt Daniel Völzke bei Monopol: "Denn steckt hinter diesem 'Moon Phases'-Projekt nicht der gleiche Gestus, mit denen sich in jüngster Zeit Superreiche ins Weltall schießen? Wenn die irdischen Verhältnisse einem Mann, der sich alles kaufen kann, keine Grenzen mehr setzen, geht’s ins All. Oder ins Metaverse. Zu jeder Miniskulptur von Koons wird ein NFT zum Verkauf angeboten – was von der Galerie als der 'mit Spannung erwartete Eintritt von Jeff Koons ins Metaversum' angepriesen wird. Über die Sehnsucht von Menschen wie Jeff Bezos, Richard Branson und Elon Musk nach dem All und virtuellen Welten ist viel geschrieben worden: Es ist die Sehnsucht, eine Erde zu verlassen, die dank der Wirtschaftsweise, die diese Männer reich gemacht hat, auf den Ruin zuläuft."


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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung