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Zilkens Newsblog

Dr. Stephan Zilkens

Stephan Zilkens

Newsblog 52. KW 2022

Heute ist für Katholiken der Festtag des Erzmärtyrers Stephanus, der sich für seinen Glauben hat steinigen lassen. Das ist jetzt 2000 Jahre her - aber es gibt Gegenden in der Welt, die ums verrecken nicht im Heute ankommen wollen, weil dunkel gewandete, männliche Dummköpfe um ihre Privilegien fürchten und unter dem Deckmantel der Religion ein Recht anwenden, in dem steinigen nicht verboten ist - schlimmer noch: jetzt verbieten die Taliban den Frauen die Mitarbeit bei den NGOs unter dem Vorwand sie trügen dabei keine ausreichende Verschleierung.

Für alle anderen ist entweder der zweite Weihnachtstag oder schlicht der letzte Montag im Jahr 2022. In Europa haben die meisten Menschen frei und die Weihnachtsgeschichte nur noch als Konsum- und Freizeitfest im Kopf. Glaube und Profanierung gehen irgendwie nicht zusammen. Jedenfalls ist für die meisten Galerien, Auktionshäuser und Kunsthandlungen kundenfreie Zeit, weil die entweder Ski laufen oder sich an angenehmen Plätzen in der Welt aufhalten.

Währenddessen geht der Angriff Russlands auf die Ukraine unvermindert weiter und aus Moskau hört man Töne, die für bis zum 24. Februar Friedensgewohnte immer noch irgendwie wie aus einer anderen Zeit klingen, als man gewohnt war nur schwarz oder weiß zu denken. Medwedew sieht das Atomwaffenarsenal als Garantie für Russland, dass die Feinde im Westen nicht angreifen und verweist gleichzeitig auf 6.000 Atomsprengköpfe die das größte nukleare Waffenarsenal in der Welt beschreiben. Man fragt sich, warum wir in Deutschland über Jahrzehnte unsere Energieversorgung auf ein Land aufgebaut haben, in dem sich das alte Bild des bösen kapitalistischen Feindes so schnell wieder beleben lässt? Es klingt nach alter sowjetischer Rhetorik und man wird den Eindruck nicht los, dass in Moskau der Wundschmerz durch die im Zuge der Perestroika entstandene Verselbstständigung einzelner Staaten eingetretenen Gebietsverluste übergroß ist. Jedenfalls so groß, dass man das Tier im Menschen schlecht ausgebildet auf ein Volk losläßt, das seine Atomwaffen an das alte Brudervolk zurückgegeben hatte. Die dortige Entwicklung von Freiheit, die auch eine starke Kunstszene hervorgebracht hat, war wohl für die auf Luxuskonsum im GUM gepolte Oligarchei nicht zu ertragen. Möglicherweise ist der Kern in einer zu schnellen Entfernung von alten Verhaltensmustern zu finden - also Ungleichzeitigkeiten, die das menschliche Wesen nicht so richtig ausgleichen kann. Neben dem sozialistischen Realismus als staatliche Kunstdoktrin gab es in der Sowjetunion eine vielfältige Kunstszene, die man in den 80ger Jahren in stillgelegten Kirchen besichtigen konnte. Das waren die Künstler, die in den 90ger Jahren für den Kunsthandel interessant wurden. Jetzt schweigen auch die, die von der Öffnung profitiert haben wohl auch, weil Russland im Kern ein totalitärer Staat geblieben ist, der seine Bewohner minutiös überwacht und mittlerweile auch die revitalisierte orthodoxe Staatskirche zusätzlich nutzt, um seine Interessen mit entsprechenden Weihen beim Volk zu verankern. Schon Karl Marx wußte, dass Religion Opium fürs Volk ist - zumindest in Ländern in denen der Zugang zu globalen Informationen eingeschränkt ist. Mancherorts wird Religion auch durch die Partei ersetzt - was letztlich auf dasselbe herauskommt.

