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Zilkens Newsblog

Dr. Stephan Zilkens

Stephan Zilkens

Newsblog 29. KW 2022

Eigentlich ist Sommerzeit und es sollte Muße sein für Rückblicke auf das erste Halbjahr. Stefan Kobel blickt auf die Kunstmessen des ersten halben Jahres. Für uns ist die Gegenwart zu bewegt, als dass sich Zeiten für Rückblicke ergeben.

"When Faith moves Mountains" heißt die neue Ausstellung im Pinchuk Art Center in Kyiv, die am vergangenen Freitag 143 Tage nach dem brutalen Angriff Russlands auf eine Demokratie im Aufbruch eröffnet wurde. Das Museum für zeitgenössische Kunst in Antwerpen hat in Abstimmung mit der belgischen Regierung ca. 40 Kunstwerke ausgeliehen, die im Dialog mit Werken Ukrainischer Künstler stehen. Das Kriegsrisiko war nicht versicherbar und dennoch erfolgte die Ausleihe. Dazu äusserte sich der flämische Ministerpräsident Jan Jambon: "Dieses Risiko gehen wir gerne ein, denn auf diese Weise können wir unsere Solidarität mit der Ukraine und unser Bestreben, unsere Beziehungen zu diesem Land zu vertiefen, zum Ausdruck bringen."

Suchen Sie mal bei einer Deutschen Aktiengesellschaft nach den Mitgliedern des Aufsichtsrats. Sie werden sie finden - spätestens im Geschäftsbericht. Bei der Documenta in Kassel ist das anders. Den Aufsichtsrat führt ein Geselle, der auch Oberbürgermeister dieser Stadt in der Mitte Deutschlands ist. Die Mitglieder bleiben im Dunkeln - aber das Gremium bestimmt die Findungskommission, die dann wiederum die Leitung der nächsten Dokumenta auswählt. Zur Unterstützung steht dann noch ein Beirat bereit, der international sehr breit und kompetent in Sachen Kunst besetzt ist. All diese Gremiem haben sich in der Diskussion um die Dokumenta 15 nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Allen voran der Vorsitzende des Aufsichtsrats (SPD), der eine blitzsaubere Verwaltungskarriere vom Polizisten zum Oberbürgermeister hingelegt hat. Eine tiefergehende Kompetenz für Kunst- und Kultur ist dabei noch nicht augenfällig geworden, aber die Documenta geniesst einen weltweiten Ruf als angeblich (suchen sie sich den Superlativ aus) Kunstausstellung, die richtungsweisend für Generationen sein kann. Nun wurde mit dürren Worten mitgeteilt, dass die vertretungsbefugte Geschäftsführerin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat ihre Tätigkeit niederlegt. Ob das allerdings das Dilemma der Documenta 15 löst zwischen interessanten Ideen und Lebensformen und schlechter Kunst neue Wahrnehmungen für Qualität zu ermöglichen, bleibt fraglich. Der globale Süden - um mal ein neues Modewort zu bedienen - hat durchaus Künstlerinnen und Künstler, die mehr drauf haben als Demonstrationsbanner und Spruchbänder.

Ein anderer Rückzug vollzog sich eher still. Andreas Berndt, bis Ende Juni verantwortlich für die operative Kunstversicherung bei der ERGO Versicherung hat sich entschlossen seine letzten Arbeitsjahre bei einem anderen Arbeitgeber zu verbringen. Wer das sein wird und wo hat er offen gelassen - wir dürfen gespannt sein. Julia Ries macht derweil mit Johannes Kasek und ihrem Team weiter.

Nichts wird billiger - Inflation heisst das von Mario Draghi und jetzt von Christine Lagarde zum Schutz des lokalen Südens ausgelöste Zinsdeaster, dass sich auch die eingetretene Dollarparität zum Euro nicht beirren lässt. Dass die Frachtraten - und das betrifft auch die Transporte von Kunstausstellungen - im letzten Quartal um 6,93% gestiegen sind, wie die Verkehrsrundschau berichtet, verwundert da nicht. Das ist noch unterhalb der Inflationsrate. - Übrigens die Beitragssätze für Kunstversicherungen scheinen stabil zu sein (noch), lediglich die Wertentwicklung legt bei der einen oder anderen Arbeit zu.

Sportreporter allerlei Geschlechts lieben Ranglisten ebensosehr wie Vorstände von Versicherungsgesellschaften und anderen Wirtschaftsbetrieben. Je nach dem, wer das jeweilige Konstrukt zusammengetragen hat, hilft es auch der Reputation. Nun ist wohl Artprice in dem Versuch den Markt der Auktionshäuser in Europa zu sortieren statistisch durcheinandergeraten, was insbesondere Drouot in Paris getroffen hat, denn die tauchen in der Rangliste gar nicht auf. Ist Umsatz der einzige Gradmesser für die dann dahinter vermutete Qualität? Oder sind Altmeister wie Kornfeld, der mit fast 100 Jahren noch jeden Tag in seinem Haus anzutreffen ist und mit einer Auktion im Jahr sensationelle Ergebnisse erzielt nicht höher einzustufen? In jedem Fall gibt es Wettbewerb und das macht es spannend für Sammler, Kunsthändler, Museen und Galerien.

Wir wünschen Ihnen eine Woche mit vielen Anregungen durch die Kunst an den Orten, die Sie aufsuchen

Ihr Stephan Zilkens und das Team der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH in Solothurn und Köln

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung