Stephan Zilkens
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Stephan Zilkens
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Die Art Jakarta ging gerade zu Ende - unter anderem war diesmal Esther Schipper dabei - In Europa kann man sich auf die Frieze in London und den Art Salon in Zürich vorbereiten und Ende des Monats geht es endlich nach Paris zur Art Basel im Grand Palais. In Köln findet dann einen Tag vor der Eröffnung der Art Cologne am 5. November die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten von Jim Harris statt, den Sie von unserer Hoempage kennen. Die Pop Up No. V der Villa Minima am Römerturm 15 - Sie sind ab 18:30 herzlich eingeladen.
Die Woche war wieder reich an Widersprüchen – und an Beispielen dafür, wie unterschiedlich Kunst und Kultur in Europa behandelt werden. Da wäre zunächst Carl Spitzwegs „Der arme Poet“, jenes romantische Sinnbild deutscher Innerlichkeit, das seit dem Diebstahl aus Schloss Charlottenburg 1989 spurlos verschwunden ist. Zwei Fassungen existieren noch – eine in der Neuen Pinakothek München, eine in Privatbesitz. Nun aber taucht das Werk in digitaler Form wieder auf: im neuen Virtuellen Museum gestohlener Kunst der UNESCO, das geraubte oder verschwundene Kunstwerke weltweit sichtbar machen will. Eine noble Idee – und eine, die uns daran erinnert, dass kulturelles Gedächtnis auch in der Cloud irgendwie bewahrt werden kann. Die Präsentation des Museums ist ziemlich verwirrend, weil man sich ständig im freien Fall fühlt - ab und an taucht ein Gegenstand auf - zur Zeit insgesamt 241.
Ebenfalls real, wenn auch schwer verdaulich, ist das jüngste Urteil eines Moskauer Gerichts gegen Maria Smorzhevskikh-Smirnova, die Direktorin des Museums von Narva in Estland. Zehn Jahre Haft in Abwesenheit, weil sie Putin mit Hitler verglich. Der Kreml nennt das „Verbreitung falscher Informationen“, der Rest der Welt nennt es Zensur. Kultur als politische Waffe – das ist kein poetischer, sondern ein zynischer Zustand.
In friedlicheren Gefilden bewegt sich dagegen der Studientag Kunst des Mittelalters des DVfK, der am 24. und 25. November 2025 in Paris und Lens stattfindet. Themen: Fälschung, Nachahmung und Faszination des Mittelalters im 19. Jahrhundert – von „Gothiques“ im Louvre-Lens bis „Le Moyen Âge du XIXᵉ siècle“ im Musée de Cluny. Eine weite Reise für die Mittelalterforschung, die es in Deutschland wohl schwerer hat.
Dr. Alexander Wiebe wechselt zu Segurio nach Wien. Das Unternehmen, das sich als digitaler Versicherungsmakler für Kunst und Sammlungen versteht, gilt in der Branche eher als problematisch. Viele klassische Versicherer sind zurückhaltend, wenn es um Kapazitäten geht, hört man – zu viele offene Fragen, zu viel Marketing und nicht klar als Assekuradeur gekennzeichnet. Segurio als weisse Marke für Kleingeschäft im Kunstbereich? Man wird sehen.
Schauen wir nach Berlin, wo die Kultursenatorin verkündet hat, den eintrittsfreien Sonntag in den Museen unbedingt erhalten zu wollen – allerdings „ohne zusätzliche Mittel“ und mit dem Hinweis, es sei „kein Geld für Investitionen in landeseigene Liegenschaften“ vorhanden. Eine Formulierung, die höflich verschleiert, dass man die eigenen Museen verlottern lässt. Köln kann davon ein trauriges Lied singen: Dort sind mittlerweile drei Museen geschlossen, weil über Jahre nicht in den Erhalt der Gebäude investiert wurde. Wenn Kulturpolitik so aussieht, dann hilft auch der schönste freie Sonntag nichts – man kann schließlich keinen Eintritt in ein Museum verlangen, das es faktisch nicht zugänglich ist.
Am 17. November trifft sich in Berlin die Fachwelt zum Kunstsachverständigentag. Wer den Markt, die Museen und die Mechanismen kennt, weiß: Zwischen Idealismus und Realität liegt oft ein Abgrund, über den man bestenfalls eine Brücke aus guten Argumenten baut. Kunst bleibt, was sie immer war: Spiegel einer Gesellschaft, die zeigen muss, was sie wertschätzt – und was sie verkommen lässt.
Im Übrigen werden wir unsere Mailadressen auf Zilkensfineart.com umstellen - Sie haben das vielleicht schon gemerkt.
Stephan Zilkens und das Team der Zilkens Fine Art in Köln und Solothurn.