Stefan Kobel hat für Sie in den nächsten Wochen jeweils einen Jahresrückblick parat. Heute geht es um die Kunstmessen …

Corona scheint in China eine rapide Verbreitung zu nehmen, nachdem die Beschränkungen gelockert wurden. Im kommenden März soll die nächste Art Basel wieder in Hongkong stattfinden und die Partner der Art Basel sind gerne bei den Reisevorbereitungen behilflich. Es fragt sich allerdings, ob die Messe, die in den letzten Jahren nicht durch physische Präsenz westlicher Galeristen und Galeristinnen glänzen konnte (wer kann es sich schon leisten drei Wochen in einem Zimmer in Quarantäne zu bleiben?) in ihrem staatlichen Umfeld noch attraktiv ist. Klar hat das Riesenreich viele Menschen, die mittlerweile zu Wohlstand gekommen sind. Die waren auch das Ziel für die Großgalerien, die Repräsentanzen in der alten Kronkolonie eröffnet hatten. Aber schon der Transfer von Renminbi in andere Währungen ist ein Kapitel für sich und die Bezahlung der auf der Messe erworbenen Kunst ein weiteres. Wenn die Messe stattfindet darf man gespannt sein, ob der Abbau und die Räumung des Convention Centres wieder innerhalb von 8 Stunden erfolgen muss. Erstaunlich jedenfalls, dass man nur von wenigen Schäden von dieser Messe in der Vergangenheit gehört hat.

Fast alle Länder berichten über hervorragende Auktionsergebnisse und ein bestes Jahr ever - aus Wien, Paris, Berlin, München und Köln berichten die Häuser über beste Gesamtergebnisse oder tolle Einzellose. Irgendwie gerät London in den Hintergrund.

Die Versicherungswirtschaft ist hart geblieben und die Rückversicherer drehen noch weiter an der Schraube, weil einige von ihnen das Kriegsrisiko von Getreideexporten über das schwarze Meer nicht mehr versichern wollen. Es blieben dann noch russische oder türkische Kapazitäten übrig - wobei die MilliRe als staatliche türkische Rückversicherung sowieso versucht an allen Risiken in der Türkei zu partizipieren. Putin stört es nicht, wenn westliche Investitionen in Russland, Belarus oder der Ukraine keinen konventionellen Versicherungsschutz mehr erhalten. Innerrussisch kann er lösen und im Zweifelsfall haben die westlichen Investoren sich sowieso schon von ihren Tochtergesellschaften losgesagt, Belarus spielt keine große Rolle und die Versagung von Versicherungsschutz in der Ukraine spielt ihm in die Hände. Meine Zeiten als Erstversicherer sind schon länger her - aber die Teams mit denen ich arbeiten durfte waren immer auf individuelle Lösungen gepolt: wenn der ganze Markt nach der Revisionsklausel für Windkraftanlagen gerufen hat, was die Anlagen komplett unwirtschaftlich gemacht hätte, haben wir damals das Konzept der zustandsorientierten Instandhaltung dem entgegen gesetzt und damit der Entwicklung regenerativer Energien auf breiter Basis den versicherungstechnischen Weg geebnet. Übertragen auf die Situation in der Ukraine heisst das mit versicherungstechnischen Mitteln zumindest Teile von Risiken abdecken mit einer Win-Win Chance für beide Seiten: Versicherungsnehmer und Versicherer - bei letzteren müsste man aber dafür die von falsch verstandener Compliance aufgebauten Chinese Walls (sic!) zwischen Underwriting und Schaden einreissen.

Man darf ja Wünsche für das Neue Jahr äussern.

In diesem Sinne wünschen wir Allen eine Woche der Einkehr und der Besinnung auf nachhaltige Werte, die den Generationen die nach uns kommen noch die Chance zur Gestaltung lassen. Gesundheit, Kraft und eine positive Grundhaltung, trotz aller Widrigkeiten, Neider und Kampfhähne sowie Kampfhühner um uns rum soll uns ins neue Jahr begleiten.

Ihr Stephan Zilkens und das Team der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH in Solothurn und Köln

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung