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Zensur auf einer Kunstmesse - nicht in China, Dubai oder wo man es sonst erwarten würde, sondern in Spanien, auf der altehrwürdigen Arco. Clementine Kügler klärt in ihrem Messebericht für die FAZ auf: "Der Präsident der Messegesellschaft 'Ifema', Clemente González, hatte Zensur geübt und ein Werk von Santiago Sierra abhängen lassen. Sierra hatte eine großformatige Collage aus 24 Schwarzweiß-Fotokopien unkenntlich gemachter Porträts angefertigt. Unter dem Titel 'Spanische politische Gefangene der Gegenwart' waren die Köpfe mit anklagenden Texten versehen. Es ging um Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens, die in U-Haft sitzen (nicht verurteilt sind, wie Sierra fälschlicherweise behauptet)[...]. Die Galeristin, die gebürtige Deutsche Helga de Alvear, sagte gegenüber dieser Zeitung, sie lebe nun schon seit den sechziger Jahren in Spanien, aber sie gewöhne sich noch immer nicht daran, dass so etwas möglich ist. Geweigert habe sie sich allerdings nicht: 'Das ist nicht mein Haus. Wenn die Messegesellschaft das Werk nicht akzeptiert, stelle ich mich nicht quer.' Carlos Urroz, der Leiter der Arco seit 2010, ist entsetzt über die Zensur und hat seinen Rücktritt angeboten. Das links regierte Rathaus, das an der Messegesellschaft beteiligt ist, war nicht informiert und protestierte."
Die Süddeutsche Zeitung beschränkt sich in ihrer Berichterstattung über die Messe mit diesem Stand, den Thomas Urban referiert. Allerdings ging es noch weiter: González sah sich zu einem Kotau gezwungen und versicherte offiziell, die einzige Instanz, die darüber zu entscheiden habe, was auf der Messe gezeigt wird und was nicht, sei die Jury der Arco selbst. Details zum Ausgang der Affäre sind in meinem Messebericht im Handelsblatt vom 23. Februar in Madrid nachzulesen, Weiteres zur Arco im Artmagazine. "7 Dinge, die man auf der Arco nicht verpassen sollte", hat Elke Buhr für Monopol zusammengetragen.
Eine Banane in Erdogans After hat auf der Art Karlsruhe ebenfalls für einen Eklat gesorgt, nachzulesen in einer dpa-Meldung, unter anderem bei Monopol. Warum es trotzdem schwerfällt, beide Fälle zu vergleichen, mag mit der Veranstaltung, dem Künstler (Thomas Baumgärtel), seinem Galeristen (Michael Oess, Neue Kunst Galerie, Karlsruhe), dem Sujet oder der Ausführung zusammenhängen.
Wo die Kernkompetenz der Art Karlsruhe diesseits des gut Abgehangenen liegt, verpackt Hans-Joachim Müller in DIE WELT in ein zweifelhaftes Kompliment: "Nun wäre diese ganz und gar charmante Veranstaltung nicht wirklich vorstellbar ohne einen neuen Artikel aus der leider hochproduktiven Bildhauer-Werkstatt Ottmar Hörl. In diesem Jahr ist es der Schwarzspecht 'Zorro' ('etwa 30 cm'), der 'nun erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentiert' wird. Und tatsächlich steht die breite Öffentlichkeit präsentationswillig vor dem Kunststofftier, und die Kameras der regionalen Fernsehsender schauen ihr über die Schultern. Das war schon früher so bei 'Pinguin', 'Froschkönig' und Zwerg mit Stinkefinger. Und vermutlich wird es keine zweite Kunstmesse geben, auf der Zorro der Schwarzspecht so verlässlich die Hürden der Auswahljury nimmt."
Nach einem verzweifelten Lamento gegen den Kitsch und Kopistenware findet Burkhard Meier-Grolman in der Südwest Presse versöhnliche Worte: "Wenn der Kurator Ewald Karl Schrade anmerkt, dass die Art Karlsruhe weder eine Kasseler Documenta noch eine Venedig-Biennale sei, sondern eben ein Kunsthandelskontor und ein Kunstmarkt, dann kann man doch zwischen den Zeilen herauslesen, dass er den schnöden Kunst-Kommerz doch immer wieder heftig anschiebt in die Richtung anspruchsvoller und vornehmer Kunstsalon. Das zeigt natürlich Wirkung, denn viele Kunstfreunde bekunden auf Befragen, dass sich gerade in Sachen Wertigkeit der Messe sehr viel getan hat und dass die Ausrutscher immer weniger werden."
Auf die österreichischen Beiträge von Galerien wie Künstlern fokussiert Daniela Gregori für das Artmagazine, kommt aber dennoch nicht umhin zu bemerken: "Freilich, es ist noch immer ein viel zu viel, ein viel zu voll und ein viel zu chaotisch, das da über weite Teile in den vier Hallen der art Karlsruhe herrscht, da mögen auch die diesmal großzügiger bemessenen Skulpturenplätze und die jedes Jahr mehr werdenden Sonderausstellungen wie Preisvergaben nicht darüber hinweg täuschen."
Nach New York und Paris soll in diesem Jahr auch Basel (parallel zur Art Basel) eine Outsider Art Fair bekommen, hat Gabriella Angeleti für Art Newspaper erfahren.
Wenn Konzerne zusammenarbeiten: Die Pace Galerie und die Sotheby's-Tochter Art Agency, Partners werden laut Eileeen Kinsella bei Artnet gemeinsam den Nachlass von Vito Acconci verwalten/vermarkten.
Wie der nächste Kunstmarkt-Superstar gemacht wird, beobachtet Nate Freeman für Artsy. Das noch nie öffentlich angebotene "Helter Skelter I" von Mark Bradford werde nächsten Monat bei Phillips in London versteigert und sei dank eines garantierten Gebots schon jetzt auf Rekordkurs. Das wandfüllende Gemälde habe schon mehrere Besitzer gehabt, Einlieferer John McEnroe erwarte sechs bis acht Millionen Pfund. Damit seine eine Verdoppelung des bisherigen Auktionsrekords des Künstlers möglich, was ihn nicht nur zu einem der höchstgehandelten lebenden Künstler machten würde, sondern auch zum teuersten farbigen.
Eine Ahnung davon, was in der Kunstberichterstattung falsch läuft, vermittelt Anny Shaws Sensationsmeldung im Art Newspaper, nach der ein "seit 25 Jahren in einer Privatsammlung verstecktes" Gemälde von Roy Lichtenstein erstmals wieder ins Licht der Öffentlichkeit gelange - in einer Galerieausstellung.
Die hohen Preise für Kunst machten es deutschen Museen zunehmend schwer, bestimmte Kunstwerke auszuleihen, hat Clemens Bomsdorf für die ZEIT herausgefunden: "Zusätzlich teuer werden die Versicherungen, weil die Ausstellungshäuser auf der Suche nach Angeboten meist streng gebunden sind. Manchmal legt der Leihgeber fest, wo die Versicherung abgeschlossen werden muss. Auch weil er womöglich von seinem eigenen Anbieter eine Provision erhält. 'Das ist zwar nicht die Regel, kommt aber vor', sagt Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes. Häufig macht der Leihgeber auch genaue Vorgaben für den Marktwert, der zu versichern ist. Der auf Kunstversicherungen spezialisierte Makler Stephan Zilkens sieht darin das Problem. 'Zum Teil sind die Museen selber schuld, denn sie akzeptieren aus Angst vor Konflikten jeden Versicherungswert, den ein Leihgeber vorgibt', sagt er. Statt das zu tun, sollten die Häuser mit den Besitzern der Bilder verhandeln, rät er." Die Ghenter Abläufe und Zusammenhänge hat Simon Hewitt wieder einmal zuverlässig für das Art Newspaper recherchiert.
Ob Leonardo Di Caprio die App "Magnus", in die er investiert hat und die er auf facebook empfehle, wohl schon einmal ausprobiert habe, fragt Ewa Hess im Tagesanzeiger aus der Schweiz, denn ihr Selbstversuch sei enttäuschend verlaufen: "Ich machte eine Probe aufs Exempel und erfasste einige Bilder, darunter auch eins von Georg Baselitz. Dieser Künstler ist bekanntlich ganz einfach zu erkennen, weil bei ihm meistens das Motiv auf dem Kopf steht. Doch die App hatte keinen blassen Schimmer und bot mir an, dass ich alle Daten selber eintippe, auf dass sie sie speichere." Also alles so wie immer. Gleichwohl befndet sich die Anwendung auf der Liste der "5 supernützlichen Apps für Kunstwelt-Leute", die Loney Abrams für Artspace zusammengestellt hat.
Die - sich dem Vernehmen nach nicht besonders wohlgesonnen - verschwägerten Sammlerinnen Patricia Phelps de Cisneros und Ella Fontanals-Cisneros liefern sich gerade einen Schenkungswettbewerb, von dem Madrid besonders profitiert, wovon vor Ort aber nicht Alle restlos begeistert scheinen. Eileen Kinsella und Laurie Rojas erklären auf Artnet, wie sich die spanische Hauptstadt dadurch zum neuen Zentrum der lateinamerikanischen Kunstszene entwickeln könnte, zulasten Miamis.
Von der nun schon in die dritte Generation gehenden Suche nach der Pechstein-Sammlung der Famile Heymann erzählt Nicolas Richter in der Süddeutschen Zeitung.
Die Expertenkomission, die den Fälschungsskandal in Ghent aufklären sollte, habe sich aus Protest gleich wieder aufgelöst, ist von Stefan Koldehoff im Deutschlandfunk zu erfahren. An der Verbreitung von Fälschungen trügen Museen und öffentliche Hand eine Mitschuld, behauptet er in diesem Zusammenhang: "Weil es kaum mehr Ankaufsetats gebe, seien die Institutionen zunehmend von Schenkungen und Dauerleihgaben abhängig geworden. Dies nutzten Betrüger geschickt aus, um hier ihre Fälschungen zu platzieren und damit manchmal sogar ganze Sammlungen vom Fälschungsverdacht reinzuwaschen."
Die Schließung der Marc Foxx Gallery in Los Angeles vermeldet Alex Greenberger bei Artnews.