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Stephan Zilkens
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In Davos traf sich die Wirtschaftselite der Welt und nur wenige Tage später in München die Experten aller Nationen und Geschlechter, um über die Sicherheitslage zu beraten. Russland war nicht dabei aber in allen Köpfen und wer es vergessen wollte, dem wurde durch den Tod Nawalnys deutlich zu Bewußtsein gebracht, welche Bedeutung ein Menschenleben in der Umgebung totalitärer Herrschaft hat. Am Ende der Woche geht der Russische Angriffskrieg gegen die Ukraine in sein drittes Jahr und Länder, denen der Freiheitsgedanke eigentlich liegen müsste, ersticken im Hader ihres Zweiparteiensystems, zusätzlich befeuert von jemandem der gerichtlich wegen Bilanzbetrug zu einer hohen Geldstarfe verurteilt wurde und verweigern die notwendige Hilfe gegen den Agressor.
Zwischen den Regionen der Welt gibt es gewaltige Ungleichzeitigkeiten, die für die Menschen eine besondere Herausforderung darstellen: In den letzten 60 Jahren hat sich die Weltbevölkerung von 2 auf 8 Milliarden vervierfacht; das Internet die meisten Winkel der Welt erreicht; die Produktion und Verteilung von Waren sich globalisiert; traditionelle Weltreligionen gegenüber aggressiven an Terrain verloren; Geschlechterrollen sind mancherorts in Auflösung; Wirtschaftspolitik wird ököideologisch, was die betroffenen Staaten in ihrer Entwicklung schwächt. Und das ist nur eine kleine Auswahl an Änderungen, die in einem Menschenleben verkraftet werden müssen. Veränderung bedeutet auch mit Ängsten umzugehen und zu moderieren. Wenn man das lässt, muss man sich nicht wundern, das man große Teile der Bevölkerung nicht mehr erreicht und die in ihrem Kokon von einer Welt träumen, deren Grundlagen schon 1960 nicht mehr funktioniert haben. Freitags Abends gibt es im Deutschen Fernsehen eine Wochenschau, moderiert von Welteke(l) - der nach ein paar Jahren Pause die FDP wieder als Bashing Partner entdeckt hat, nur weil sich diese Partei erdreistet gegen den Willen aller Gutmenschen in den Europäischen Parlamenten und Verwaltungen, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wegen mangelnder Praktikabilität durchfallen zu lassen. Die bestellten Klatschäffchen (die, die noch mit Blechspielzeug groß geworden sind, wissen was gemeint ist) im Studio bewegen frenetisch ihre Händchen bei jeder Plattitüde.
Fernsehen kann auch anders: In England wurde jetzt ein 45-jähriger beglückt, weil im Nachlass seines Vaters ein Landschaftsbildchen von Constable schlummerte, das vor ca. 13 Jahren für 30 Pfund auf einer Auktion erworben wurde. Dem Eigentümer wurde die fröhliche Kunde durchs Frühstücksfernsehen kundgetan. Jetzt spricht man von ca. 200 - 300.000 Britischen Pfund als zu erwartendem Erlös und lässt den Vorauktionator in Ruhe, der das Werk nicht erkannt hat. 13 Jahre ist ja noch gar nicht so lange her, wenn man bedenkt, wie lange Rybolovlev und Yves Bouvier sich schon beharken.
Dazwischen soll sich Kunst und Kultur in freiem Austausch bewegen - und schon die Lesung von Hannah Arendt's "Ursprünge und Elemente totaler Herrschaft" scheitert am Gebrüll Unwissender, die ihr Wissen auch nicht erweitern wollen. In einem solchen Klima bleibt bald alles stecken. Es wird spannend, wie die Biennale in Venedig sich in diesem Jahr präsentieren wird.
Die Versicherungswirtschaft muss sich dazwischen zurecht finden. Zunehmende Unsicherheiten führen zu diffuseren Risikobeschreibungen und die damit in Verbindung stehenden Versicherungen werden teurer. HISCOX hat jetzt herausgefunden, dass Selfies eine Gefahr für Kunst darstellen. Vermutlich fallen die Narzissten mit Vorliebe rückwärts stolpernd in die Objekte ihrer egozentrischen Begierden. Oder werden die klimaverzweifelten Bilderstürmer, die ihre Taten dokumentieren, statistisch zu den Selfidioten gezählt? Ein Glück, dass die Mona Lisa hinter Panzerglas lächelt.
Am Mittwoch startet die Art Karlsruhe und gleichzeitig auch die in Bregenz. Dazwischen liegt der Schwarzwald, das wäre doch was: kurz mal von zwei Messen zeitgenössischer Kunst bei Kuckuckuhren ausruhen.
Allen einen fulminanten Start mit Kobel's Kunstwoche in die neue Woche. Bleiben Sie uns gewogen
Stephan Zilkens und das Team der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH in Köln und Solothurn