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Die Luft sei wohl vorerst raus aus dem Online-Kunstmarkt, fasst das Versicherungsmagazin den Hiscox Online Art Trade Report zusammen: "'Die Euphorie unter den Online-Kunstplattformen ist rückläufig', so Hiscox. Während 2017 noch 96 Prozent positiv auf das kommende Geschäftsjahr blickten, waren es 2018 nur noch 77 Prozent. 71 Prozent der Befragten rechnen zudem mit einer Konsolidierung innerhalb der nächsten zwölf Monate. Nach dem Boomjahr 2015 hat sich der Online-Kunstmarkt deutlich beruhigt."
Kein Monat ist so vollgepackt mit Kunstmesse wie der April. Schon in der Woche nach der Art Basel Hong Kong startet die SP Arte in Sao Paolo. Während Asli Pelit im Art Newspaper noch von den großen Hoffnungen schreibt, die die kunstsammelnde Oberschicht in den neuen Rechtsaußen im Präsidentenamt setzt, berichtet Margaret Carrigan ebenfalls im Art Newspaper von schleppenden Verkäufen und einer strikten Regionalität des Publikums. Henri Neuendorf bestätigt bei Artnet den Eindruck der Provinzialität. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht zwischen korruptem Populismus und geringer internationaler Attraktivität?
Derweil schickt sich die Miart daran, der Artissima in Turin den Rang abzulaufen, indem sie es schafft, sogar einige der internationalen Großgalerien nach Mailand zu locken. Im Vorfeld der Messe erklärt deren Direktor Allessandro Rabottini im Interview mit Naomi Rea beit Artnet, wie wichtig kleine Avantgarde-Galerien für das Betriebssystem und die Zivilgesellschaft seien.
Mit dem Schwerpunkt auf Kunst von Frauen scheint sich die Art Paris, die wie die Fiac im Grand Palais stattfindet, zur Abwechslung positiv von der übermächtigen Stadtrivalin abheben zu können, hat Anna Samson für das Art Newspaper beobachtet.
Die selbstverschuldete Messemüdigkeit in Wien thematisiert Werner Rodlauer im Artmagazine: "Man könnte meinen, es gäbe zu viele Kunstmessen in Wien. Mitte März waren gerade erst die WIKAM im Palais Ferstel und Niederösterreich sowie die Art Vienna in der Hofburg zu Ende gegangen. Nun buhlt die Art Austria im Palais Liechtenstein um die Gunst des Publikums. Wolfgang Pelz, Veranstalter der Art Austria, sieht das Problem weniger in der Konkurrenz, als im fehlenden Zusammenhalt. 'Wenn man dauernd hört, es werde nichts verkauft, ist es kein Wunder, wenn die Kunstsammler ausbleiben', so Pelz. Das Problem der Überlastung des kauffreudigen Publikums stellt sich wohl auch deshalb nicht, weil die drei Messen mit einer überschaubaren Zahl an Ausstellern antreten".
Das Angebot der Art Austria skizziert Olga Kronsteiner im Standard: "Im Inneren des prunkvollen Palais haben 36 Galerien und Kunsthändler eine Auswahl ihres Warenprogramms an den Kojenwänden verteilt. Querbeet durch die jüngere heimische Kunstgeschichte war das Konzept, mit dem diese Messe 2008 ihr Debüt gab und eine Ergänzung zu anderen Formaten sein wollte. Einstige Vorgaben zum Entstehungszeitraum der Objekte (1920 bis 1980) sind Geschichte, die Klassische Moderne und Zwischenkriegskunst sind im Vergleich zur nachfolgenden Generation längst zu 'Fußnoten' geschrumpft."
Seine Sicht auf die aktuelle Situation des Kunstmarkts und seine Pläne für die Art Cologne legt deren Direktor Daniel Hug im Interview mit Tanya König bei CNN Money (Video) dar. Letztlich gehe es bei Kunstmessen darum, den mittelständischen Galerien beim Ausbau ihres Netzwerks zu helfen, während große Galerien an den verschiedenen Orten mit ihren jeweiligen Kunden Kontakt halten könnten.
Auch in der WAZ erklärt Hug seine Strategie nach der Reduzierung von drei auf zwei Ebenen im Gespräch mit Jens Dirksen: "Die Art Cologne war seit 1987 nicht mehr so klein wie in diesem Jahr, ich freue mich sehr darauf! Wir mussten sogar das Restaurant aus der Halle nehmen. Wir haben die Hoffnung, mit den Veränderungen zu handeln, bevor es Probleme gibt. Es wird übersichtlicher, es wird hoffentlich entspannter und die Verkäufe werden hoffentlich besser."
Der Observer hat zum zweiten Mal seine Arts Power 50 veröffentlicht, die Menschen versammelt, die nach Meinung des Portals "die Kunstwelt 2019 formen" werden. Erstaunlicherweise leben praktisch alle Personen auf der Liste in New York oder haben dort eine starke museale oder mediale Präsenz. Schön, wenn die Welt so überschaubar ist.
Wie flatterhaft das Kaufinteresse von Sammlern aus den neuen Märkten sein kann, hat Barbara Kutscher für das Handelsblatt vom 5. Oktober beobachtet: "Eine schwächelnde Wirtschaft und auch neue verschärfte Einfuhrbestimmungen in China machten hier und da der New Yorker Asiatikawoche zu schaffen. Einige der fast 50 internationalen Händler, die sich zum zehnten Mal im März unter dem Schirm 'Asia Week New York' zusammenfanden, beklagten das Fehlen asiatischer Käufer, die in den vergangenen Jahren stets durch die Galerien geschwärmt waren."
Ob 100 Jahre Bauhaus an dem vergleichsweise niedrigen Preisniveau für die Produkte dieser wahrhaft revolutionären Schule etwas ändern? Sabine Spindler hat für das Handelsblatt vom 5. April recherchiert: "Askan Quittenbaum vom Auktionshaus Quittenbaum wundert sich über die Diskrepanz: 'Deutsches Design der Bauhaus-Ära wird international gesammelt, aber eine internationale Dynamik hat sich nicht entwickelt.' Die 27 500 Euro für Erich Dieckmanns Stahlrohr-Loungesessel 8239 im raffinierten Ein-Linien-System im vergangenen Juni bei Quittenbaum markieren das preisliche Obersegment. In Frankreich hingegen investieren Sammler beispielsweise weitaus mehr für Möbel von Jean Prouvé, dessen Lizenzen ebenfalls sehr begehrt sind. Ulrich Fiedler, Händler und Kenner von Bauhaus-Vintages, sieht eine andere Preisbremse: 'Man kann keinen Markt kreieren, wenn man keinen Nachschub hat.' Breuers Wassily-Chair aus der Frühzeit liegt bei ihm um 70 000 Euro. Der Kunstmarkt bleibt dennoch am Bauhaus dran, gerade im Jubiläumsjahr."
Über Geschichte und Gegenwart ihrer Galerie und des Kunstmarkts spricht Paula Cooper mit Claudia Steinberg in der ZEIT: "Nachdem ich meine Galerie an der Prince Street eröffnete, musste ich mir irgendwann eingestehen, dass ich Sammlern gegenüber sehr überheblich war. Ich hielt sie für alberne Geldleute ohne Respekt vor der Kunst. Erst später sah ich ein, dass ich damit unrecht hatte."
Gil Bronner redet nicht nur, sondern er tut auch etwas. Mit der öffentlichen Präsentation seiner 1.700 Werke umfassenden Sammlung zeitgenössischer Kunst geht er mit gutem Beispiel voran, und er kann es sich daher leisten, dem Düsseldorfer Bürgertum im Gespräch mit Eva Reik für die Kölnische Rundschau vom 6. April die Leviten zu lesen: "Ich meine, die öffentlichen Häuser brauchen viel mehr Förderung. Es gibt hier Familien, die gehören zu Deutschlands wohlhabendsten, und die rühren keinen Finger. Ich glaube auch gar nicht, dass sie nichts tun, weil sie die Öffentlichkeit scheuen - man muss nämlich gar nicht öffentlich in Erscheinung treten und bei jeder Vernissage und Spende in die Kamera lächeln - ich glaube, die tun nichts, weil sie zu geizig sind. In anderen Städten wie München oder Frankfurt gehört es zum guten Ton, hier muss ich regelmäßig die Moralkeule herausholen."
Manchmal gibt es Berührungspunkte zwischen Linken und Großkapitalisten; zum Beispiel in Potsdam, wo die Partei Die Linke sich hinter den SAP-Gründer und Kunstsammler Hasso Plattner stelle, wie Peter Degener in der Märkischen Allgemeinen Zeitung berichtet. Der Unternehmer, der bereits das Museum Barberini in der brandenburgischen Hauptstadt betreibt, wolle das ehemalige Restaurant Minsk sanieren und zum Museum für seine Sammlung von Kunst aus der DDR machen.
Über die rauhen Sitten im Kunsthandel parliert der Sammler Reiner Winkler, der seine Elfenbeinsammlung dem Frankfurter Liebighaus geschenkt hat, mit Rose-Maria Gropp in der FAZ vom 6. April: " In einem noch früheren Auktionskatalog von Neumeister in München war ich durch Zufall fündig geworden, dort war das Stück, das ich erworben hatte, ohne jede Fassung von den Erben des Kunsthändlers Otto Bernheimer zur Versteigerung gegeben, geschätzt auf ungefähr 300 Mark, verkauft für 500 oder 600 Mark. Auf der Kunstmesse in München hat diesen Pott dann kurz darauf eine eher kleine Händlerin für 3000 Mark angeboten. Inzwischen war er aber in eine, vorgeblich alte, Fassung gebracht worden. Das ist jetzt wirklich Vortäuschung! Erworben hatte den Pokal auf der Messe in München der Händler, dessen Namen wir hier weglassen, der ihn mir danach für 30 000 Mark angeboten hat."
Seine wohl größte Sammlung florentinischer Barockmalerei zeige Mark Fehrs Haukohl "nicht in den großen Museen der Metropolen, sondern in Häusern, die solche Gemälde nicht in ihren eigenen Sammlungen haben", lässt sich Claudia Romitsch von dem Verwalter des eigenen Familienvermögens für das Handelsblatt in die Feder ditkieren. Selbst dessen recht offen kommunizierten Gewinnerzielungsabsichten lassen bei ihr nicht Verdacht aufkommen, dass da jemand Institutionen als wertsteigernden Durchlauferhitzer nutzen könnte: "Doch neben diesen Anekdoten räumt Haukohl ein, dass er die Sammlung auch mit dem kühlen Blick des erfolgreichen Investors aufgebaut habe. 'Als Investor braucht man den richtigen Instinkt das zu kaufen, was gerade nicht Mode ist.' Und Haukohl entdeckte in den 1970er-Jahren, dass sich relativ wenige Kunstliebhaber für die Florentiner Meister des 17. Jahrhunderts interessierten. 'Man konnte qualitativ hervorragende Bilder zu günstigen Preisen kaufen.' Und die sind heute ein Vermögen wert. Nachdem sie in mehreren nordamerikanischen Museen zu sehen gewesen war, schickte Haukohl seine Sammlung im vergangenen Jahr auf Europa-Tournee".
Weil das mit der Familie Sackler und ihren mit Gewinnen aus zwielichtigen Pharma-Geschäften gespeisten Sponsorings so gut funktioniert hat, gerät das British Museum jetzt ebenfalls unter Feuer durch Martin Bailey im Art Newspaper, weil es sich den Ankauf von 600 japanischen Objekten durch Japan Tobacco International hat finanzieren lassen. Wenn das so weitergeht, gibt es am Ende womöglich auf Messe-Vernissagen keinen Champagner mehr - da ist ja Alkohol drin.
Von der Umwandlung der bisher kommerziell betriebenen physischen Saatchi Gallery in London in eine Non Profit-Organisation berichtet Scott Reyburn in der New York Times. Die Saatchi Gallery im Internet hatte der ehemalige Werbemogul Charles Saatchi bereits vor einigen Jahren an einen Investor verkauft.
Der von der Monsanto-Übernahme und damit geerbten Glyphosat-Prozessen arg gebeutelte Bayer-Konzern könnte aktuell jede Form von positiver Presse gerade gut gebrauchen, möchte man mein. Gleichwohl lassen die Leverkusener in ihrer Heimat anscheinend die Gelegenheit aus, das bedrohte Museum Schloß Morsbroich zu retten, wie aus den Wasserstandsmeldungen zum Fall von Christiane Fricke im Handelsblatt hervorgeht: "Bayer, das Weltunternehmen in Leverkusen, hat eine 2,5 Millionen Euro-Spende in den Bau einer Kindertagesstätte gesteckt. Es habe sich dabei um 'eine zweckgebundene Spende' des Unternehmens gehandelt, verteidigt sich Richrath. Im Stillen mag sich der OB gedacht haben, dass Morsbroich nächstes Mal zum Zuge kommt. Doch Bayer ließ die schöne Gelegenheit verstreichen, zumindest einen Teilbetrag aus dem Verkaufserlös der Mars-Statuette dem Not leidenden Ensemble zukommen zu lassen. Appelle, das Museum längerfristig zu unterstützen und dies mit einer Imagekampagne zu verbinden, gingen ins Leere."
Kurz vor Schluss die schönsten Aprilscherze von Monopol, Hyperallergic, dem Art Newspaper, Artnet und noch einmal Hyperallergic.
Kein Aprilscherz: Ein "Kunstwerk" des US-amerikanischen ehemaligen Graffiti-Künstlers KAWS erzielte bei Sotheby's in Hongkong knapp 116 Millionen Hong Kong-Dollar, umgerechnet 14,7 Millionen US-Dollar, meldet Annie Armstrong bei Artnews. Das scheint ihn auch für kommenden Abendauktionen im Westen zu adeln.