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Stephan Zilkens
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Alle kommen langsam aus den Ferien zurück - mal sehen, wie lange man sich noch ein gutes Neues Jahr wünscht? - Die, die schon letzte Woche mit der Arbeit begonnen haben nehmen vermutlich keinen Unterschied zu der Zeit vor dem 1.1. wahr.
Viele haben sich auf den Weg nach Singapore gemacht, wo in diesem Jahr die erste wirklich interessante Kunst-Messe am kommenden Mittwoch beginnt. Im Gegensatz zu früher (z.B. 2018) ist das Frühjahrsfamilientreffen des Kunsthandels schon deutlich vor der TEFAF. Neben Zwirner, Gagosian, Perrotin, Pace und White Cube sind ausser vielen anderen Galerien vornehmlich aus Hongkong, Tokyo, Singapore und Beijing aus Europa u.a. vertreten: Vervoordt, Capitain, Dirimart, Hetzler, Greve, König, Ropac, Neugerriemschneider, Sies und Höke, Nagel Draxler, Konrad Fischer, Meyer Riegger, Schipper, Hufkens, Peres Projects und Zilberman. Das klingt nach viel Optimismus und großer Bandbreite. Nach den Dezember Auktionen könnte der dort zu verspürende Kaufwind auch nach Singapore tragen. Das Land ist klein hat aber eine sehr gut situierte Sammlerschaft und ist zudem für Südostasien einschließlich Australien strategisch gut gelegen. Vielleicht ist es ja doch mehr Singapore als Seoul, in dessen näherem Umfeld ein sein Volk hungern lassender Diktator von Chinas Gnaden immer wieder Raketentests durchführen lässt, was für Südkorea latente Unsicherheit bedeutet.
Wo liegen noch einmal Werl oder Oelde? Was ist das Besondere an Emmen, Dübendorf oder Yverdon les Bains? Und was haben Bregenz und Feldkirch mit den Vorgenannten gemein? Diese Städte haben alle ca. 30.000 Einwohner und so viele Menschen besuchen täglich den Louvre. Also eine Kleinstadt täglich durchs Museum, davon 40% mit freiem Eintritt. 2022 waren es ca. 8,5 Millionen, die sich um Mona Lisa und Co drängten. Laurence des Cars, seit einem Jahr die Chefin der Insitution, möchte die Zahl der Besucher limitieren und den Ort auch wieder stärker in das Bewußtsein der Franzosen rücken, die das ehrwürdige Haus zunehmend als Touristenattraktion nicht aber mehr als ihr Museum ansehen. Der Louvre ist das mit Abstand am häufigsten besuchte Museum in Europa. Im Land der Dichter und Denker allerlei Geschlechts ist man schon froh, wenn es 250.000 in die einzelnen Häuser schaffen. Vor Corona waren das Deutsche Museum in München, dass sich bekanntlich um Technik kümmert und das Minitaur Wunderland in Hamburg (Spielzeugeisenbahn) mit jeweils über 1,4 Millionen Besuchern die Magneten. Gerade mal die Hälfte hat es dann ins Pergamonmuseum geschafft. Kein Wunder das die Verwaltung gemeinsam mit der Politik, wie z.B. in Köln, vergisst, dass auch weniger besuchte Museen in Stand gehalten werden müssen. Köln hat kein Haus, in dem nicht ein Renovierungsstau von mindestens 30 Millionen EUR besteht. Die strategischen Fragestellungen aus Paris dringen nicht ins Großhirn. Und wenn man die Häuser schließt fallen auch weniger Kosten an - vielleicht vergisst man ja auch, dass da mal ein Museum war. Dann kann man sich weiter dem Personalaufbau in der Verwaltung widmen - das allerdings ist mindestens ein bundesweites Thema in Deutschland. Schade eigentlich.
Lloyd's of London galt lange als das Mekka der Kreativität im Versicherungswesen. Was keiner versichern wollte - Lloyd's hatte Kapazitäten und die Bereitschaft auch neue Risiken anzugehen. Die britische Regierung unterstützt in starkem Masse den Freitheitskampf der Ukrainer - aber nun ist ihr die ehrwürdige Institution mit der Glocke, die den Totalverlust eines Schiffes meldet in den Rücken gefallen. Es ist ja verständlich, dass man keine Kriegsrisiken versichern will und das auch so beschreibt, dass man frei von Haftung bleibt. Das geht am besten mit einem Territorial Ausschluss bei dem Lloyd's mit der LMA5583A gleich auch das Kind mit dem Bade ausschüttet, weil sich die Klausel nicht nur auf Russland und Belarus bezieht sondern auch auf die Ukraine. Und weil es so ärgerlich ist hier die Klausel im Original (leicht gekürzt):
"Territorial Exclusion: Belarus, Russia and Ukraine: Notwithstanding anything to the contrary in this Policy, this Policy excludes any loss, damage, liability, cost or expense of whatsoever nature, directly or indirectly arising from or in respect of any:
i. entity domiciled, resident, located, incorporated, registered or established in an Excluded Territory;
ii. property or asset located in an Excluded Territory
iii. individual that is resident in or located in an Excluded Territory;
iv. claim, action, suit or enforcement proceeding brought or maintained in an Excluded Territory; or
v. payment in an Excluded Territory."
Mit anderen Worten Ukrainer erhalten selbst bei Schäden, die sie ausserhalb ihres Landes erleiden kein Geld. Und Geld darf auch nicht an Anspruchsteller in der Ukraine gezahlt werden. Man möchte meinen, dass diejenigen, die die Klausel durchgewunken haben über mangelnde historische Kenntnisse verfügen oder einfach völlig schematisch reagieren, wenn man ihnen nicht politische Absichten unterstellen will. Da die Englische Fassung unseres Newsblogs auch in London gelesen wird - hoffen wir auf Besserung.
Stefan Kobel widmet sich in seinem dritten Teil des Jahresrückblicks den sonstigen Erzählungen aus dem Kunstmarkt 2022 ...
Ihnen einen guten Start in die Woche - bleiben Sie uns gewogen
Ihr
Stephan Zilkens und das Team der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH in Solothurn und Köln