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Kobels Kunstwoche

Neue Kunstmesse Stage Bregenz; Foto Stefan Kobel
Neue Kunstmesse Stage Bregenz; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 9 2024

Ein alter Bekannter hat eine neue Kunstmesse an ungewöhnlichem Ort aus der Taufe gehoben. Nicole Scheyerer hat die Stage im Festspielhaus Bregenz für die FAZ vom 24. Februar besucht: „Hinter der Premiere steht der Messemacher Renger van den Heuvel: In Wien leitete der gebürtige Niederländer die Viennacontemporary, bevor er 2021 mit der Spark Art Fair eine eigene Veranstaltung aufzog. Nach der zweiten Ausgabe war für ihn dort Schluss. Nun aktiviert er sein Netzwerk für die Novität im Dreiländereck.“ Das Besondere der Veranstaltung beschreibt Michael Huber im Kurier: "Der 'Stage'-Macher weiß nämlich sehr gut, dass eine Messe ebenso sehr Vernetzungs- wie Verkaufsveranstaltung ist und setzt auf eine Abfolge von Begegnungszonen [...] Unterstützung erhält der Impresario dabei von der Politik: Neben Stadt Bregenz und Land Vorarlberg zählt auch das Kulturministerium (BMKÖS) und das Außenministerium zu den öffentlichen Förderern der Veranstaltung, die in enger Kooperation mit dem Stadtmarketing Bregenz entwickelt wurde - man wolle gezielt auch abseits der Festspielsaison Publikum an den See bringen, hieß es bei der Pressekonferenz. Mit insgesamt rund 140.000 Euro beziffert van den Heuvel die öffentlichen Förderungen, die die Messe bezieht - das meiste davon fließe in Sonder- und Vermittlungsprojekte." Christof Habres hebt in Parnass den Kooperationswillen aller Beteiligten hervor: "Was die Messe bereits vorab auszeichnet, ist die Tatsache, dass die meisten (Kultur-)Verantwortlichen des Landes an einem Strang gezogen haben: Um die Messe eröffnen Ausstellungen in Museen, Kunsträumen und Galerien in ganz Vorarlberg." In Bregenz war ich für Handelsblatt und Artmagazine.

Die Art Karlsruhe sucht mit neuer Leitung den Anschluss an das internationale Format, ohne die Bindung an die Region zu verlieren. Brita Sachs beschreibt die Veränderungen in der FAZ: „Der in seiner Besetzung unveränderte Beirat hat durchgegriffen und die Messe verschlankt. Statt 207 Ausstellern wie 2023 bekamen diesmal 177 aus 13 Nationen den Zuschlag, darunter 27 Erstteilnehmer. Breite, unverstellte Wege durch übersichtlich angeordnete Stände erschließen die Hallen, und die visuelle Überladenheit, die ermüden konnte, ist über längere Strecken verschwunden. Qualität ist im Aufwind begriffen, und kaum jemand dürfte die umweltfeindliche Auslegeware vermissen, die nach jeder Messe im Müll landete. “ Verborgene Stärken und offensichtliche Schwächen der Messe benennt Hans-Joachim Müller in der WeLT: "Ganz besonders deprimierend die Sonderschau 'Academy Square', wo die Kunsthochschulen des Landes ihre Begabungen präsentieren. Vielleicht ist es ungerecht, vielleicht müsste man viel tiefer recherchieren, aber was da zu sehen ist, das pendelt derart wohlgelaunt zwischen bekennender Harmlosigkeit und schierer Bizarrerie, dass man sich um das vertraute Design auch künftiger Karlsruher Kunstmessen keine Sorge zu machen braucht. Nun wäre der Bericht unvollständig und der 'art'-Besuch vertan, wenn man nicht mit bewährter Neugier hinter die vielen Schauseiten blicken würde. Man kann da auch in diesem Jahr wieder Entdeckungen machen, die nicht selten das Qualitätssiegel 'museal' verdienen." Die Messe habe ich für Artmagazine besucht.

Die britischen Behörden machten ernst mit der Geldwäschekontrolle, berichtet Riah Pryor im Art Newspaper: „'Kleinere britische Galerien sind übereinstimmend der Meinung, dass der Ansatz der [britischen Steuerbehörde] HMRC zur Bekämpfung der Geldwäsche nicht verhältnismäßig ist', sagt Paul Hewitt, der Generaldirektor der Society of London Art Dealers (SLAD). Rund 78 % der Befragten einer kürzlich von der Organisation durchgeführten Umfrage äußerten sich besorgt über die Gesetzesänderungen, insbesondere über den Verwaltungsaufwand, der mit der Einhaltung der AML-Vorschriften verbunden ist. 'Galerien mit geringerem Risikoprofil haben das Gefühl, nicht anders behandelt zu werden als größere, potenziell risikoreichere Unternehmen, und die Erwartung, dass selbst bei Kunden, die die Händler seit vielen Jahren gut kennen, eine strenge Sorgfaltsprüfung erforderlich ist, ist eine echte Belastung und behindert die Produktivität', so Hewitt weiter.“

Jetzt sei es endlich an der Zeit, ernsthaft über Krypto-Kunst zu reden, meint Annika von Taube bei Monopol: „Was hätten Kunstschaffende davon, auf der volumenreichsten Plattform zu sein, wenn sie dort in der Menge verschwinden? Eben. Deshalb hat sich mittlerweile eigentlich auch in der Kryptokunst ein kuratorischer Ansatz etabliert, der Kaufinteressierten Orientierung vermittelt. Gut gelang das zum Beispiel der Blockchain Tezos in Verbindung mit Fxhash, einem Marktplatz für generative Kunst. Ein Blick auf das Handelsvolumen bei Datentracker DappRadar über einen Zeitraum von 30 Tagen zeigt für Fxhash ein Umsatzvolumen von ein paar Tausend, für Solanart ein paar Millionen US-Dollar – aber wer sich mit generativer Kunst auskennt, wird bei Fxhash ungleich besser fündig. Kryptokunstmarktplätze sollen gern jeden erdenklichen Erfolg haben, aber bitte aufhören, den Erfolg von Kryptokunst an Handelsvolumen zu knüpfen – sonst hört das mit den NFTs-sind-tot-Klarstellungen nie auf.“ Um auch die andere Seite mitzudenken, empfiehlt sich ein gelegentlicher Blick auf die Seite Web3 is Going Just Great, in deren gesammelten Meldungen zu Betrügereien aus der Kryptowelt immer noch erstaunlich häufig NFTs genannt werden.

In „Kunst & Geld“ könnte der Tagesspiegel seine Seite „Kunst & Markt“ umbenennen, denn statt über Messen, Auktionen, Rechts- oder Steuerthemen zu berichten, beschäftigt sich der einzige Text mit der Diriyah Biennale, dessen Autor Bernhard Schulz das heikle Thema zwar benennen lässt, aber mit positivem Dreh: „Ute Meta Bauer, in Berlin seit der von ihr geleiteten Berlin Biennale 2004 in guter Erinnerung, sieht die Biennale als Teil der 'Transformation', die Saudi-Arabien erfasst hat – und sie sagt es in jedes Mikrofon. 'Das Land steckt viel Geld in die Kultur', nimmt sie die erwartbare Frage vorweg, 'aber entscheidend ist, was man damit macht.' Das Geld, sagt sie, sei 'der Elefant im Raum', und damit spielt sie auf die saudische Politik an, sich Renommee schlichtweg zu kaufen, ob im Sport oder eben in der Kultur. Und natürlich ist Diriyah eine Art Insel der Seligen, fernab vom Alltag des Landes und seiner Bewohner. Aber man kann Ute Meta Bauer abnehmen, dass sie ihre Biennale ohne politische Einflussnahme gestalten konnte.“ Nicht nur für Saudi-Arabien, auch für andere fragwürdige Regime, scheinen bei der Beurteilung durch Journalisten (und Künstler) oft ganz eigene Regeln zu herrschen, wenn es um üppig ausgestattete Kulturprojekte geht.

Es ist bisweilen schon erstaunlich, was man der Steuerbehörde selbst erklären muss. Dass ein mit einem Kunstpreis verbundenes Preisgeld nicht als Einkommen zu versteuern ist, musste dem Finanzamt Leipzig erst das Gericht beibiegen, meldet dpa. Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Wenn ein Preisgeld nicht eine konkrete Leistung prämiert, zählt es nicht als Einkommen (BMF-Schreiben vom 5.9.1996 (BStBl 1996 I S. 1150) und vom 23.12.2002 (BStBl 2003 I S. 76). Um das herauszufinden, genügt eine zweiminütige Internetsuche.

Bei dem wiederentdeckten Klimt-Gemälde, das im Wiener Kinsky im April angeboten wird, hanedlt es sich wohl doch recht eindeutig um Raubkunst, haben die Recherchen von Olga Kronsteiner für den Standard ergeben. Das ergebe sich aus Brifen des Gründungsdirektors des späteren MUMOK Werner Hofmann aus dem Jahr 1961: „Noch deutlicher wird Hoffmann in einem an einen Bekannten der Familie Hagenauer, der in die damalige 'Entdeckung' des Bildes involviert war, adressierten Schreiben. Demnach seien Versuche, 'den derzeitigen ‚Besitzer‘ – sagen wir besser: den mit der Verwahrung Beauftragten – zu einer Leihgabe zu bewegen', fehlgeschlagen. Dabei sei die Rechtslage keineswegs eindeutig, da es kein Schriftstück gebe, 'aus dem die Übertragung der Besitzrechte' an die Familie Hagenauer hervorgehe. Und weiter: 'Die Tatsache, dass das Bild aus jüdischem Besitz stammt und dass seine Besitzerin in den Gaskammern umgekommen ist, scheidet für den rechtlich und moralisch Denkenden die Möglichkeit aus, das Bild zu veräußern oder dem Vermögen der Familie einzugliedern.'" An der Versteigerung ändern die neuen Erkenntnisse jedoch nichts, da bereits vorher ein privater Restitutionsvergleich zwischen Einlieferer und Erben geschlossen wurde, so dass das Werk ohne Einschränkungen handelbar ist.

Wie eine umstrittene Neuzuschreibung an Rembrandt den Preis eines Kunstwerks innerhalb von zwei Jahren von einer Expertenschätzung von 18.000 Dollar auf einen Verkaufspreis von knapp 14 Millionen Dollar katapultieren kann, erläutert anschaulich Colin Moynihan in der New York Times.

Aufstieg und Fall der ehemaligen Medien-Mogulin Louise Blouin (u.a. Artinfo) breitet Jacob Bernstein in der New York Times anlässlich der Zwangsversteigerung ihres Anwesens aus: „Louise Blouin Media war ein Ort, an dem die Angestellten wegen unbezahlter Miete tagelang aus dem Büro ausgesperrt wurden. Es war die Art von Ort, an dem die Person, deren Name an der Tür stand, ihren eigenen Spitznamen in der New York Post bekam: die Rote Königin, nach einer herrschsüchtigen Monarchin in Lewis Carrolls 'Through the Looking-Glass'. Laut der ehemaligen Chefredakteurin von Art + Auction, Sarah P. Hanson, war dies der Ort, an man herausfinden konntest, dass ein Jahr lang deine Sozialversicherungsbeiträge nicht an die Regierung überwiesen wurden, obwohl sie vom Gehalt einbehalten worden waren. (Frau Hanson war eine von vier ehemaligen Angestellten, die ihre Steuererklärungen vorlegten, aus denen hervorging, dass dies der Fall war). 'Es gibt Leute, die so reich sind oder sich für so reich halten, dass sie nicht verstehen, wie es ist, diesen Job zu machen', sagte Ben Davis, der ehemalige Chefredakteur von ArtInfo. 'Louise glaubte, dass alles Gute, das geschah, ihr zu verdanken war, und sie dachte, dass alles Schlechte, das geschah, ein Komplott war, um sie zu kriegen.'“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung