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Kobels Kunstwoche

Robert Montgomery, Quellpark Public Space, Bad Gastein; Foto Stefan Kobel
Robert Montgomery, Quellpark Public Space, Bad Gastein; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 32 2022

Auch ohne westlichen Boykott liege der russische Kulturbetrieb am Boden, hat Kerstin Holm für die FAZ vom 1. August recherchiert: „Wir fragen in Moskau beim Kurator für moderne Kunst Andrej Jerofejew nach, einem bekennendem Oppositionellen. Die Kulturszene habe sich praktisch geschlossen gegen Putin und Ukrainekrieg gestellt, sagt Jerofejew, der Bruder des nach Deutschland ausgereisten Schriftstellers Viktor Jerofejew, am Telefon. Unter Künstlern gebe es nur einzelne Ausnahmen [...] Erst am 13. Juli wollte das Museum für Zeitgenössisches am Gogol-Boulevard unter dem Titel 'Feinsinnige Bürger' (Tonkije graschdane) eine Schau mit Arbeiten von Kunststudenten zum Thema Empathie eröffnen. Doch etliche Teilnehmer hängten statt Bildern Tafeln auf, die besagten, der Künstler habe sich verweigert, er oder sie könne sich nicht beteiligen, dürfe sogar den Grund dafür nicht nennen - eine Anspielung auf das in Russland geltende Verbot, den Ukrainekrieg 'Krieg' zu nennen. Daraufhin sagte das Museum die Ausstellung ab, mit der Begründung, in die Schau seien Inhalte mit politischem Subtext eingeschleust worden, die mit dem Status des Hauses als staatlicher Institution unvereinbar seien.

Es ist Sommer und damit die sprichwörtliche Saure Gurken-Zeit: „Der australische Künstler Matthew Griffin hat eine Essiggurke aus einem McDonald‘s Cheeseburger an die Decke einer Galerie in Auckland geklebt“, meldet Barbara Barkhausen vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Für sein Kunstwerk will er 10.000 Dollar.“

Die Herbstsaison hat noch nicht begonnen, da ist schon die erste Messeabsage eingegangen. Anny Shaw meldet im Art Newspaper die Absage der Pariser Design Miami, da die Behörden aus Sicherheitsgründen die Nutzung der Place de la Concorde abgesagt habe. In der FAZ gibt es dazu eine Meldung von Ursula Scheer.

Der deutsche Staat hält derweil weiterhin die Gießkanne über hiesige Kunstmessen, meldet der BVDG: „Kunstmessen, die bis Frühjahr 2023 stattfinden, können letztmalig bis spätestens 31.12.2022 bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien einen Antrag auf Förderung stellen. Die Mittel müssen bis zum 30.06.2023 verausgabt werden. Die bekannten Messeveranstalter werden parallel auch noch einmal durch die BKM über die Fördermöglichkeit informiert. Eine Besonderheit und Fördervoraussetzung ist dieses Mal, dass vor allem Anreize zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler sowie Initiativen zur Stärkung von Nachhaltigkeit und Diversität gesetzt werden sollen. Die konkrete Ausgestaltung obliegt dabei den Kunstmessen. Mit der Förderung wird eine Rabattierung der Standgebühren – je nach Messeveranstalter – in Höhe von bis zu 70% ermöglicht.“

Für die großen Auktionshäuser verlief das erste Halbjahr hingegen erstaunlich erfolgreich, analysiert Christian Herchenröder im Handelsblatt: „Ein Hauptindiz der Markthausse sind die globalen Auktionsergebnisse von Christie’s, Sotheby’s und Phillips. Sie stiegen in den ersten Monaten des Jahres um 25 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar. An der Spitze dieser Erfolgsrunde stehen die zeitgenössische und die Nachkriegs-Kunst mit 2,5 Milliarden Dollar, dicht gefolgt von den Impressionisten und der Moderne mit 2,4 Milliarden Dollar.“ Weniger erstaunlich sei angesichts der wieder zunehmenden Präsenzveranstaltungen hingegen der Rückgang der Online-Auktionen um gut ein Drittel.

Christie's scheint es sogar so gut zu gehen, dass eigens eine Wagniskapital-Abteilung aufbauen kann, die Geld in den abgestürzten Krypto-Markt pumpt, wie Kelly Crow im Wall Street Journal (evtl. Paywall) meldet: „Christie's, das kürzlich hohe Umsätze meldete, will in den kommenden Wochen mindestens mehrere Millionen Dollar in mehrere Start-ups zu investieren. Das Unternehmen sagte, es habe bereits eine ungenannte Summe in ein kanadisches Startup-Unternehmen, LayerZero Labs, investiert, das Menschen dabei zu helfen, ihre digitalen Vermögenswerte wie Kryptowährungen über verschiedene Blockchains.“

Frankreichs Kunstversteigerer befänden sich weiter im Aufwind, so Bettina Wohlfarth in der FAZ: „Anfang Juli erschien der Jahresreport des französischen Versteigerungsrates, der mit den Daten von 427 Auktionshäusern auf 2021 zurückblickt: Vier Milliarden Euro wurden eingespielt, mit einem Zuwachs von vierzig Prozent. Im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Pandemie, liegt die Steigerung bei 21 Prozent. Das erste Halbjahr 2022 bestätigt, dass der viertgrößte Auktionsmarkt der Welt weiterhin floriert. Neben wachsenden Umsätzen wurden drei Spitzenwerke zu Preisen von 20 Millionen Euro und mehr zugeschlagen.“

Für die notorisch geheimniskrämerischen Wiener Versteigerer scheint die Saison ebenfalls gute Umsätze gebracht zu haben, vermutet Nicole Scheyerer in der FAZ.

Nicht ganz so gut habe der Auktionsplatz London abgeschnitten, urteilt Anne Reimers in der FAZ: „Den Londoner Sommerauktionen mit Moderne und Zeitgenossen fehlte der große Glanz. Gefragte junge Zeitgenossen schnitten weiterhin gut ab, doch nach reihenweise im Mai in New York erreichten Superlativen wurden an der Themse kaum neue Höchstmarken gesetzt. Die Enttäuschung bei Sotheby’s war Ernst Ludwig Kirchners marktfrisches 'Selbstbildnis mit Pfeife' aus dem Jahr 1907, das unverkauft blieb.“ Als Markt für die deutschen Expressionisten bietet sich inzwischen vielleicht eher wieder Deutschland an.

Altmeister-Händler Fabrizio Mioretti hat sich in London gerade vergrößert. Anne Reimers hat in für die FAZ in seiner Galerie besucht: „Schon lange zu hören ist allerdings die Klage, wie schwierig es geworden sei, im Altmeisterhandel Topwerke an Land zu ziehen. Mit der Pandemie schrumpfte außerdem der Markt für das mittlere Preisniveau, das ohnehin zu kämpfen hat, weiter. Die hohe Inflation sowie die Zinsentwicklung tragen ihren Teil dazu bei, dass Sammler lieber abwartend auf ihren Schätzen sitzen, obwohl der starke Dollar die für den Altmeistermarkt wichtigen amerikanischen Sammler und Museen motiviert. Die Old-Master-Auktionen bei Christie’s und Sotheby’s im Juli in London unterstrichen gleichwohl, dass hochkarätige Neuentdeckungen und marktfrische Spitzenwerke aus alten Familiensammlungen unverzichtbare, publikumswirksame Zugpferde bei Auktionen sind.“

Fünf junge Galerien aus Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, München und am Starnberger See portraitiert Fank Kurzhals für das Handelsblatt: „Furchtlose Neugier und viel Experimentierwille, diese verheißungsvolle und zukunftshungrige Paarung von Eigenschaften charakterisiert eine neue Gründergeneration von Galeristen. Keine Spur von Pessimismus über den Wandel im Handel. Die jungen Galeristinnen und Galeristen, die das Handelsblatt vorstellt, sehen nach vorne, ohne dabei unkritisch zu werden. Das spiegelt sich auch in Angebot und Grundhaltung. Berührungsängste mit neuen Technologien sind selten. Verkrustetes Denken auch. Dafür sind klare Meinungen umso häufiger.“

Die Sommerfrische in Bad Gastein wartet jetzt auch mit einer Mini-Messe auf, die cih für das Handelsblatt besucht habe.

Sehr sommerlich fühlte sich auch Hanno Hauenstein für die Berliner Zeitung auf der Artmonte-Carlo: „Artmonte-Carlo ist eine Messe, die durch eine Diversität von Werken und Formen überzeugt und bei der sich nicht schon nach einer Stunde das Gefühl einer sinnlichen Überforderung einstellt. In schnellem Schritt kann man das Gelände in etwa diesem Zeitraum bereits ablaufen – und sich dann in einen der vielen weiteren Kunst-Hotspots Monacos begeben.“

Anlässlich der Vergabe des Art Cologne-Preises an Monika Sprüth spricht Elke Buhr mit der Galeristin für Monopol (Paywall) über Feminismus und warum weibliche Künstler immer noch noch niedrigere Preise erzielen als männliche: „Das liegt auch daran, dass auf dem Markt die Malerei sich als dominierendes Medium stabilisiert hat, und was die Kunstgeschichte angeht, sind die Männer da einfach viel stärker vertreten. Es gibt wenige Malerinnen, die so eine überragende Bedeutung haben wie beispielsweise Bridget Riley. Erst langsam ziehen die Frauen nach. Bei der Generation, mit der ich groß geworden bin, gibt es aber viele herausragende, innovative Künstlerinnen. Cindy Sherman halte ich für eine der interessantesten ihrer Generation. Jenny Holzer hat entscheidende Kunstwerke im technologischen Bereich geschaffen. Aber Männer haben oft andere Marktstrategien. Man sieht das, wenn man beispielsweise Richard Prince mit Cindy Sherman vergleicht. Sie war bis zur Schließung immer noch bei der gleichen Galerie wie zu Beginn ihrer Karriere. Er dagegen, ein großartiger Künstler, ist aber auch interessiert, im big game mitzuspielen. Ihr ist dieser Aspekt unwichtiger. Auf der anderen Seite werden junge Künstlerinnen heute oft viel zu schnell mit hohen Preisen in den Markt geschleudert, der ihnen wenig Möglichkeiten bietet, sich künstlerisch langsam zu entwickeln. Die gleiche Entwicklung natürlich, die der extrem aktive Kunstmarkt auch bei jungen Künstlern hervorgebracht hat.“

Die Bouvier-Rybolowlew-Soap scheint in eine neue Staffel zu gehen. Olga Grimm-Weissert berichtet für das Handelsblatt: „Nun hat Ende Juli die Genfer Kantons-Strafkammer eine zusätzliche Untersuchung angeordnet. Das Strafgericht Genf soll neue Nachforschungen gegen Yves Bouvier, den ehemaligen 'König der Zollfreilager' anstellen.“

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung