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Kobels Kunstwoche

Foto Stefan Kobel
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Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 8 2025

Die möglichen Konsequenzen der staatsstreichachartigen Tabula Rasa der zweiten Trump-Ära erörtert Karen K. Ho bei Artnews: „Experten zeichneten gegenüber ARTnews ein düsteres Bild des kommenden Jahres und sagten, dass die Zölle die Konfusion und die Betriebskosten erhöhen, das Kaufverhalten der Sammler verändern und kleine und mittelgroße Galerien aufgrund begrenzter Ressourcen am meisten treffen werden. 'Wenn man 10 Millionen für ein Kunstwerk ausgibt und dann 1 Million oder 2 Millionen Dollar oder sogar 2,5 Millionen Dollar an Zöllen zahlen muss, weil es importiert wurde, dann sagt man sich: 'Auf keinen Fall. Vergessen Sie es. Das wäre eine Abschreibung von 2,5 Millionen Dollar. Das kann ich nicht machen. Ich werde mich für Immobilien oder Aktien entscheiden'', sagte Philip Hoffman, Gründer und CEO der Fine Art Group, gegenüber ARTnews. 'Das wäre der Todesstoß.'“

Die Ergebnisse der Auktionspremiere von Sotheby's in Saudi-Arabien ordnet George Nelson bei Artnews ein: „Die Ergebnisse waren wie das Angebot des zweiteiligen Abendverkaufs: ein Kessel Buntes. Das Haus nahm 17,3 Millionen US-Dollar (Schätzung: 14 bis 20 Millionen US-Dollar) für 117 Lose ein, darunter Kunstwerke, Luxusobjekte und Sportmemorabilien. Der Wert des Vorstoßes des Hauses in das Wüstenkönigreich sollte jedoch nie allein auf die Höhe der Gebote beschränkt sein. Die historische Auktion im Freien diente als Portal in den saudischen Kunst- und Luxusmarkt (für internationale Auktionshäuser eine Terra incognita) und wird anhand des langfristigen Erfolgs von Sotheby's im Land bewertet werden.“

Die anstehende Vermarktung der Sammlung von Leonard Riggio, dem 2024 verstorbenen Mitgründer von Barnes & Noble, nimmt Daniel Cassady bei Artnews zum Anlass, das Vorgehen von Christie's und Sotheby's in solchen Fällen zu beleuchten: „'Es wird allgemein angenommen, dass die höchste Zahl gewinnt, sei es die höchste Garantie oder der höchste Anteil, aber ich denke, das ist eine zu starke Vereinfachung', sagte Mari-Claudia Jiménez, ehemalige Vorsitzende und Präsidentin der Abteilung Sotheby's Americas und Leiterin der globalen Geschäftsentwicklung, gegenüber ARTnews. [...] 'Manchmal ist die höchste Zahl auf dem Papier nicht wirklich die höchste Zahl, wenn man sich die damit verbundenen Vertragsbedingungen ansieht', sagte sie. 'Manchmal kann man nicht unbedingt Äpfel mit Äpfeln vergleichen, wenn man sich einen Deal von Christie's und Sotheby's ansieht.'“

Christie's veranstaltet die erste Auktion, auf der ausschließlich KI-Kunst gehandelt wird. Dass sich nicht alle dafür begeistern können, hat Kyle Wiggers für Techcrunch recherchiert. Er weist auf einen Offenen Brief hin, der nach einer Woche über 6.000 Unterschriften trägt. Die Initiatoren des Aufrufs und den Katalog stellt George Nelson bei Artnews vor: „Die Künstlerinnen Kelly McKernan und Karla Ortiz, zwei Unterzeichnerinnen des Briefes, verklagen KI-Unternehmen, weil diese ihre Werke ohne Erlaubnis für ihre Bildgenerierungs-Tools verwendet haben. Die Auktion umfasst 20 Lose aus fünf Jahrzehnten und einer Reihe von Medien. Ein Viertel der Werke ist digital entstanden, wie z. B. NTFs, während die anderen physisch sind, darunter Skulpturen, Arbeiten auf Papier, Gemälde und Leuchtkästen.“ Den Grund für den Aufschrei erläutert Ursula Scheer in der FAZ: „Warum gerade jetzt die Aufregung um eine Online-Auktion von zwanzig mit KI geschaffenen Kunstwerken, die bei Christie’s in New York am 20. Februar beginnt? Weil die Sache inzwischen richtig Fahrt aufgenommen hat, wie das Auftauchen von Deepseek aus China und der KI-Gipfel in Paris allen vor Augen führten. Für viele Kunstschaffende ist KI, von denen die allermeisten nicht zu den wirtschaftlich Hochprosperierenden gehören, nicht die nächste verheißungsvolle IT-Revolution, sondern ein Angriff auf ihr geistiges Eigentum.“ Versteigerung und Aufruf wiesen daher über den aktuellen Fall hinaus, bemerkt Marcus Woeller in der WeLT: „Der Streit ums Urheberrecht im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz hat damit auch den Kunsthandel erreicht. Wie Musiker und Schriftsteller haben auch bildende Künstler gute Gründe zu fürchten, dass ihre kreative Leistung durch die KI nachgeahmt oder sogar erlernt wird und sie dadurch auch finanzielle Einbußen haben. Dass ausgerechnet Refik Anadol seine Künstlerkollegen für ihre „von dunklen Geistern getriebene Weltuntergangshysterie“ auf der Plattform X verhöhnte, ist allerdings wenig hilfreich.“ Alles halb so wild, findet Hanno Rauterberg in der ZEIT und onkelt Marie Antoinette-mäßig: „Appropriation Art, also die Kunst der kulturellen Aneignung, wurde zu einer eigenen Spielform, um sich im Kanon der Künstler mit Gesten der Ermächtigung und Eingemeindung hervorzutun. Die Moderne war immer auch Pastiche, Mimikry, Mash-up – und nicht selten fühlten sich Künstler von anderen Künstlern auf ungute Weise imitiert, wenn nicht bestohlen. Insofern scheint die Aufregung jetzt ein wenig übertrieben.“ Genau, sollen sie doch Kuchen essen! Die Diskussion lässt weitgehend eine Differenzierung vermissen. Schließlich gibt es nicht wenige Künstler, die ihre KI mit eigenen Daten trainieren, wie etwa Refik Anadol. Über das Ergebnis lässt sich dann immer noch streiten. Derweil macht sich Beeple, der inzwischen auch über ein neunstelliges Vermögen verfügen dürfte, bei Elon Musk über die protestierenden Künstler lustig.

Aus Neu Delhi meldet sich Gina Thomas mit einer Woche Verspätung in der FAZ: „Die India Art Fair spiegelt freilich auch die dynamische Entwicklung des Kunstmarkts. Getragen wird der von etablierten Sammlern, einer neuen, wirtschaftlich erfolgreichen Klasse von Käufern und der wachsenden internationalen Anerkennung indischer Kunst. Mit 120 Teilnehmern ist die aktuelle Ausgabe der Messe die bisher größte. Von ihrem Ansehen zeugt die Beteiligung namhafter internationaler Aussteller wie der Galleria Continua, Carpenters Workshop und Indigo + Madder sowie die Präsenz von Kuratoren etwa aus dem Louvre Abu Dhabi, dem Haus der Kunst in München, der Londoner Tate oder dem Guggenheim Museum in New York. Die Londoner Lisson Gallery, die seit 2012 nicht mehr auf der Messe ausgestellt hat, und David Zwirner aus New York, der seit der Pandemie nicht mehr dabei war, haben sich zur Rückkehr entschlossen.“

Aus München berichtet Brita Sachs in der FAZ vom 15. Februar unter anderem von zwei Galerieschließungen aus Altersgründen: „In der rund 50 Adressen zählenden Galerienlandschaft der Stadt herrscht Bewegung durch Abgänge und Neueröffnungen. so beendete Karin Sachs ihre Tätigkeit; schweren Herzens, denn für sie sei „die Galerie die Erfüllung eines Traums“ gewesen. Doch mit 84 Jahren. [...] auch Rupert Walser hörte aus Altersgründen auf, nachdem der Spezialist für monochrome und radikale Malerei Antonio Calderara, Dadamaino, Marcia Hafif und Phil Sims nach München holte, außerdem Inge Dick, Thomas Bechinger, Christiane Möbus und viele andere.“

Der bekannte Romanautor Christoph Peters hat einen neuen Roman veröffentlicht, in dem sich das Berliner Galeristenehepaar Lena und Johann König wiedererkennt und unvorteilhaft dargestellt sieht, erklären Marlene Knobloch und Thomas E. Schmidt in der ZEIT. Was das Gericht zu klären hat, erlütert Daniel Völzke bei Monopol: „Vor Gericht muss nun entschieden werden: Wie viele Leser dürfen die realen oder nur vermeintlichen Vorbilder der Figuren wiedererkennen? Kann ein literarischer Text gleichzeitig zu wenig wahr sein, so dass diese Vorbilder durch Kunst diffamiert und verleumdet werden? Es wird ein Urteil darüber ergehen, ob die Kläger tatsächlich durch Literatur geschädigt werden können, also ob und in welcher Intensität Kunst die Realität zu bewegen vermag. Natürlich müssen konkrete Details zur Sprache kommen: Welche Übereinstimmungen gibt es zwischen den Figuren des Romans und den Klägern? Und wenn es Übereinstimmungen gibt: Ist Johann König spätestens nach Veröffentlichung seiner Autobiografie "Blinder Galerist" und Auftritten in TV-Talkshows eine Person des öffentlichen Lebens, die in Kauf nehmen muss, Gegenstand kritischer und verfremdeter Darstellung zu werden? Diese Art von Wahrheit interessiert ein Gericht.“ Marc Reichwein gibt in der WeLT zu bedenken: „Etwas forsch mutet die anwaltliche Argumentation im Verbotsantrag dort an, wo sie Eindeutigkeit im Verhältnis von Urbild und Abbild behauptet und dann so tut, als müsse jede fiktive Ausschmückung ausgewiesen werden. Die Unterstellung, dass der Romanleser „alle Schilderungen für bare Münze nehmen und der Realität zuordnen“ könnte, verkennt das Wesen aller Kunst. Ein Roman muss und kann keine expliziten Angaben machen oder gar Fußnoten setzen, wo etwas der Realität entspricht und wo nicht. Personenbezogene Darstellungen in Sachbüchern haben Sorgfaltspflichten, die der Presse- und Meinungsfreiheiten unterliegen. Ein Roman, der nur Anleihen bei realen Vorbildern macht, ohne sie abzubilden, muss sich nicht zu einer Realität verhalten, die er gar nicht abbildet. Insofern kann man und muss man ernsthaft anzweifeln, dass ein Kunstwerk, das sich Freiheiten erlaubt, die über eine vermeintlich wiedererkennbare Realität weit hinausgehen, juristisch leichtfertig verboten werden darf.“ Der verständliche Impuls der Königs, sich nicht schon wieder eine tatsächliche oder vermeintliche öffentliche Bloßstellung gefallen lassen zu müssen, könnte die Klage jedoch nach hinten losgehen indem sie den Streisand-Effekt auslöst. Ohne die jetzige Publicity dürfte das Buch auch in der Kunstszene kaum die Bekanntheit erzielen können, die es jetzt zweifellos hat. Eine bessere Werbung hätten sich Autor und Verlag kaum wünschen können. Und für das Galeristenehepaar ist kaum ein guter Ausgang des Skandals denkbar: Wenn sie den Prozess verlieren, sind sie blamiert, wenn sie ihn gewinnen, haben sie einen Präzendenzfall für die Knebelung der Kunstfreiheit geschaffen. Beides wird ihr Image nicht positiv befördern.

Ihren 85. Geburtstag feiert die Wiener Galeristin Ursula Krinzinger, berichtet die Nachrichtenagentur APA. Zum 80. Geburtstag gratuliert im Handelsblatt die WELTKUNST-Chefredakteurin Lisa Zeitz dem Frankfurter Galeristen Peter Femfert (DIE GALERIE).

Walter Robinson, Künstler und ehemaliger Chefredakteur des amerikanischen Artnet-Magazins, ist tot. Sein Freund, ehemaliger Mitarbeiter und Kritikerkollege Jerry Saltz betrauert ihn bei Artnet, Alex Greenberger widmet ihm einen ausführlichen Nachruf bei Artnews. In der New York Times schreibt Deborah Solomon: „Es war nie klar, ob sich Herr Robinson als Künstler sah, der über Kunst schrieb, oder als Schriftsteller, der malte. Anstatt sich für eine der beiden Möglichkeiten zu entscheiden, schien er seine Identität als Doppelagent zu genießen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung